Sicher zur Wiesn und zurück

von Redaktion

Ein Betrunkener, der am Handgelenk zerrt. Ein Angreifer, der an die Brust fassen will. All das kann Frauen im Bierzelt-Getümmel schnell passieren. Kampfsporttrainerin Susi Adlmaier erklärt exklusiv, wie sich Frauen in solchen Notsituationen verhalten sollten.

Rosenheim – Wenn das letzte Lied gespielt und die letzte Mass getrunken ist, strömen wieder zahlreiche Herbstfestbesucher nach Hause. Ob mit dem Bus, Taxi, dem Fahrrad oder zu Fuß: ganz ungefährlich ist das nicht. Besonders als Frau sind unangenehme Situationen im Bierzelt, oder auch auf dem Heimweg keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie man sich in einer bedrohlichen Lage verhalten sollte.

Stimme als größte
Stärke – aber im Bierzelt schwierig

Genau das hat die Kampfsportlerin Susi Adlmaier in ihrem Kurs „Gewaltprävention für Frauen“ erklärt. Dabei wurde ziemlich schnell klar, dass das Wichtigste nicht Schläge oder Tritte sind – sondern die eigene Stimme. Wer laut ist, schafft Aufmerksamkeit. Und auch das kann viele potenzielle Angreifer abschrecken. Dennoch kommt es beispielsweise im vollen Bierzelt auch zu Situationen, in denen man gar nicht schnell genug schreien kann. Außerdem ist man in der Geräuschkulisse kaum zu hören. Umso besser, wenn man weiß, wie man sich aus bestimmten Griffen befreien kann. Für OVB Media hat Adlmaier gemeinsam mit dem Kampfsporttrainer Alexander Hentschel gezeigt, wie man sich aus einem Griff ums Handgelenk und einem Würgeangriff befreit und wie man Busen-Grapscher erfolgreich abwehrt.

Dass im Bierzelt ein betrunkener Mann eine Frau am Handgelenk greift, kommt vermutlich öfter vor, als man glauben würde. Glücklicherweise ist es selbst ohne großen Kraftaufwand recht simpel, sich aus einem solchen Griff zu befreien. „Selbst dann, wenn der Kerl Hände wie ein Schraubstock hat“, sagt Adlmaier. Der Trick dabei ist eine Bewegung, die auf den ersten Blick wenig intuitiv wirkt. Denn um sich aus der Umklammerung lösen zu können, muss man den eigenen Ellbogen in Richtung des Ellbogens des Angreifers drehen. So erzeugt man einen Winkel, durch den man sich schnell mit einer geschickten Bewegung zwischen Daumen und den übrigen Fingern des Angreifers herausziehen kann.

Auch das Befreien aus dem Würgegriff ist mit einer simplen Technik möglich. Dabei legt man beide Hände übereinander und stößt sich selbst von der Brust des Angreifers weg. Auch bei dieser Technik ist ein lautes „Stopp“ oder ein „Gehen Sie weg“ sinnvoll. Denn, wie Adlmaier immer wieder betont: „Die Stimme ist unsere größte Stärke.“ Und auch gegen einen aufdringlichen Busen-Grabscher kann man sich als Frau mit einem gezielten Stoß wehren. Die Drosselgrube – das ist die Vertiefung zwischen Kehlkopf und Brustbein – ist sehr druckempfindlich. Drückt man hier etwas fester hinein, kommt es schnell zu einem unangenehmen Gefühl, bis zur Übelkeit. Sollte ein Betrunkener beim Anblick des Dirndl-Dekolleté auf dumme Gedanken kommen, ist mit einem schnellen, aber präzisen Stoß in diese Grube schnell für Abschreckung gesorgt.

Was Adlmaier besonders wichtig ist: „In jeder Frau steckt eine Wonderwoman“, sagt sie. Jede Frau kann diese auspacken, sich wehren und für sich einstehen. Aber: Sich Hilfe zu holen und andere Menschen darauf aufmerksam zu machen, was passiert, ist genauso wichtig. So solle man auch Passanten gezielt ansprechen, wenn man sich in einer brenzligen Situation befindet. „Hey Sie da mit der roten Weste, helfen Sie mir. Rufen Sie die Polizei“, wäre etwa eine Möglichkeit.

Auch der Frauen- und Mädchennotruf hat wichtige Tipps für eine „sichere Gaudi“. Auf dem Wiesn-Flyer geben die Beraterinnen denselben Tipp wie Adlmaier. „Fordere andere zum Helfen auf“, heißt es auf dem Plakat. „Wende dich an ganz konkrete Personen.“ Auch vor K.-o.-Tropfen wird gewarnt. Zudem rät die Beratungsstelle, einen eindeutigen Treffpunkt zu vereinbaren, falls man sich verliert. Außerdem sollte man Handy, Schlüssel und Geld immer am Körper tragen und sich schon vor dem Wiesn-Besuch einen sicheren Heimweg überlegen.

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