Rosenheim – Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in der Region ist düster. Das weiß wahrscheinlich kaum jemand besser als Jakob Schneid. Er ist der Vorsitzende des Studierendenparlaments an der Technischen Hochschule in Rosenheim und kennt die Sorgen der Kommilitonen. „Viele Studierende haben große Probleme, Wohnraum in der Stadt zu finden“, sagt er auf OVB-Anfrage. Das liege einerseits an der geringen Anzahl verfügbarer Plätze und andererseits an den hohen Preisen für die noch vorhandenen Wohnungen.
Keine freien Wohnplätze mehr
Das bestätigt Sophie Plessing vom Studierendenwerk München Oberbayern, das in Rosenheim zwei Wohnheime mit insgesamt 458 Plätzen betreibt. „Aktuell stehen 524 Studierende auf den Wartelisten für eine der Wohnanlagen in Rosenheim. Wohnplätze haben wir derzeit keine mehr frei, da schon alle vergeben wurden“, sagt sie. Die durchschnittliche Bruttowarmmiete für einen Wohnplatz an der Marienberger Straße beträgt 264,50 Euro, etwas teurer wird es mit 313 Euro für eine Unterkunft in der Westerndorfer Straße. „In Mietwohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt kann die Bruttowarmmiete um einiges höher ausfallen“, ergänzt sie.
Die Sprecherin weiß, dass es vor allem Erstsemester oder Studierende, die neu in die Stadt ziehen, zu Semesterbeginn schwer haben, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. „Denn dann sind der Zeitdruck und die Konkurrenz um die bezahlbaren Angebote entsprechend groß“, sagt sie. Das gilt ihr zufolge insbesondere für Studierende aus dem Ausland, die zum Studium nach Rosenheim kommen. „Aufgrund der Sprachbarriere tun sie sich noch schwerer auf dem Wohnungsmarkt“, sagt Plessing.
Zwar verbessere sich die Situation in der Regel im Laufe des Semesters, trotzdem braucht es eine Lösung. Aus diesem Grund haben sich Studierendenwerk, Technische Hochschule sowie Stadt und Landkreis Rosenheim mit einem Appell an alle Haus- und Wohnungsbesitzer in der Region gewandt, Zimmer preisgünstig an Studierende zu vermieten. „Jedes freie Zimmer kann helfen, selbst wenn es nur für ein oder zwei Semester ist“, heißt es in dem Aufruf.
Warum die Situation in Rosenheim so angespannt ist, kann Sophie Plessing nur vermuten – auch, da ihr keine Daten zum Mietmarkt in der Stadt vorliegen. „Zu beobachten ist aber, dass die Studierendenzahlen an allen Hochschulstandorten in Oberbayern kontinuierlich ansteigen“, sagt sie.
Appell an Haus- und Wohnungsbesitzer
Umso mehr würde sie sich wünschen, dass möglichst viele Menschen in Rosenheim, die über freien Wohnraum verfügen, diesen günstig an Studierende vermieten. „Das würde helfen, die Situation zum Semesterstart zu entspannen“, ergänzt sie.
Dem Wunsch können sich Oberbürgermeister Andreas März und Landrat Otto Lederer nur anschließen. März erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Stadt Rosenheim seit 2020 den Bau von insgesamt sechs Studentenwohnheimen mit Platz für knapp 300 Studenten genehmigt hat. Fest stehe aber auch, dass die „Nachfrage das Angebot übersteigt.“ Das liege unter anderem daran, dass der Bau frei finanzierter Studentenwohnungen mittlerweile so teuer geworden ist, dass sich viele Studenten die daraus resultierenden Mieten nicht leisten können. Er hofft, dass sich auf den Aufruf vor allem Vermieter melden, die Bestandswohnungen zur Verfügung stellen könnten. Diese seien in der Regel günstiger als neu errichteter Wohnraum.
Auf eine hohe Resonanz hofft auch Landrat Otto Lederer. „Ich möchte alle Vermieter bitten, Wohnungen, wenn möglich, auch an Studierende zu vergeben“, sagt er. Lederer erinnert daran, dass gut ausgebildete junge Menschen für die Zukunft der Region von großer Bedeutung sind. „Sie tragen dazu bei, unsere Wirtschaft zu stärken und unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln“, sagt er. Für ihn Grund genug, die Studierenden bei der Wohnungssuche zu unterstützen.
Wie wichtig es wäre, dass sich diese Wohnungen zudem in der Nähe des Campus‘ befinden, unterstreicht Oliver Heller, Kanzler der Technischen Hochschule. „Campus-nahes Wohnen ist für uns auch deshalb von Bedeutung, weil es den Pendelverkehr reduziert und damit einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität leistet“, sagt er auf OVB-Anfrage.
Es braucht Mühe, Glück oder viel Geld
Ob sich auf den Aufruf tatsächlich Vermieter melden, bleibt abzuwarten. Dass sich jedoch etwas tun muss, unterstreicht Jakob Schneid vom Studierendenparlament. „Es sieht schlecht aus für Studierende auf dem aktuellen Wohnungsmarkt in Rosenheim. Nur mit viel Mühe, Glück und die Inkaufnahme von hohen Kosten kann eine Wohnung innerhalb eines Jahres gefunden werden.“