Opas Hosenträger treffen Flügerl-Blusen

von Redaktion

Obacht, Dirndl und Burschen: Das Herbstfest steht vor der Tür und mit ihm die neuesten Trachtentrends. Wir haben in den Rosenheimer Boutiquen nachgefragt, welche Styles heuer „in“ sind – und welche schon wieder als „out“ gelten.

Rosenheim – „Ein sehr modisches Thema bei den Herren ist heuer die Ketterlweste – in verschiedenen Farben und überwiegend leichten Stoffen“, weiß Paul Unterseher vom gleichnamigen Trachtengeschäft in der Rosenheimer Altstadt. Dazu trägt der bayerische Mann uni-farbene Leinenhemden in weiß, grau und grün mit Stehkragen – gerne in Kombination mit einer feschen Lammwoll-Strickjacke aus der aktuellen „Schorsch Hackl“-Kollektion.

Bei den Dirndln liefern sich hochgeschlossene und offenherzige Schnitte ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen – und das je nach Vorliebe der Trägerin. Tendenziell werden die Röcke wieder länger, um die 80 Zentimeter bis zur Mitte der Waden. Vom klassischen Baumwolldirndl in Rot mit blauer Schürze bis zu modisch inspirierten Stoffen sei heuer querbeet alles dabei.

Großvaters Mode
ist wieder angesagt

Federico Plumari von „Trachten Auanger“ weiß: „Die Herren mögen es schlicht. Einfarbige oder dünne Streifenhemden in Leinen geben den Ton an. Nicht ganz neu, aber eine neumodische Erscheinung stellen die Hosenträger dar: Sie sind oft nicht mehr aus Leder, sondern mit Gummibesatz – wie es früher der Opa auch im Alltag getragen hat oder es bei den Jeans der Fall ist.“ Bei den Damen haben – wie schon im vergangenen Jahr – Samtstoffe und farbige Blusen die Nase vorn. Ebenfalls beliebt sind die kurzen, schulterumspielenden Flügerl-Ärmel bei den Blusen. Der Tipp von Mama Renate für alle modebewussten Wiesn-Gängerinnen: „Miederdirndl und dezent bunte Schlupfblusen, aber aufeinander abgestimmt: Stechen dürfen sich die Farben nicht.“

Nicole Schuster vom Rosenheimer Trachtenladen „Wirkes“ kann bestätigen, dass Samt nach wie vor der Renner ist – und zwar in sämtlichen Farben von Blau und Grün über Beere bis hin zu Anthrazit und Schwarz.

Tradition wird
großgeschrieben

Auf dem Rock darf es etwas ausfallender zugehen: Glitzer oder größere Muster seien angesagt. Die Bluse gerne in Schwarz oder klassisch Weiß. Die kurzen mit den angetäuschten Ärmelchen in Flügel-Form seien gerade bei wärmeren Temperaturen sehr angenehm.

Auf dem Rosenheimer Herbstfest werde Tradition großgeschrieben, was sich vor allem in der Mode der Herren widerspiegelt: „Aktuell machen braune, anthrazitfarbene und schwarze Lederhosen das Rennen – gerne mit dezenter, feiner Stickerei. Die hellen Buxen sind gerade gar nicht mehr so gefragt. In den anderen Filialen wie in Straubing und vor allem in München hingegen sind die Ledernen krachiger und die Dirndl kürzer.“

Martin Kolb, Leiter des bayerischen Trachtenhauses „Karl Jäger“ in Rosenheim, erklärt, über Plattlerhosen und Originaltracht bis zu den alten Hirschledernen sei für die Herren generell querbeet alles vertreten. Dazu kleingemusterte Hemden und Westen ebenfalls mit Feinmuster. Die Dirndl sind hingegen farbenfroher. Bevorzugt geht es heuer ins hochgeschlossene Dirndl in Samt oder Baumwolle mit frischen Farben bis ins Olivfarbene oder ganz schlicht in Schwarz – parallel zu den Westen der Herren mit feinen Mustern. Prägnant sei der Trend der Flügerl-Ärmel bei den Blusen, kann auch Kolb bestätigen.

Schleiferlspangen
für den letzten Pep

Thomas Brunnhuber kann im Namen von „Dirndl & Stenz“ sagen: „Bei den Herren geht es dezent zu, die Bestickung auf der Lederhose gerne ins Blaue oder Grüne. Mit ‚Krüger‘ als Hauptmarke in unserem Laden wird das Motto Samt großgeschrieben – nicht nur bei den Westen.

Dirndl und Schürze harmonieren in einer Farbfamilie in beerigen Tönen bis hin zu verschiedenen Grüntönen wie Salbei, Lind- oder Moosgrün. Beim monochromen Dirndl darf die angesagte Bluse mit den Flügerl-Ärmeln gerne als Blickfang etwas herausstechen.“

Längere Röcke und
auffällige Schließen

Als Accessoires gelten nach wie vor Haarreifen. Neben Schließen an der Schürze werden Schleiferlspangerl mit Perlen oder Herzerl und Hirsch verwendet, um das Dirndl aufzupeppen. Auffallend sei in den Augen Brunnhubers die Schuhwahl: „Doc Martens halten sich hartnäckig, aber auch von Zehentretern bis hin zu Birkenstock habe ich schon alles gesehen. Dank des Taylor-Swift-Hypes sind außerdem Cowboystiefel dazugekommen.“

Maria Reiter von „Beo“ in Rosenheim betont, ein wichtiges Thema seien heuer die längeren Röcke der Damen mit bis zu 85 Zentimetern – oft Ton in Ton und mit Gürtel in Stretch, aber auch in breiterer Ausführung mit auffälligen Schließen. Das macht das Dirndl als zweite Kombinationsmöglichkeit alltagstauglich, wenn es nicht ganz so trachtig sein soll. „Flügelärmel sind ein Riesentrend, nicht nur bei den Dirndlblusen, sondern auch beim Dirndl selbst.

Im Herbst lieber
dunkel und gedeckter

‚Gottseidank‘ beispielsweise sticht mit auffallenden Puffärmeln heraus, der Ausschnitt ist entschärft. Die Sommerkollektionen bieten viele baumwollene Knallfarben, im Herbst wird es dunkler und gedeckter.“

Kurz und knapp zu den Herren: „Da bleiben wir bei der kurzen bis kniegebundenen Lederhose, die ein wenig luftiger ist. Damenlederhosen waren mal ein Trend, sind gerade aber absolut out. Eine wiederkehrende Geschichte indes ist der Dreiteiler von Mieder, Rock und Schürze.“

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