Rosenheim – Heinz und Gerda Pohl aus Rosenheim feierten vor Kurzem ihre diamantene Hochzeit. Ihr 60. Ehejubiläum konnten sie zwar nicht mit ihren vier Kindern, fünf Enkeln und zwei Urenkeln feiern, doch den Tag haben sie trotzdem sehr genossen. Auf die vergangenen Jahrzehnte blickt das Paar zufrieden zurück – auch wenn der Weg zu ihrer Ehe nicht leicht war und sie einige Hindernisse zu überwinden hatten.
Heinz Pohl absolvierte von 1963 bis 1964 seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Er war in Erding bei der Luftwaffe stationiert. Am Tag seiner Entlassung traf er sich mit einem Freund, mit dem er zusammen die Bundeswehr verließ. Zu diesem Anlass wollten beide den Abend gemeinsam ausklingen lassen. „Von meinem Entlassungsgeld habe ich mir einen Anzug gekauft“, erzählt Heinz Pohl. Sie zogen sich schick an und gingen in ein Nachtlokal in Rosenheim. Dort entdeckte er dann auch Gerda, die mit Freunden an einem großen Tisch saß. Prompt setzten sich Heinz Pohl und sein Freund mit an den Tisch. Dabei fiel ihm etwas an Gerda auf.
„Sie hatte ein Armband um ihr Handgelenk, mit einem Blättchen dran, in das etwas eingraviert war“, sagt der 81-Jährige. Sein Freund und er hätten die ganze Zeit versucht, die Gravur zu entziffern, doch es gelang beiden nicht. Irgendwann hatte Heinz Pohl genug. Er packte den Arm von Gerda und beide blickten sich in die Augen. „Als ich nach unten schaute, stand auf dem Blättchen ‚Leck mich am Arsch‘“, sagt Heinz Pohl und lacht. „Da wusste ich, die werde ich heiraten.“
Das wollten die beiden dann auch direkt in die Tat umsetzen. Schon nach 14 Tagen machte Heinz Pohl seiner Gerda einen Antrag. Zur Eheschließung sei es aber beinah nicht gekommen. „Meine Mutter war strikt gegen diese Ehe“, sagt der Rosenheimer. Für ihn war aber klar, dass die Hochzeit stattfindet.
Daraufhin versteckte seine Mutter seine Geburtsurkunde, die er für den Termin beim Standesamt brauchte. „Sie hat gedacht, damit könnte sie alles verhindern“, sagt Heinz Pohl. Doch die Verlobten beantragten eine Kopie und konnten dann – wenn auch mit Verzögerung – am 3. Juli 1964 heiraten.
Gemeinsam zogen sie in die Wohnung von Gerda in der Herzog-Otto-Straße. Dort wuchsen auch ihre vier Kinder auf. Sie selbst kommt ursprünglich nicht aus Rosenheim. Gerda Pohl ist in Masuren, einer Region im Norden Polens, geboren. In jungen Jahren zog ihre Familie auf die deutsche Insel Rügen, bis die heute 85-Jährige die Gelegenheit packte und nach Rosenheim zog. Dort arbeitete sie in einem Geschäft für Tapeten und kümmerte sich um die Erziehung der Kinder.
Auch ihr Mann ist erst im Laufe der Zeit nach Rosenheim gekommen. „Ich wuchs im Sudetenland auf, wo wir vertrieben wurden“, sagt Heinz Pohl. Zunächst ging es nach Hof, ehe seine Mutter in Rosenheim ein Jobangebot in einem Krankenhaus bekam. Heinz Pohl machte nach der Schule erst eine Schreinerausbildung, doch schlug kurz darauf eine ganz andere Richtung ein. Für ihn ging es zum Arbeitsamt, wo er 30 Jahre in der Leistungsabteilung tätig war.
Nun sind beide im Ruhestand und genießen die Zeit zusammen. Jedoch verbringt Heinz Pohl seine Freizeit auch gerne beim Eishockey. Und das schon seit vielen Jahren. „Für meine Frau bedeutete das oft, unter Extrembelastung zu stehen“, sagt er. Denn in der Zeit, die er im Stadion verbrachte, kümmerte sich Gerda um die Kinder und den Haushalt. „Man muss Verständnis für den anderen haben“, sagt die Rosenheimerin. Das sei auch das Geheimnis ihrer langen Ehe. „Die ganze Familie hat immer mit angepackt“, sagt sie.
Auf ihre vier Kinder ist das Ehepaar besonders stolz. Aus allen „ist etwas Anständiges geworden“. Nun wünschen sich die beiden für die Zukunft nur noch eines. „Das Beste ist und bleibt einfach die Gesundheit“, sagt Heinz Pohl.