Rosenheim – Die Städtischen Sammlungen Rosenheim bewahren mit ihren spezifischen Sammlungen das kulturelle Gedächtnis der Stadt. In dieser Serie wird regelmäßig ein ausgewähltes Objekt aus den Sammlungen im Detail vorgestellt und ein Einblick in die Arbeitsfelder der unterschiedlichen Einrichtungen gegeben.
Das Herbstfest Rosenheim geht auf eine Industrie- und Gewerbeausstellung zurück, die erstmals 1861 stattfand. Seitdem hat sich die Veranstaltung, organisiert vom Wirtschaftlichen Verband, über mehr als 160 Jahre zu einem der größten Volksfeste in Südostoberbayern entwickelt. Traditionell beginnt das Herbstfest mit einem festlichen Umzug. Mit von der Partie sind Brauereien, Wirte, Bedienungen, Rosenheimer Handwerksbetriebe, Firmen, Vereine, Jugendorganisationen und andere. Mit geschmückten Wagen, Musikkapellen und in traditioneller Tracht tragen sie alle zum festlichen Geschehen bei. Dabei werden auch Themen aus der Rosenheimer Stadtgeschichte zur Schau gestellt. Die hier präsentierte Aufnahme dokumentiert den Festzug im Jahr 1956 und zeigt die Rekonstruktion einer sogenannten Plätte, die gerade am Ludwigsplatz vorbeizieht. Bei einer Plätte handelte es sich um ein flaches Holzboot, das traditionell zum Transport von Gütern wie Salz, Getreide, Wein oder Gewürzen genutzt wurde. Plätten waren ein zentrales Element der historischen Innschifffahrt, die über Jahrhunderte hinweg von hoher wirtschaftlicher Bedeutung für Rosenheim war. Im 19. Jahrhundert wurde sie jedoch vor allem durch die Eisenbahn als Transportmittel verdrängt.
Der Festzug 1956 bot weitere Highlights: So führte Oberbürgermeister Hermann Überreiter (Bayernpartei) den Stadtrat an, dessen Mitglieder in mittelalterlicher Ratsherrentracht durch Rosenheim zogen. Rund 30000 Zuschauer versammelten sich, um das Spektakel zu erleben.
Im Stadtarchiv Rosenheim werden Hunderte weiterer Fotos aufbewahrt, die die Geschichte des Herbstfestes dokumentieren. Sie stellen Momentaufnahmen der Festwiese, Schausteller, Fahrgeschäfte und Besucher im Wandel der Zeit dar. Neben historischen Bildern und weiteren Quellen kann im Lesesaal des Stadtarchivs auch Literatur zur Geschichte des Herbstfestes eingesehen werden. So lässt sich ein zentraler Bestandteil der Rosenheimer Kulturgeschichte anhand authentischer Quellen im historischen Kontext nachvollziehen. Viele dieser Aufnahmen – wie auch Zehntausende zu anderen Themen der Stadtgeschichte – sind übrigens in der Online-Datenbank unter www.stadtarchiv.de bequem von zu Hause aus einsehbar.
re/Dr.Christian Höschler/Leiter des Stadtarchivs Rosenheim