Rosenheim – In wenigen Tagen ist es so weit: Am Samstag, 31. August, startet das Rosenheimer Herbstfest. Schon seit Monaten laufen die Vorbereitungen – auch was das Sicherheitskonzept für die Wiesn angeht. Doch wie sicher ist es in Rosenheim wirklich? Und was wird alles für den Schutz der Besucher gemacht?
Spätestens nach dem Terror auf dem Stadtfest von Solingen, bei dem drei Menschen getötet und vier weitere schwer verletzt wurden, hat das Thema Sicherheit eine völlig neue Dimension erreicht. Wiesn-Chef Klaus Hertreiter liefert die Antworten zu den zur Zeit drängendsten Fragen.
Wird nach dem Vorfall in Solingen darüber nachgedacht, die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Rosenheimer Herbstfest noch einmal zu verstärken?
Solingen ist kein Einzelfall. Messerattacken und Angriffe anderer Art kommen immer wieder vor. Aus diesem Grund arbeiten wir ständig an unserem Sicherheitskonzept. Aber es ist prinzipiell ein sehr schwieriges und komplexes Thema. Denn wir können nicht alles verbieten. Dann geht es am Ende so weit, dass in den Festzelten nur noch mit Löffeln gegessen werden darf, weil es ein Messerverbot gibt. Es ist ein Thema, das auch abseits der Festplätze dominiert. Unsere innere Sicherheit ist ein gesellschaftliches Problem. Was wir machen können, machen wir auch.
Zum Beispiel?
Wir haben Betonpoller an den Ein- und Ausgängen aufgestellt. Die gibt es seit 2016, nachdem ein Lkw in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gefahren ist.
Gibt es Neues bei den
Taschenkontrollen?
Seit 2016 gibt es auch Taschenkontrollen. Diese werden sicherlich intensiviert und sehr engmaschig vorgenommen. Fest steht, dass es auch heuer wieder geregelte Zugänge geben wird. Heißt: Jeder, der aufs Festgelände möchte, muss an den Ordnungsdiensten vorbei. Die schauen sich die Besucher ganz genau an und kontrollieren sie gegebenenfalls.
Was beinhaltet das Sicherheitskonzept noch?
Das gesamte Veranstaltungsgelände sowie Teile der Innenstadt werden videoüberwacht. Zudem gibt es Sicherheitskräfte und von Donnerstag bis Samstag ist die Citystreife im Einsatz. Auch die Bundes- und die Landespolizei sowie das städtische Jugendamt ergreifen während des Herbstfests zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Die Hoffnung ist, dass es uns so gelingt, jemanden, der einen Anschlag vorhat, schon frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Aber das ist natürlich sehr schwierig. Ein Restrisiko bleibt immer.
Hat man da als Veranstalter nicht ein mulmiges Gefühl?
Wir haben Vertrauen in unser Konzept. Zudem haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungsdienst, der Polizei und den anderen Behörden. Wir stehen in regelmäßigem Austausch und versuchen immer, Dinge zu optimieren. Aber natürlich ist uns bewusst, dass immer etwas passieren kann. Das können wir leider nicht ausschließen.
Am heutigen Dienstag findet eine Sicherheitskonferenz statt. Wurde diese extra wegen der Tat in Solingen einberufen?
Nein. Wir haben im Vorfeld immer eine Vielzahl an Sicherheitskonferenzen, bei denen mehrere Themen besprochen werden. Unser Hauptthema – zumindest bisher – waren die Unwetterlagen. Aber wir werden auch auf andere Themen eingehen. So wird sicherlich darüber nachgedacht, ob die Polizeipräsenz noch einmal erhöht werden soll. Am Freitag sowie nach dem ersten und zweiten Wiesn-Wochenende finden dann nochmals Sicherheitskonferenzen statt. Und natürlich sind die Treffen auch je nach Situation kurzfristig möglich.
Kurze Wege haben Sie ja.
Genau. Die Polizei ist auf dem Gelände, zudem ist der Leiter des Katastrophenschutzes regelmäßig vor Ort.
Das Konzept jedenfalls scheint zu funktionieren. Größere Zwischenfälle hat es – zum Glück – in der Vergangenheit nicht gegeben.
Das kann man so sagen. Aber es kann eben immer mal was passieren. Da muss man nur nach Leipzig schauen, wo es zum Brand eines Riesenrads gekommen ist. Wir versuchen, alle nötigen Maßnahmen zu treffen, damit so etwas eben nicht passiert. Fest steht: Wir sind gut aufgestellt, werden aber selbstverständlich noch einmal mit den Behörden sprechen, wo eventuell nachgeschärft werden könnte.
Interview: Anna Heise