Hightech gegen den Fachkräftemangel

von Redaktion

Neues Forschungsprojekt der TH Rosenheim als Hilfe für kleinere Unternehmen

Rosenheim – Leise fährt der weiße Roboter durch die Halle des Sägewerks der Technischen Hochschule Rosenheim (TH). Er nimmt Kurs auf ein weißes Regal, das mit vier Rollen versehen ist und mitten im Raum steht. Langsam fährt er zwischen den Rollen hindurch, doch dabei gerät das Regal ins Wanken und droht umzukippen. Der Roboter wird gestoppt. Per Hand muss das Regal auf die Maschine gelagert werden. Durch einen Mechanismus verhaken sich die beiden miteinander. Dann setzt der Roboter seinen Weg fort und fährt das Regal mit den benötigten Materialien zu seinem Zielpunkt. Diesmal ohne Zwischenfall.

Erprobung noch in der
„Optimierungsphase“

„Ab und zu läuft noch einiges nicht wie geplant. Aber wir befinden uns auch gerade in der Optimierungsphase“, sagt Professor Erwin Friedl von der Fakultät Holztechnik und Bau. Der kleine Roboter ist einer von sechs, der in der TH Rosenheim steht. Sie sind Teil des Forschungsprojekts „FLEET“. Zusammen mit dem Diplom-Ingenieur Karsten Binninger, der für die Digitalisierung der Produktionsumgebung zuständig ist, zeigt Friedl, was die Roboter alles können. „Es handelt sich dabei um einen mobilen, selbstfahrenden Transportroboter, der über eine Software gesteuert wird“, sagt der Professor. Eingesetzt werden kann er zur Materialversorgung von Produktionsmaschinen auf schmalen Transportwegen.

Arbeitsschritte sollen
automatisiert werden

Friedl verfolgt damit ein bestimmtes Ziel: Die Roboter sollen Arbeitsschritte wie Heben, Be- und Entladen sowie den Transport von Werkstücken den Mitarbeitern abnehmen und automatisieren. „Der Roboter kann von einer Bearbeitungsstation, wie zum Beispiel einer Maschine, zur nächsten fahren. Dabei orientiert er sich an der Reihenfolge des Herstellungsprozesses der Bauteile“, erklärt Friedl.

Dem Roboter werden feste Haltestationen vorgegeben, wodurch er über eine vordefinierte Strecke gelotst wird. Das Ganze funktioniert über ein eingebautes Navigationssystem. „Vorne in dem Roboter ist ein Laserscanner, der eine 2D-Landkarte von seiner Umgebung scannt“, erklärt Karsten Binninger.

Bei seiner Arbeit sei er auf einige Herausforderungen gestoßen. „Damit das Gerät störungsfrei fahren kann, braucht es eine freie Fläche“, sagt Binninger. In einer Werkstatt oder Produktionshalle sei das nicht immer einfach. Oft würden Materialien oder Werkzeuge im Weg liegen. In dem Sägewerk der TH Rosenheim sei das zwar kein Problem, doch für die Anwendung in Unternehmen müsse noch einiges verbessert werden. Zum Beispiel, dass die Transportroboter im Notfall mögliche Hindernisse einfach umfahren können.

Es seien schon einige Firmen auf das Team zugekommen und hätten sich über die Forschung informiert. Eingesetzt werden kann der Roboter aber noch nicht. Jedoch soll er in Zukunft kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen. „Denn dort ist der Fachkräftemangel deutlich spürbar“, sagt Binninger. Ein Grund sei die Politik. „Sie möchte, dass mehr Leute studieren, als in Richtung Handwerk zu gehen“, sagt der Diplom-Ingenieur. Eine Ausbildung sei oftmals nicht „so hoch angesehen wie ein Studium“. Doch an der TH Rosenheim könne man sich den beiden Männern zufolge nicht beklagen. Die Studentenzahl sei „immer stabil in den vergangenen Jahren gewesen“.

Holzindustrie ist
Roboter-Neuland

Für Erwin Friedl ist dieses Forschungsprojekt etwas Besonderes. Von 2021 bis 2023 haben er und sein Team daran gearbeitet, die Holzindustrie voranzutreiben. Denn dort sei der Einsatz von Robotern noch sehr selten. „In der Holzindustrie bauen wir keine Standardteile, denn oft werden Möbelstücke nach eigenen Vorstellungen individuell hergestellt“, sagt Friedl. So würden die Materialauswahl oder auch die Größe immer wieder wechseln – und das sei schwierig zu automatisieren.

Zusammenarbeit mit
der Firma Safelog

Über das Forschungsprojekt freuen sich auch die Mitwirkenden der Firma Safelog. „Die Zusammenarbeit mit Hochschulen im Rahmen von Forschungsprojekten ist immer sehr spannend, da wir dort die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung kennenlernen“, sagt Moritz Schmidt, Head of Sales der Firma Safelog.

Durch die Teilnahme an dem Forschungsprojekt habe die Firma ein besseres Verständnis für die allgemeinen Anforderungen in der Holzindustrie kennengelernt. Das sei wichtig, da die Roboter insbesondere in kleineren Betrieben eine große Unterstützung werden können.

Mittlerweile seien industrielle Bearbeitungsmaschinen fast vollständig automatisiert. Oft fehle nur der selbstständige Weg vom bearbeitenden Material zur Maschine und anschließend zum Warenausgangsbereich. „Genau für diese Transporte werden dann unsere mobilen Roboter eingesetzt“, sagt Schmidt.

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