Ein Rosenheimer in den „Kaulitz Hills“

von Redaktion

Zu Hause bei Bill, ganz nah an Heidi und Tom: Alltag für Johannes Obermaier. Der Rosenheimer ist Kameramann bei der Netflix-Serie „Kaulitz & Kaulitz“. Wie er die Stars erlebt und was auf die Fans in Staffel zwei zukommt, verrät Obermaier im exklusiven Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Rosenheim – Ein Rosenheimer in Los Angeles, hautnah an den wohl berühmtesten Zwillingen Deutschlands. Das erlebt Johannes Obermaier inzwischen regelmäßig. Aber von vorne: 22. Juli 2023. In Berlin findet der Christopher Street Day statt. Rund 500000 Besucher werden vor dem Brandenburger Tor erwartet. Hinter den Kulissen warten Gustav, Georg, Bill und Tom auf ihren großen Auftritt. Die vier jungen Männer sind es gewohnt, vor tausenden Menschen aufzutreten. Schon in jungen Jahren wurden sie als „Tokio Hotel“ berühmt.

Privat unterwegs
mit Bill und Tom
und Heidi Klum

Mittendrin im Trubel: Johannes Obermaier. Er ist hautnah dran an den Stars, die inzwischen in L.A. leben. Auf dem Weg zum CSD hat er die Zwillinge das erste Mal persönlich getroffen und sich vorgestellt. Und zwar als einer der Menschen, die Bill und Tom ab diesem Tag für ein Jahr regelmäßig begleiten werden. Zu Hause, in der Öffentlichkeit, immer. Denn für ihre Netflix-Serie „Kaulitz & Kaulitz“ öffnen die Brüder der Welt Tür und Tor. Obermaier steht dabei hinter der Kamera.

Kaulitz & Kaulitz:
Die Zwillinge waren zu Beginn skeptisch

„Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, erzählt der 38-Jährige über den Drehtag auf dem CSD. „Das war irre“, sagt er, der dann plötzlich mit der Band gemeinsam auf der Bühne stand. Nach dieser ersten Begegnung gab es zunächst eine Pause zum Durchatmen, ehe es für das Filmteam in die USA ging. Das Hauptmotiv dabei: Bills Haus in Los Angeles. Privater könnte es wohl nicht sein. Toms Zuhause, wo er mit seiner Frau Heidi Klum und ihren Kindern lebt, war allerdings von Anfang an tabu. „Natürlich wäre man da gern mal hin und hätte ihn auch mehr privat erlebt und nicht nur als den, der Bill besucht. Aber wir haben seinen Wunsch natürlich respektiert“, sagt Obermaier.

Ohnehin waren die Zwillinge zu Beginn der Dreharbeiten noch ziemlich skeptisch, wie der Kameramann erzählt. „Es hat, vor allem bei Bill, so zwei Wochen intensive Dreharbeiten gedauert, bis das Eis gebrochen war.“ Zuvor seien er und seine Kollegen lediglich die „gesichtslosen Medienleute“ gewesen. Die anfängliche Skepsis erklärt sich Obermaier damit, dass die Kaulitz-Brüder bereits seit ihrer Kindheit Teil der Medienlandschaft waren – und auch viele schlechte Erfahrungen machen mussten. „Oft waren die Medien auch Gefahr für sie“, sagt Obermaier. Wegen des Trubels um sie sind Bill und Tom schließlich vor vielen Jahren nach L.A. ausgewandert.

Für Obermaiers Arbeit war es allerdings enorm wichtig, das Vertrauen der beiden zu gewinnen. „Sie mussten uns vertrauen, dass wir nicht vorhaben, sie bloßzustellen oder hinter ihrem Rücken etwas zu drehen“, erzählt er. „Nur so kann man diese ungewöhnliche Nähe schaffen. Es sollte nicht voyeuristisch wirken. Und um dieses Gefühl zu erschaffen, habe ich versucht, so nah wie möglich zu sein. Teilweise nur wenige Zentimeter entfernt und dabei quasi unsichtbar zu bleiben.“

Netflix-Format als
eine Mischung aus Doku und Reality

Sobald das Eis gebrochen war, konnte er seiner Arbeit wie gewohnt nachgehen. Eigentlich kommt Obermaier aus der Welt des Kinodokumentarfilms und der Werbung. Mit Reality-TV hatte er bis „Kaulitz & Kaulitz“ nichts am Hut – und auch mit internationalen Superstars wie den Kaulitz-Brüdern nicht. „Irgendwann konnte ich mich absolut frei bewegen und meine normale dokumentarische Arbeit machen, ganz unabhängig, ob das jetzt Superstars sind oder nicht“, erzählt Obermaier. Irgendwann habe er sogar vergessen, dass er mit zwei Stars unterwegs ist. Zumindest, solange sie in den USA gedreht haben.

Mit dem Regisseur Michael Schmitt hatte er zuvor schon gearbeitet – und er war es auch, der ihn für das Projekt mit den Tokio-Hotel-Brüdern angefragt hat. „Ich bin auch nie mit einer Reality-Denkweise in das Projekt gegangen“, sagt er. Als bildgestalterisches Negativ-Beispiel hat er sich „Keeping up with the Kardashians“ herangezogen. So wollte er es nicht machen. Er wollte die Dokumentarwelt mit der Reality-Welt verbinden. Und mit dem Ergebnis ist er zufrieden.

„Ich bin happy“, sagt er. „Aber was für mich das Wertvollste an diesem Projekt war, ist, dass wir Bills Stimme in der LGBTQ-Bewegung für viele Millionen Menschen weltweit in 193 Ländern hörbar machen konnten.“

Auch Bills Liebesleben war kein Tabu in der Show. Besonders sein Dauer-Flirt mit Schlagersänger und Reality-Star Marc Eggers. Obermaier kannte Eggers vor den Dreharbeiten nicht. Aber auch ihm wurde schnell bewusst, dass seine Welt „komplett gegensätzlich zu Bills Weltansicht“ ist. „Deshalb war das von vornherein eine spannende Konstellation und für unsere Show steckte großes Potenzial für einen Spannungsbogen drin.“

Auch Bill Kaulitz‘
Liebesleben rückt in den Fokus der Serie

Für das Filmteam ein Jackpot. Denn man wollte keine künstliche Spannung erzeugen, sondern vielmehr nur rote Fäden sammeln. Und die Romanze um Bill und Marc war einer davon. „Aber, dass das jetzt keine Liebe fürs Leben ist, hat man sehr früh gefühlt.“ Dennoch endete die erste Staffel von „Kaulitz & Kaulitz“ mit einem Cliffhanger, als Bill seinen Bruder zu einer zweiten Staffel der Reality-Serie überreden möchte.

In der zweiten Staffel
passieren natürlich „viele irre Sachen“

„Ich will unbedingt sehen, wie es mit Bill und Marc weitergeht“, sagt der Sänger mit einem Lachen zu seinem Bruder.

Fest steht: Es wird weitergehen – ob mit Marc Eggers oder ohne, wird sich zeigen. Johannes Obermaier ist allerdings sicher mit dabei. Und die Dreharbeiten laufen sogar schon. Viel verraten darf er allerdings noch nicht. Nur: „Es werden wieder genauso viele irre Sachen passieren.“

Artikel 4 von 8