Rosenheim – Dass Kristina Schreiner diesen Schritt gewagt hat, ist für sie oft noch unbegreiflich. Vor zwei Jahren gründete sie ihre eigene Firma „Chewsome“. Diese stellt „Bites und Bällchen“ für eine breifreie Ernährung für Babys und Kinder ab acht Monaten her. Die Bällchen bestehen unter anderem aus Gemüse, Haferflocken und etwas Mehl. Doch der Weg dorthin war für Schreiner nicht einfach. Mit der eigenen Firma kamen auch Ängste und Herausforderungen. Trotzdem würde sie nichts an ihrer Entscheidung ändern. „Ich bin froh, dass ich das Ganze angegangen bin“, sagt sie.
Die Idee kam mit der Geburt ihres ersten Kindes 2020. Sechs Monate später kehrte Schreiner wieder zurück in ihren Job bei Siemens. Allerdings habe sie schnell gemerkt, dass sich einiges verändert hatte. „Der Job hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber in vielen Situationen konnte ich mir wichtige Werte nicht so vorantreiben, wie ich es mir gewünscht hatte“, sagt sie. Hinzu kam noch, dass sie sich um die gesunde Ernährung ihres Sohnes kümmern wollte. Bei Letzterem stellte ihr Sohn sie allerdings vor eine große Herausforderung.
Beikost für Babys
ab acht Monaten
„Mein Kind wollte keinen Brei essen“, erinnert sich die 37-Jährige. Als sie ihm Beikost aus Gläsern anbot, sei er nicht begeistert gewesen. Schreiner recherchierte im Internet und stieß dabei auf die „Baby-led-Weaning“-Bewegung. Dabei wird auf das Füttern von Brei bei Babys verzichtet. Stattdessen wird ihnen Beikost angeboten, wodurch sie selbstbestimmt am Familientisch mitessen können. „Mein Sohn fand das toll. Er hat angefangen, selber mit der Hand zu essen und hat alles ausprobiert“, sagt Schreiner.
Doch als sie nach Fertigprodukten im Supermarkt gesucht habe, sei sie nicht fündig geworden. „Ich habe mich ziemlich geärgert, dass es sowas noch nicht gibt. Vor allem für berufstätige Eltern wäre das eine gute Alternative“, sagt Schreiner. Also stellte sie sich abends in die Küche und kochte Gemüsestäbchen und Kartoffelpuffer vor. Mit einer Freundin sei dann der Gedanke aufgekommen, ein eigenes Produkt herauszubringen. Und das tat sie dann auch.
Schreiner verließ Siemens und gründete im Juli 2022 die Firma „Chewsome“. In kürzester Zeit kamen ihre Freunde Nadine Koch und Julika Wagner hinzu. Für die drei Mehrfach-Mütter ist die Firma etwas Besonderes. Und das, obwohl es auch mal schwierige Momente gab. Vor allem der Anfang sei eher holprig gewesen, erinnert sich die gebürtige Rosenheimerin, die nun in München lebt.
Schwierige Anfangszeit
„Gefühlt einmal in der Woche stelle ich mir noch die Frage, ob es eine blöde Idee war“, sagt Schreiner und lacht.
Als die ersten Gemüse-Bällchen Anfang Januar auf den Markt kamen, sei die Nachfrage groß gewesen. Schnell waren sie ausverkauft und das Team um Schreiner wollte für Nachschub sorgen. Doch das stellte sie vor weitere Probleme.
Schreiner erklärt, dass sie bei den Gemüse-Bällchen auf regionale Bio-Waren zurückgreifen. „Mit unserem Produzenten haben wir einen Produktionstermin ausgemacht und mussten feststellen, dass wir kein Gemüse mehr in der Qualität bekommen, die wir brauchen“, sagt sie. Denn bei Babynahrung müsse man besonders auf Grenzwerte und Anforderungen schauen. „Es wird unter anderem auf Gefahrstoffe wie Nitrat und Rückstände von Pestiziden und Schimmelsporen überprüft“, sagt Schreiner. Das sei zwar wichtig, jedoch mache das die Suche nach gutem Gemüse extrem schwierig. Die drei Frauen verbrachten fast fünf Monate damit, Händler zu kontaktieren, um die passende Ware mit dem richtigen Qualitätsstandard zu finden. „Wir hatten große Zweifel, ob das alles klappt. Aber im Juli konnten wir noch einmal produzieren und haben tolle Produkte auf den Markt gebracht“, sagt die 37-Jährige. Nun stehen einige Verbesserungen auf dem Plan.
Verbesserungen
für Kunden
„Das Produkt ist nicht gerade günstig“, sagt Schreiner. „Zum einen ist unser Betrieb teuer und zum anderen versenden wir die Produkte tiefgefroren, mit Trockeneis.“ Und das kostet viel Geld. Doch das könne sich bald ändern, hofft Schreiner. Sie wollen in Zukunft ihre breifreien Produkte in Supermärkten anbieten. Zum einen der Umwelt zuliebe und zum anderen sei es praktischer und kostengünstiger für die Kunden. „Wir stecken zudem noch in der Produktentwicklung für unser zweites Produkt“, sagt Schreiner. Sie verrät, dass es dabei in Richtung Backwaren gehen soll.
Mit viel Durchhaltevermögen habe sie es durch die Anfangszeit geschafft. Nun blickt sie stolz auf das zurück, was sie geschafft hat. Dass sie mal ihr eigenes Unternehmen gründet, hätte sie nicht gedacht. „Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Produkte einfach am Markt gebraucht werden“, sagt Schreiner.