Rosenheim – Autofahren und Alkohol – das ist eine schlechte Kombi. Eine gute Alternative war da gut 30 Jahre lang der sogenannte „Promille-Express“ von Rosenheim. Die nächtlichen Spezialfahrten, die während der Herbstfestzeit angeboten wurden, erfreuten sich großer Beliebtheit, wie auch ein Archivfoto aus dem Jahr 2019 zeigt. Im vergangenen Jahr war mit diesem Service dann aber Schluss. Begründet wurde diese Entscheidung vonseiten der Stadt mit dem deutschlandweiten Fahrermangel.
Große Aufregung
gab es schon im vergangenen Jahr
Die Aufregung danach war groß. Im Ferienausschuss 2023 wurde dann sogar darüber diskutiert, was nun eigentlich der „Promille-Express“ ist. Umgangssprachlich werden zur Herbstfestzeit gerne alle Nachtbuslinien so bezeichnet. Doch bei der Stadt sieht man das wesentlich differenzierter, wie es jetzt auch aktuell wieder in einer Stellungnahme zum Thema „Busverkehr zur Herbstfestzeit“ heißt: „In Wirklichkeit ist der Promilleexpress lediglich die Verbindung Stadtmitte zum Herbstfesteingang Kaiserstraße und zurück.“ Viel wichtiger als diese Definitionsfrage ist aber, wie es denn nun generell mit den Busverbindungen zur Herbstfestzeit aussieht.
Erneut keine Sonntagsfahrten im Angebot der Stadt
Und da wird es erneut wieder nicht viel mehr geben als das reguläre Angebot: Nach Auskunft der Stadt fährt der „Promille-Express“ ab 20.01 Uhr im Halbstundentakt durchgängig vom Herbstfesteingang Kaiserstraße über Stadtmitte zum Bahnhof und der Ringlinie Aising/Pang (Linie 421 und 422) und wieder zurück. Sonntagsfahrten wird es auch heuer nicht geben.
B. Gruber aus dem Rosenheimer Stadtteil Hohenofen kann das nicht verstehen. Schließlich seien die Busse in der Vergangenheit immer gut nachgefragt gewesen – an allen Wiesn-Tagen. Sie denkt dabei nicht nur an Hohenofen, sondern auch an die vielen Tausend Menschen in den anderen Stadtteilen im Rosenheimer Süden wie beispielsweise Pang, Aising, Happing, Kastenau, Heilig Blut, Westerndorf am Wasen, Oberwöhr und Schwaig.
„Am mittleren Sonntag sind das Erntedankfest und am Abend der Blasmusik-Abend im Flötzinger-Festzelt. Da ist den ganzen Tag über viel los“, sagt sie. Ihr Mann, A. Gruber, pflichtet ihr bei. „Wir hatten eigentlich gedacht, dass sich mit der Übernahme des Stadtverkehrs durch die Stadt die Situation im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert“, sagt er. Doch dem sei nicht so – im Gegenteil. Beide wollen sich deshalb erst einmal noch überlegen, ob sie das Herbstfest heuer an den Sonntagen überhaupt noch besuchen.
Auch für Nachtschwärmer bleibt es schwierig
Keine Alternative ist der Bus auch für Herbstfest-Besucher, die nach dem Schankschluss in den Bierburgen den Abend noch in den Bars und Clubs in der Stadt ausklingen lassen wollen. Der bisher letzte Kurs in den Rosenheimer Süden um 0.37 Uhr wurde in diesem Jahr sogar gestrichen. Damit ist von Montag bis Samstag bereits um 0.10 Uhr die letzte Fahrt. Zwar gibt es um 1.30 Uhr noch eine letzte Verbindung. Dieser Bus bedient aber nicht mehr die gesamte Strecke.
Auch auf der stark genutzten Kolbermoorer Linie gibt es nicht mehr Fahrten als im Vorjahr, als noch der Regionalverkehr Oberbayern den Stadtverkehr organisiert hatte. Wer nach Happing und in die Kastenau möchte, muss sich ebenfalls sputen: Letzte Abfahrt ist um 0.49 Uhr. Wer wie früher möglichst um 2 Uhr, 3 Uhr oder sogar 4.30 Uhr noch den Bus nehmen will, bleibt dann wortwörtlich auf der Strecke. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Busbetrieb in den späten Nachtstunden hinein vom Rosenheimer Publikum nicht in Anspruch genommen wird. Daher wird es dieses Jahr zu keiner Ausweitung der Fahrzeiten kommen“, heißt es dazu als Begründung von der Stadt Rosenheim.
Auch Ein-Euro-Tickets an den Samstagen gibt es nicht mehr
Ebenfalls Vergangenheit ist das Ein-Euro-Ticket an den Samstagen, für das die Stadt noch 2023 während der Herbstfestzeit geworben hat. Mit Einführung des MVV-Tarifs Ende 2023 wurde es wieder eingestellt. „Die Stadt Rosenheim ist Ende des Jahres 2023 dem MVV beigetreten. Damit geht auch die Tarifbindung des MVV positiv wie negativ einher. Das Ein-Euro-Ticket kann daher nicht mehr angeboten werden“, so die Antwort der Stadtverwaltung auf OVB-Anfrage.
Bleibt wieder oft nur das reguläre Taxi. Aber auch bei dieser Alternative gibt es Probleme: Das Anruf-Sammel-Taxi (AST) verkehrt täglich lediglich bis 1 Uhr in der Nacht und bedarf einer Voranmeldung. Die Anmeldefrist wurde zudem von 30 auf 60 Minuten erhöht. Wer also um 1 Uhr heimfahren will, muss sich spätestens um 24 Uhr anmelden – und etwas tiefer in die Tasche greifen als bisher. Eine Fahrt in die äußeren Stadtteile kostet fünf Euro pro Person.