Gastfreundschaft als Kulturleistung

von Redaktion

Schausteller-Gottesdienst in Rosenheim nimmt in den Blick, was die Wiesn auszeichnet

Rosenheim – Der Schausteller-Gottesdienst hat beim Rosenheimer Herbstfest eine lange Tradition. Am gestrigen Dienstag war es wieder so weit. Schausteller-Seelsorger Sascha Ellinghaus nahm in seiner Predigt die Gastfreundschaft in den Blick. Die Inntaler-Sänger sorgten für die musikalische Gestaltung. Neben den Schaustellern und Marktleuten nahmen Vertreter des Wirtschaftlichen Verbandes (WV) und der Politik teil, außerdem Vertreter von Feuerwehr und Polizei.

Als „schönen Brauch“ bezeichnete Stadtpfarrer Domkapitular Monsignore Thomas Schlichting den Gottesdienst der Schausteller. Hochsommerlich präsentierte sich die Wiesn 2024 in der ersten Woche. Die Stimmung war gemütlich und friedlich. „Das ist ein Segen“, so Stadtpfarrer Schlichting.

Die Schausteller sind mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. „Aber natürlich wird die Rechnung erst am Schluss gemacht“, weiß Gabriele Willenborg vom gleichnamigen Riesenrad, das seit vielen Jahren das Wahrzeichen der Wiesn ist. In diesem Jahr weht erstmals auf jeder Gondel eine Fahne mit dem Rosenheimer Wappen – ein Zeichen für die große Verbundenheit der Schausteller-Familie mit der Stadt. „Das Rosenheimer Herbstfest ist etwas Besonderes. Ich schätze die Mentalität der Menschen hier sehr und die Gemütlichkeit“, so Gabriele Willenborg.

Ebenfalls schon seit vielen Jahrzehnten auf der Wiesn vertreten ist Heckl‘s Rollende Metzgerei. „Wir wohnen in Edling und damit ist die Rosenheimer Wiesn für uns ein Heimspiel“, erzählte Johanna Heckl. Besonders gut gefallen hat ihr diesmal der Maurer-Montag: „Da habe ich so viele bekannte Gesichter getroffen.“

Schausteller-Seelsorger Sascha Ellinghaus stellte in seiner Predigt die Gastfreundschaft in den Fokus. In Zeiten, in denen es noch keine Hotels und Gaststätten gab, habe sie neben Bewirtung und Übernachtungsmöglichkeit auch Schutz bedeutet und sei damit lebensnotwendig gewesen. Sie sei „eine große Kulturleistung und prägendes Element einer Gemeinschaft“, so der Geistliche.

Für die Schausteller-Betriebe sei Gastfreundschaft elementar wichtig, denn nur wenn Menschen sich wohlfühlen, würden sie auch regelmäßig wiederkommen. Aber Gastfreundschaft sei auch keine Einbahnstraße. „Der Gastgeber darf von seinen Gästen erwarten, dass sie sich an seine Regeln halten. Ist das nicht der Fall, darf er sich auch von ihnen trennen.“

Nach dem Gottesdienst ging es zum traditionellen Weißwurstfrühstück, das heuer im Flötzinger-Festzelt stattfand. Oberbürgermeister Andreas März ging dort auch noch mal kurz auf die Predigt ein. „In der Bibel findet man viele Kernbotschaften, aus denen man was lernen kann, auch für den politischen Diskurs“, meinte er. Hermann Tomczyk, Ehrenvorstand des Wirtschaftlichen Verbandes, hob in seiner Rede die Familienfreundlichkeit hervor, die das Herbstfest auszeichne.

Wiesn-Chef Klaus Hertreiter las dazu passend eine Mail vor, die ihm nach dem Kindergartentag des Wirtschaftlichen Verbandes erreicht hatte. Eine Mutter bedankte sich darin für die schönen Stunden, die ihr Nachwuchs auf Einladung von WV und Schaustellern erleben durfte. Dank sprach Max Fahrenschon, Vorsitzender der Bezirksstelle Rosenheim des Bayerischen Landesverbands der Marktkaufleute und Schausteller, an dieser Stelle insbesondere an die Schausteller aus. Für sie sei es aufgrund von immer neuen bürokratischen Auflagen am schwierigsten, die Preise in Rosenheim auf familienfreundlichem Niveau zu halten. Karin Wunsam

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