Rosenheim – Auch Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen einen Schulabschluss zu ermöglichen und beim Einstieg ins Berufsleben zur Seite zu stehen, ist das erklärte Ziel des Vereins „Pro Arbeit“ seit dessen Gründung im Jahr 1997. Um dieses Ziel zu erreichen, sind nicht nur rund 45 Mitarbeiter im Einsatz; unverzichtbar ist auch das Engagement der ehrenamtlichen Qualipaten sowie finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft.
Das Hauptstandbein des Vereins bildet seit Jahren die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS). An nunmehr 29 Schulen in Stadt und Landkreis kümmern sich sozialpädagogische Fachkräfte um Kinder und Jugendliche, führen Einzelgespräche, stehen in Kontakt mit Eltern und organisieren Gruppenarbeiten, wie der Vorsitzende Harald Neu in seinem Bericht ausführte. Neben Grund-, Mittel- und Berufsschulen ist „Pro Arbeit Rosenheim“ inzwischen auch an den Rosenheimer Realschulen etabliert.
Denn längst sei JaS nicht mehr nur an sozialen Brennpunkten ein Thema. Rückmeldungen von den Schulleitern, die JaS als „Gold wert“ und „sehr großen Gewinn“ schätzen, sprächen dabei für sich. Ohne die umfangreiche finanzielle Unterstützung seitens der Stadt und des Landkreises Rosenheim sei JaS in dieser Form allerdings gar nicht denkbar.
Erschreckend sei, wie viel Gleichgültigkeit bei Eltern herrsche, was den Werdegang ihrer Kinder nach dem Schulabschluss anbelangt. Und ebenso erschreckend sei, wie diese Gleichgültigkeit auf die Jugendlichen abfärbe, erläuterte Neu. Dieser Entwicklung steuere man beispielsweise mit dem Bewerbungsplanspiel entgegen, das an den Mittelschulen in den achten Klassen auf dem Stundenplan steht. Auch mögliche Fehltritte beim „echten“ Vorstellungsgespräch – etwa unpassende Kleidung oder mangelnde Informationen über den Betrieb – könnten dank des Bewerbungstrainings mit realen Firmenvertretern verhindert werden.
Ganz persönliche Ansprechpartner bieten sich Rosenheimer Schülern zudem mit den 30 Qualipaten. Die Ehrenamtlichen nehmen sich Jugendlicher ab der siebten Klasse an, unterstützen sie auf dem Weg zum Schulabschluss sowie bei der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle und leisten oftmals zudem „echte Lebensberatung“. Entsprechend fiel das Fazit des Vorsitzenden aus: „Auf unsere Qualipaten sind wir stolz!“
Mit dem Vermittlungscoaching im Auftrag der Jobcenter findet die Betreuung während der Schulzeit gewissermaßen ihre Fortsetzung; mit einer Erfolgsquote von rund 80 Prozent. Von Projekten wie „Bleib stabil“ und „Blick nach vorne“ können auch junge Erwachsene über 25 Jahren profitieren, während „Ankommen und Orientieren“ jungen Menschen – unter anderem Geflüchteten aus der Ukraine – vor der Vermittlung in den Arbeitsmarkt zunächst zu etwas Stabilität verhelfen will.
Unterdessen weiß der Verein nicht nur um den Wert seiner Mitarbeiter und Ehrenamtlichen. Ebenso wichtig ist für „Pro Arbeit“ finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft. „Wir sind sehr froh über unsere Spender“, betonte der Vorsitzende. Etwa über das Rosenheimer Unternehmen Drinkstar, das anstelle seiner Geschäftspartner mit Weihnachtsgeschenken im vergangenen Jahr „Pro Arbeit“ mit einem 7500-Euro-Scheck bedacht hat. Als Ausbildungsbetrieb liege dem Getränkespezialisten der Verein am Herzen, der Jugendliche in problematischen Situationen beim Berufsstart unterstützt, skizzierte Marketingleiter Volkmar Goebel kurz die Motivation seines Arbeitgebers, „ein klein wenig Gutes zu tun“; zumal sich auch ein Mitarbeiter seit Jahren als Qualipate engagiere.
Die Bedeutung als „wertvolle Anlaufstelle für viele Menschen in der Stadt und im Landkreis“ hatte zuvor Rosenheims Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht dem Verein bescheinigt, der sich seit 27 Jahren stark macht für die Belange von jungen Menschen.
Und seit einem Vierteljahrhundert geschieht dies unter der Federführung von Claudia Georgii. Am 1. April 1999 hatte sie mit der Personalnummer 007 das Büro in der damaligen Geschäftsstelle in der Lessingstraße bezogen, umgeben von Provisorien und gebrauchten Möbeln. Mit viel Herzblut, Hartnäckigkeit und – wenn nötig – klaren Worten hat sie in den vergangenen 25 Jahren als Geschäftsführerin die Geschicke von „Pro Arbeit“ geleitet und ist nicht nur für Harald Neu längst zum „Gesicht des Vereins“ geworden. Mit einer musikalischen Laudatio in Form eines Gstanzls würdigten Team und Vorstand Georgiis Verdienste.
Für ihr Zehnjähriges wurde zudem Vera Gievska von der Praxisklasse an der Mittelschule Fürstätt geehrt.
Von Kontinuität zeugten auch die Neuwahlen: Vorsitzender Harald Neu, dessen Stellvertreter Josef Trost und Hans Holzmeier sowie Schatzmeister Erich Schlarb wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Als Kassenprüfer fungieren weiterhin Rudolf Leitmannstetter und Mathias Lederer.