Rosenheim – Christine und Max Wagner sitzen am Esstisch in ihrer Wohnung in Rosenheim. Als sie anfangen über ihre Ehe zu reden, lachen sie viel und schauen sich verliebt in die Augen. Immer wieder tätscheln sie den Arm des anderen. „Nach 60 Jahren sind wir immer noch wie Turteltauben“, sagt Max Wagner. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahren auch einige Herausforderungen gab.
Max schwärmte von
ihrer „strahlenden Erscheinung“
Kennengelernt haben sich die beiden über den Bruder von Christine Wagner. Er war auch ein Freund von Max Wagner. An einem Abend wollten die beiden zusammen ausgehen. Prompt nahm der Bruder seine jüngere Schwester mit. Max Wagner sei von ihr direkt hin und weg gewesen. „Sie hatte eine strahlende Erscheinung und war mir direkt sympathisch“, erinnert er sich. „Aber sie hatte viele Bewerber und ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet mich ausgewählt hat.“
Christine lacht:
„Es hat bei mir ein bisschen gedauert“
Für Christine Wagner sei es hingegen nicht die Liebe auf den ersten Blick gewesen. „Es hat bei mir ein bisschen gedauert, aber es hat ja dann ein gutes Ende genommen“, sagt sie und lacht. Es sei sein Durchhaltevermögen gewesen, der sie letztendlich überzeugte. Immer wieder lud er sie zu einem neuen Treffen ein. Dann funkte es auch bei ihr. An ein Treffen können sich die beiden noch besonders gut erinnern.
„Ich musste schon ein bisschen um sie kämpfen, denn sie war eine verwöhnte junge Dame“, sagt Max Wagner scherzhaft. Christine sei etwas vermögender gewesen, während er „ein armer Schlucker“ gewesen sei. An einem Abend lud er seine Christine in ein Wirtshaus ein. Sie habe sich einen Hackbraten bestellt.
„Sie fragte mich, was ich essen will und ich sagte ihr, dass ich keinen Hunger habe“, erzählt Max. Das sei jedoch gelogen gewesen. Er hatte riesigen Hunger, doch das Geld habe nur für eine Portion gereicht.
Die „verwöhnte junge Dame“ wird schon bald schwanger
All seine Bemühungen zahlten sich letztendlich aus und die beiden wurden ein Paar. Christine Wagner wurde kurze Zeit später mit der gemeinsamen Tochter schwanger und das führte dazu, dass die beiden am 14. August 1964 heirateten. Zu der Ehe seien sie auch ein Stück weit gezwungen worden. „Mein Opa war ein konservativer Mensch“, sagt Max Wagner. „Er sagte zu mir, dass ich Christine heiraten soll, denn sonst würde er mich enterben.“ Glücklich seien die beiden über diesen Schritt dennoch bis heute. Das Ehepaar zog in ein Haus in Pang, wo ihre Tochter aufwuchs. Während Christine Wagner die Umgebung von Rosenheim schon seit ihrer Kindheit kannte, ist ihr Mann mit sieben Jahren erst hierhergekommen.
Aus dem Kind im Kofferraum wird ein kluger Kaufmann
„Ich bin ein Schmuggelkind“, sagt der heute 84-Jährige. In Linz wurde er geboren. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, denn er fiel im Krieg.
In jungen Jahren erkrankte Max an der Lunge. Doch bei seiner Mutter in Österreich wurde er nicht gesund. Seine Großeltern, die in Rosenheim lebten, nahmen ihn deshalb mit zu sich. Im Kofferraum schmuggelten sie ihn über die deutsche Grenze.
Max Wagner wurde gesund und begann eine kaufmännische Ausbildung. Fast 40 Jahre arbeitete er bei der Papierfabrik Niedermayer in Rosenheim. Auch seine Frau machte dieselbe Ausbildung und arbeitete bis zu ihrer Rente beim Bayerischen Verwaltungsgericht in München. Nun verbringen sie ihren Abend gerne auf ihrer Terrasse in ihrer neuen Wohnung in Rosenheim. Ein Geheimnis für ihre lange Ehe haben die beiden nicht. „Wir haben beide ein heftiges Temperament und auch kleinere Krisen im Laufe der Jahre erlebt.
Die Liebe besteht:
„Ich möchte ohne
sie nicht mehr sein“
Aber im Endeffekt haben wir uns immer wieder zusammengesetzt und darüber geredet“, sagt die 79-Jährige. Dem stimmt ihr Mann sofort zu. In der Ehe müsse man in guten und schlechten Zeiten zusammenhalten. Für Max Wagner steht eines fest: „Ich möchte ohne sie nicht mehr sein.“
Lachen ist wichtig: „Kindischer Teufel“
statt „grantiger Hund“
Was die beiden in der Ehe jahrelang begleitet hat, ist Humor. Schon frühmorgens bringt Max seine Frau mit spaßigen Äußerungen zum Lachen. „Und damit beginnt der Tag schon gut“, sagt Christine Wagner. Und das sei stets die Devise von ihrem Mann gewesen. „Man kann im Alter ein grantiger Hund sein oder ein kindischer Teufel. Ich habe mich für Letzteres entschieden“, sagt er. Für die Zukunft wünschen sich die beiden nur viel Gesundheit. Denn das sei alles, was man im Leben bräuchte.