Mysteriöse Morde in Rosenheim

von Redaktion

Autor Tommy Krappweis über sein neues Werk „Kohlrabenschwarz“ Interview

Rosenheim – Es wird schwarz in Rosenheim. „Kohlrabenschwarz“. Das ist zumindest der Titel von Tommy Krappweis‘ Geschichte, die in Rosenheim spielt. Dabei ist Krappweis selbst Münchner und hatte zuvor nur selten einen Bezug zur Stadt. Jetzt kommt er am kommenden Wochenende im Rahmen des Fantasy-Lesefestivals nach Rosenheim. Warum er Rosenheim als Schauplatz für seinen Mystery-Krimi ausgewählt hat, erzählt er im OVB-Gespräch.

Was würde Bernd das Brot von Rosenheim halten?

Der Bernd, der will immer weg. Egal ob Bielefeld, Gütersloh oder Palma de Mallorca. Das darf man nicht persönlich nehmen. Der Bernd verlässt sein Haus einfach nicht gern.

Waren Sie schon mal in Rosenheim? Was halten Sie von der Stadt?

Ja, ich bin vor etwa 20 Jahren mit meiner Band im Lokschuppen aufgetreten. Seitdem kommen wir hin und wieder für Film- und TV-Dreharbeiten in die Stadt. Ich weiß gar nicht mehr, was wir hier alles schon gedreht haben. Rosenheim gefällt mir sehr gut, weil man hier sowohl ländliche als auch urbane Locations findet. Und die Innenstadt hat eine gute Größe.

War das der Grund, warum Rosenheim der Schauplatz für Ihren Mystery-Krimi „Kohlrabenschwarz“ geworden ist?

Ja, allerdings. Zuerst hatte mein Co-Autor Christian von Aster die Idee, die Geschichte in Rosenheim spielen zu lassen. Ich wollte die Handlung erst in einer Stadt verorten, die von der Größe her eher München entspricht. Aber dann habe ich mir Rosenheim noch einmal näher angesehen. Da merkte ich, diese Stadt ist ideal. Und das Polizeipräsidium Oberbayern hat hier seinen Standort. Das passt perfekt zusammen.

Worum geht es in dem Buch?

Es ist nicht „nur“ ein Buch, ursprünglich ist es ein Hörspiel, das als Buch und Film adaptiert wurde. In der Story geht es um den Psychologen Stefan Schwab, der eigentlich nur in Bayern seine Ruhe haben will. Stattdessen findet er Märchen- und Sagengestalten, die wieder erwachen und eine blutige Schneise durch Rosenheim und Oberbayern ziehen. Gott sei Dank ist er nicht alleine: Der evangelische Pfarrer Franz Hartl aus Rosenheim und die Polizisten Thomas Falbner und Anna Leitner sowie seine Exfrau helfen ihm bei der Aufklärung. 

Bei all dem Mystery und auch Horror kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die Figuren verarbeiten die Erlebnisse mit ironischen Bemerkungen. Und verarbeiten müssen sie viel, denn es wird immer abgefahrener und fantastischer, je weiter die Geschichte fortschreitet. Wer andere Werke von mir gelesen hat, wie „Mara und der Feuerbringer“, wird sich freuen. „Kohlrabenschwarz“ spielt nämlich in demselben Universum.

Wie kommt man von „Bernd das Brot“ auf einen Mystery-Krimi, in dem auch Blut fließt?

Mich interessieren vielschichtige Charaktere. Bernd das Brot und Stefan Schwab sind beide auf ihre Art und Weise komplex. Und die Figuren bestimmen bei mir die Art der Geschichte. Ich folge dann meinem Bauchgefühl und das Ergebnis kann dann sehr verschieden aussehen.

Wie lief die Ideenfindung zu „Kohlrabenschwarz“ ab?

Michael Kessler und ich hatten gerade ein Hörspiel aufgenommen und bemerkt, dass uns das sehr viel Spaß gemacht hat. Da meinte der Michael, dass er gerne mal was in Richtung Mystery machen würde. Also trafen wir uns bei einem Krug Radler und haben überlegt. Uns war klar, wir wollen keine typische Polizeiserie machen. Also musste die Hauptfigur jemand Außenstehendes sein – zum Beispiel jemand, der sich um die Opfer kümmert.

Und so kamen wir auf den evangelischen Pfarrer und den Psychologen Stefan Schwab. Bei den Mystery-Elementen haben wir uns auch von bayerischen Volkssagen inspirieren lassen. Die Perchten, der Kraxelmann und so weiter. Dann haben wir unser Konzept an Audible geschickt und die Mitarbeiter meinten, das wäre ein tolles Hörspiel. Und jetzt schreibe ich gerade an der dritten Staffel.

Und es blieb nicht nur beim Hörspiel…

Genau. Das Hörspiel hatte einen solchen Erfolg, dass es auch in Buchform veröffentlicht wurde. Außerdem kam ja dann die erste Staffel der Streaming-Serie. Die Geschichte gibt‘s jetzt also in allen Medien. Nur ein Videospiel würde noch fehlen. Das wär‘ schon sehr cool (lacht). Dann könnten die Rosenheimer in einem virtuellen Rosenheim Kriminalfälle lösen.

Nur dass im echten Rosenheim Gott sei Dank keine Sagengestalten herumlaufen.

Nun, um das zu beurteilen, müsste ich öfter in Rosenheim sein (lacht).

Aber für die Recherche waren Sie schon hier, oder?

Natürlich. Teile der Serie wurden vor zwei Jahren in Rosenheim gedreht. Ich finde es ganz wichtig, dass  sich das authentisch anfühlt. Das ist ein Anspruch, den ich an mich als Produzent habe. Auch, wenn ich näher an München lebe und nicht die Zeit hatte, laufend in Rosenheim zu recherchieren, habe ich die Straßen bei der Recherche via Google Maps erkundet, um herauszufinden, wo was ist.

Ein paar künstlerische Freiheiten haben wir uns aber erlaubt. Die Erlöserkirche in der Serie ist zum Beispiel nicht „die“ Erlöserkirche.  Und ich glaube auch nicht, dass im Datacenter der Rosenheimer Polizeiinspektion riesige Servertürme stehen. Das sieht in der Serie aber deutlich besser aus.

Gab es Schwierigkeiten bei der Recherche?

Natürlich ist es immer schwer, Drehorte zu finden, die in der Realität nicht existieren. Die muss man dann finden oder eben bauen. Es gibt aber auch weniger aufwendige Hürden: Ich würde meine Figuren zum Beispiel gern in real existierende Restaurants gehen lassen. Auch weil die Leute, die meine Geschichte mögen, sich dann in das Lokal setzen können und sagen „schau, ich sitze jetzt da, wo der Stefan Schwab gesessen hat“. Aber manche Restaurants wollen das nicht. Also schreibe ich grundsätzlich fiktive Läden in meine Scripts.

Und bei den Dreharbeiten in Rosenheim?

Da gab es keine Schwierigkeiten. Die Stadtverwaltung hat unser Projekt sehr unterstützt. Nur, wir wurden von den Anwohnern oft mit den Rosenheim Cops verwechselt und dann auf die Serie angesprochen. Das war aber an sich kein Problem.

Worauf freuen Sie sich beim Rosenheimer Fantasy-Lese-Festival am meisten?

Auf die Menschen, die das Festival besuchen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich zu Beginn meiner Schriftstellerkarriere vor leeren Stühlen saß. Die Menschen kommen nicht zu einer Lesung, nur weil ich „Bernd das Brot“ erfunden habe. Ich habe damals umsonst in Schulen Vorlesungen gehalten, damit ich überhaupt irgendwem von meinen Büchern erzählen konnte. Und jetzt werde ich auf Festivals eingeladen! Das ist eine große Ehre für mich. Beim Rosenheimer Fantasy-Lesefestival werde ich voraussichtlich zum ersten Mal zusammen mit meiner Frau Sophia und meinem Co-Autor Christian von Aster zusammen auftreten. Das hat bisher noch nie geklappt. Sophia ist Psychologin und konnte uns mit ihrem Fachwissen helfen. Außerdem hat sie alle unsere Texte lektoriert. Leider hat Sophia seit über zwei Jahren Long Covid und muss mit ihrer Energie streng haushalten. Sie möchte gern dabei sein, aber mal sehen, wie es ihr an dem Tag gehen wird.

Sind Sie nach der Vorlesung für Buchsignierungen da?

Ja, bin ich, also bringt Bücher mit. Ich habe keine Autogrammkarten, also signiere ich alles, auf dem Edding hält. Bücher, E-Book-Reader, Babys…

Babys?

Einmal wurde ich darum gebeten, ein kleines Mädchen zu signieren, das nach einem der Charaktere in meinen Büchern benannt ist. Allerdings wurde mir für das Autogramm kein Edding, sondern ein Lippenstift in die Hand gedrückt. Die Signatur war also wegwischbar.

Interview: Cordula Wildauer

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