Medaillen gewonnen, Wette verloren

von Redaktion

Nach ihrem Triumph bei den Olympischen Spielen in Paris hat sich Jessica von Bredow-Werndl in das Goldene Buch ihrer Geburtsstadt Rosenheim eingetragen. Während des Besuchs im Rathaus verrät die zweimalige Doppel-Olympiasiegerin, warum sie sich tätowieren lassen musste.

Der Eintrag der amtierenden Doppel-Goldmedaillengewinnerin Jessica von Bredow-Werndl.

Rosenheim – Ganz verarbeitet hat Jessica von Bredow-Werndl die vergangenen Wochen noch nicht. „Ich bin sehr müde und will im Moment eigentlich nur daheim sein. Ich war bisher noch nicht einmal im Supermarkt“, sagte die zweimalige Doppel-Olympia-Siegerin während ihres Besuchs im Rosenheimer Rathaus. Der Einladung von Oberbürgermeister Andreas März kam sie trotzdem nach. Der hatte die gebürtige Rosenheimerin und derzeit wohl erfolgreichste Dressurreiterin der Welt eingeladen, um sich in das neue Goldene Buch der Stadt einzutragen – auf der allerersten Seite.

März ist „begeisterter
Olympiazuschauer“

„Es gibt keinen besseren ersten Eintrag als den einer zweimaligen Doppel-Olympiasiegerin“, sagte Oberbürgermeister März. Er und seine Familie seien „begeisterte Olympiazuschauer“, vor allem das Dressurreiten habe es ihnen angetan. Die Spiele seien sensationell gewesen, gekrönt durch die Tatsache, dass mit Jessica von Bredow-Werndl eine gebürtige Rosenheimerin gleich zwei Goldmedaillen mit nach Hause brachte.

Die 38-Jährige hatte sich vor den Toren von Versailles gegen die besten Dressurreiterinnen der Welt durchgesetzt. Sie gewann auf ihrer Stute Dalera sowohl Gold beim Dressurreiten im Team als auch im Einzel. „Das war sehr beeindruckend“, sagte März. Während des Stehempfangs gab er zu, dass er mit Dressurreiten bis vor einigen Jahren noch relativ wenig zu tun hatte. Seitdem zwei seiner drei Töchter jedoch mit dem Reitsport begonnen haben, habe auch er Gefallen daran gefunden – und in TV-Kommentator Carsten Sostmeier einen guten Nachhilfelehrer.

Nach der kurzen Rede war es für Bredow-Werndl an der Zeit, sich im Goldenen Buch der Stadt zu verewigen – unten den Blicken von zahlreichen Medienvertretern, Stadträten sowie Zweitem Bürgermeister Daniel Artmann und Dritter Bürgermeisterin Gabriele Leicht. Hilfesuchend wandte sich von Bredow-Werndl an Oberbürgermeister März, holte sich Anregungen, welche Botschaften ihre Vorgänger im Goldenen Buch hinterlassen hatten.

„Es dauert, bis die
Energie zurück ist“

Schließlich schrieb sie – passend mit einem goldenen Stift – die Worte „Als stolze Rosenheimerin zurück aus Paris als Doppel-Olympiasiegerin“. Dazu das Datum und ihre Unterschrift. Während sie ihre Botschaft hinterließ, erzählte sie davon, wie sehr sie sich darüber freue, dass die Menschen ihren Erfolg feiern. Aber sie machte auch kein Geheimnis daraus, wie erschöpft sie nach wie vor ist. „Es dauert, bis die Energie zurück ist“, sagte sie.

Nach den Olympischen Spielen in Tokio vor vier Jahren habe sie den Fehler gemacht, zu viele Termine auszumachen und sich keine Zeit zum Regenerieren zu nehmen. Sie sei sofort krank geworden. Daraus habe sie gelernt. Sie habe zwar nach wie vor einen vollen Terminkalender, aber ihre Verpflichtungen besser verteilt. „Die Termine ziehen sich bis in den Oktober“, sagte sie. Ein Termin, der bereits in der Vergangenheit liegt, war der Empfang der Gemeinde Tuntenhausen. „Das war eine sehr intensive, aber sehr schöne Veranstaltung“, erinnerte sich die amtierende Doppel-Goldmedaillengewinnerin.

Ein Stück des
Eiffelturms enthalten

Deutlich ruhiger ging es an diesem Nachmittag im Rosenheimer Rathaus zu. von Bredow-Werndl nahm sich Zeit für Gespräche, posierte für Fotos und hielt immer wieder ihre beiden Goldmedaillen in die Kamera – nicht ohne darauf aufmerksam zu machen, dass sie ein Stück des Eiffelturms enthalten.

Kurz vor Ende der Veranstaltung verriet die 38-Jährige dann auch noch die Geschichte hinter ihrem neuen Tattoo: die olympischen Ringe am Handgelenk. „Ich habe eine Wette verloren“, sagte sie. Ihr Fitness-Coach, Marcel Andrä aus Trostberg, habe ihr prophezeit, dass sie Doppel-Olympiasiegerin wird. „Für mich war das damals noch ein völlig utopischer Gedanke“, sagte sie. Im Einzel sei die Goldmedaille das klare Ziel gewesen, doch im Team habe sie mit diesem Erfolg nicht gerechnet. Kurzerhand ging sie also die Wette ein – und musste jetzt Wort halten.

Neues Tattoo seit
einigen Tagen

Vor einigen Tagen ließen sich beide schließlich die olympischen Ringe stechen. „Ich wollte es so klein wie möglich“, sagte sie. Neben dem Eintrag in das Goldene Buch und den beiden Goldmedaillen ist es eine weitere Erinnerung an den Erfolg der 38-Jährigen bei den Olympischen Spielen.

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