Rosenheim – Immer wieder schaut Erika Raupach zu ihrem Mann Helmut und lächelt ihn an. Das Ehepaar sitzt nebeneinander auf dem Sofa im Wohnzimmer. Vor ihnen auf dem kleinen Holztisch steht eine Vase mit einem großen bunten Blumenstrauß. Es ist ein Geschenk zu ihrem 65. Hochzeitstag. Bei ihnen sitzt auch Oberbürgermeister Andreas März, der ihnen persönlich zu ihrem Jubiläum gratuliert.
Ehepaar lebt derweil bei der Tochter
Vor zwei Jahren zog das Ehepaar Raupach zu seiner Tochter nach Rosenheim. „Irgendwann ging es nicht mehr alleine, deswegen wohnen wir jetzt hier“, sagt Erika Raupach. In Rosenheim gefällt es ihnen sehr. Vor allem die Berge hätten es ihnen angetan. Doch hin und wieder denken sie auch an ihre alte Heimat zurück. Schließlich hat dort alles angefangen. Kennengelernt haben sich die beiden in Wiehl, einer Stadt im Oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen. Am Wochenende fand eine Tanz-Veranstaltung für Vertriebene statt.
Einfach mutig zum Tanz aufgefordert
Sowohl Erika Raupach als auch ihr Mann Helmut sind in Schlesien, im heutigen Polen, geboren. In jungen Jahren kamen die beiden mit Viehtransporter und Güterwaggons nach Deutschland. Helmut Raupach lebte kurze Zeit in Leipzig, bis er nach Nordrhein-Westfalen zog. Für seine Frau ging es direkt in den Westen. Im Tanzlokal habe der damals 24-jährige Helmut dann seine 21-jährige Erika gefragt, ob sie mit ihm tanzen möchte. In dem Moment habe es zwischen den beiden gefunkt. „Es war tatsächlich Liebe auf den ersten Blick“, sagt Erika Raupach und lacht. Immer wieder habe er sie zu einem nächsten Tanz aufgefordert. Am nächsten Tag gingen die beiden ins Kino und wurden ein Paar. Zwei Jahre später heirateten sie am 28. August 1959. Doch beinah wäre es nicht dazu gekommen, wie Erika Raupach lachend verrät.
Auch ein Unfall kann sie nicht stoppen
Ihr Mann sei früher gerne Motorrad gefahren. Auch zehn Tage vor der Hochzeit schwang sich der heute 89-Jährige auf seine Maschine und fuhr durch die Gegend. „Und dann kam es zu einem ungewöhnlichen Unfall“, sagt sie. Eine Katze sprang auf die Fahrbahn, die von einem Hund gejagt wurde. Helmut Raupach versuchte, den Tieren auszuweichen und stürzte dabei mit seinem Motorrad. Dabei verletzte er sich am Fuß.
Doch die Hochzeit zu verschieben kam für die beiden nicht infrage. „Weil sein Fuß angeschwollen war, passte dieser nicht in seine schicken Schuhe“, erinnert sich Erika Raupach. Zum Altar kam er deshalb mit zwei verschiedenen Schuhen. Der verletzte Fuß steckte in einer Sandale und der andere im schwarzen Lederschuh.
Zum Start große Herausforderungen
Nach der Hochzeit stand das junge Ehepaar vor einer großen Herausforderung. „Wir hatten am Anfang nur wenig Geld“, sagt Erika Raupach. Durch die Gemeinde Wiehl haben sie einen Bauplatz bekommen, wo Helmut Raupach ihr kleines Eigenheim baute. Der gelernte Zimmermann habe viel Arbeit und Zeit in das Haus gesteckt. Dass ihre vier Kinder dort aufwuchsen, war für das Ehepaar besonders schön. Während Helmut Raupach in einer Baufirma tätig war, kümmerte sich die gelernte Verkäuferin um das Haus und die Kinder. „Als wir wegzogen, war es vor allem für meinen Mann schwer“, erinnert sich Erika Raupach.
„Wir halten immer alle zusammen“
Aber irgendwann sei Schluss gewesen. Unter anderem sorgten gesundheitliche Probleme dafür, dass das Ehepaar sein Haus verkaufen musste. Zuerst zogen sie zu ihrem ältesten Sohn und vor zwei Jahren ging es für die beiden zur Tochter nach Rosenheim. „Wir halten immer alle zusammen“, sagt die 86-Jährige. Auf ihre große Familie ist das Ehepaar besonders stolz. Mittlerweile haben sie zehn Enkelkinder und zwei Urenkel.
Zusammenhalt und füreinander da sein sei dem Ehepaar Raupach aber nicht nur in der Familie wichtig.
Ohne Treue
ist alles nichts
Für die beiden sei das auch das Geheimnis ihrer langen Ehe. „Ohne Treue und Zusammenhalt geht es einfach nicht. Man muss Sachen gemeinsam besprechen“, sagt die 86-Jährige überzeugt.
Auf die vergangenen 65 Jahre blicken die beiden zufrieden zurück. Für die Zukunft wünschen sich die beiden nicht viel. Außer, das Ehejubiläum noch mal mit der ganzen Familie groß nachzufeiern.