Rosenheim – Rupert Saumweber holt uns am Eingang des Betriebsgeländes ab. Er führt uns in ein Gebäude in der Mitte des Grundstücks. Im Treppenhaus des Gebäudes hängt ein Schaukasten mit Bildern. „Hier hat alles angefangen“, sagt er und zeigt stolz auf eine schwarz-weiße Fotografie hinter der Glasscheibe. Auf dem Bild ist ein Laden mit der Aufschrift „Molkereiprodukte Marie Saumweber“ zu sehen. Vor dem Laden steht ein Mann mit Schürze. „Mein Ur-Urgroßvater“, erklärt Saumweber stolz. Das Bild ist bereits über 100 Jahre alt und zeigt die Anfänge des Familienunternehmens.
Unternehmen in
vierter Generation
1902 haben die Saumwebers eine kleine Molkerei in München eröffnet, ein Jahrhundert später gehören sie zu den größten Butterschmalzherstellern in Deutschland. Nach 120 Jahren in München haben sie sich dazu entschlossen, den Firmensitz nach Rosenheim zu verlegen.
„An unserem alten Standort gab es keinen Platz mehr, um uns zu vergrößern“, erklärt Saumweber: „Deshalb haben wir uns nach einem neuen Standort umgesehen und sind auf das ehemalige Danone-Werk gestoßen. Rosenheim bietet hervorragende Voraussetzungen für uns, um weiterzuwachsen.“ Das Danone-Werk in der Schönfeldstraße in Rosenheim wurde 2021 geschlossen.
Daraufhin wurde ein Käufer gesucht und mit dem Münchner Butterschmalzhersteller gefunden. Die Firma Saumweber ist vor allem für sein Butaris-Butterschmalz bekannt. Ansonsten stellt das Unternehmen als Lohnhersteller verschiedene Milchprodukte, wie beispielsweise körnigen Frischkäse, für den Einzelhandel oder die Industrie her.
Rupert Saumweber führt uns raus aus dem Gebäude und quer über das Gelände. „Hier wird die Sahne angeliefert“, erklärt er und zeigt auf eine Halle am Rand des Grundstücks. Im Gegensatz zu Danone kauft Saumweber Sahne und keine Rohmilch. Sahne ist bei Molkereien in der Käseproduktion Überschuss. Diesen Überschuss kauft das Unternehmen auf. „Wir achten dabei darauf, dass die dafür verwendete Milch überwiegend aus Bayern und zu 90 Prozent aus Deutschland kommt“, versichert er.
Über Rohre gelangt die angelieferte Sahne in große Tanks. Von dort aus wird sie in den zweiten Stock gepumpt, wo sie auf ihre Weiterverarbeitung wartet. Wir setzen uns ein Haarnetz auf und ziehen uns weiße Kittel an. Nachdem wir unsere Hände sorgfältig gewaschen und desinfiziert haben, dürfen wir die Lagerhalle betreten. Dort stehen drei große Tanks. Saumweber erklärt uns, dass die Tanks sowie viele andere Anlagen von Danone übernommen werden konnten.
Ein Stockwerk tiefer befindet sich die Produktion. Gerade eben wird körniger Frischkäse hergestellt. „Der schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch ordentlich Protein, deshalb ist er auch so beliebt bei Bodybuildern“, sagt Saumweber lachend. Insgesamt 4500 Tonnen der Proteinbombe wurden in Rosenheim im letzten Jahr produziert.
Drei Abpacklinien
sind schon in Betrieb
Im Anschluss wird das fertige Produkt noch einmal ein Stockwerk nach unten geschickt. Dort stehen die Abpacklinien. Drei Abpacklinien sind, laut Saumweber, in Rosenheim bereits in Betrieb, fünf befinden sich noch in München.
Der körnige Frischkäse, der heute produziert wird, ist für den Einzelhandel. Er wird in 200-Gramm-Packungen gefüllt, etikettiert, gestapelt und automatisch in das Kühllager gefahren. Auch hier kommt so manche vormalige Danone-Maschine zum Einsatz.
Bei Saumweber sind viele Arbeitsschritte automatisiert. Trotzdem braucht es Mitarbeiter, die mit den Prozessen vertraut sind. „Bevor wir nach Rosenheim gekommen sind, hatten wir insgesamt 43 Mitarbeiter“, sagt Saumweber: „Jetzt sind es schon 72 – Tendenz steigend. Wir bilden aus und sind froh über jeden einzelnen ehemaligen Danone-Mitarbeiter, den wir übernehmen konnten.“
Während die Produktion schon zu großen Teilen nach Rosenheim verlagert wurde, ist die Verwaltung noch in München. „Stück für Stück soll diese aber auch nach Rosenheim geholt werden“, sagt Saumweber. Wir machen uns wieder auf den Weg zurück zum Ausgang. „Wir wollen uns hier langfristig etwas aufbauen, damit auch die nächste Generation etwas davon hat“, erklärt er abschließend. Hier habe das Unternehmen mehr Möglichkeiten, weiterzuwachsen. Denn wie Saumweber betont, sieht er die Zukunft des Unternehmens klar im Standort Rosenheim.