Rosenheim – Hinter Georg Vogel liegen stressige Stunden. Während am Dienstagabend das schwere Unwetter in der Region tobte, war der Pilot der Rosenheimer Hagelabwehr mit seinem Flugzeug unterwegs – direkt unterhalb der Gewitterwolken.
Herausforderung
für Piloten
„Das war schon eher dramatisch“, sagt Vogl. Das sei eines der heftigeren Unwetter der vergangenen Zeit gewesen und habe auch die Piloten vor einige Herausforderungen gestellt.
Zusammen mit einem Kollegen sei er gegen 17.15 Uhr jeweils mit einem Flugzeug in Vogtareuth abgehoben, um die Gewitterwolken mit einer Vorrichtung auf den Tragflächen mit Silberjodid zu „impfen“. Damit sollen sich dort weniger beziehungsweise nur kleine Hagelkörner bilden. Aufgrund der Entwicklung der Wetterlage sei relativ früh klar gewesen, dass es am Abend noch stärkere Unwetter geben könnte. „Die Gewitterlinie über der Region war diesmal sehr ausgedehnt“, sagt Vogl. Sie habe vom Schliersee bis ins Berchtesgadener Land gereicht. Diesen Bereich seien die beiden Piloten auch abgeflogen.
Einer der heftigeren Gewitterzellen sei aus den Bergen über das Sachranger Tal und das Inntal weiter in Richtung der Gegend um Rohrdorf, Frasdorf und Bad Endorf gezogen. „Dort ging es auch richtig zur Sache“, sagt Vogl. Die Turbulenzen seien plötzlich so stark gewesen, dass „das Fliegen sehr ruppig wurde“. Die Gewitterwolken hätten auch alle Hagelpotenzial gehabt. „Da wären schon Körner mit einer Größe von drei bis fünf Zentimetern möglich gewesen“, berichtet der Pilot.
Allerdings – auch das betont Vogl – muss die Hagelabwehr funktioniert haben, da ihm vom Boden nur Hagelkörner mit einem Durchmesser von einem Zentimeter gemeldet wurden. Dass es an vereinzelten lokalen Stellen dennoch stärker gehagelt hat als anderswo, möchte aber auch Vogl nicht ausschließen. „Bei der Dimension des Unwetters am Dienstag ist es schwierig, das ganze Gebiet komplett abzudecken“, sagt der erfahrene HagelabwehrPilot.
Das liege auch daran, dass es in solchen Gewitterzellen immer neue Entwicklungen gebe. So sei es zum Beispiel für seinen Kollegen am Ende des Einsatzes gar nicht mehr möglich gewesen, sicher nach Vogtareuth zurückzufliegen. „Die Seitenwinde waren dort mit rund 100 Kilometern pro Stunde zu heftig. Da ist das Risiko für die Landung zu groß“, erklärt Vogl. Deshalb habe der andere Pilot dann auch außerplanmäßig in Mühldorf landen müssen.
50 Einsätze
in der Region
Dass das Unwetter am Dienstagabend auch andere Einsatzkräfte in Atem gehalten hat, kann die Integrierte Leitstelle (ILS) bestätigen. „Es wurden rund 50 Einsätze gemeldet. Die Einsatzgebiete reichten vom Inntal bis nach Bad Endorf“, teilte Christian Baab, der Pressesprecher der Stadt Rosenheim, welche für die Leitstelle zuständig ist, auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen mit.
Da weiterhin mit Gewittern gerechnet werde, wurde die ILS vorsichtshalber bereits personell verstärkt, berichtet Baab.