„Filmen ist meine Berufung“

von Redaktion

Düstere Geheimnisse aus dem Ignaz-Günther-Gymnasium: Der Schüler Lorenz Stecher (16) dreht in seiner Schule einen Spielfilm – der zum Teil auf wahren Begebenheiten basiert. Dabei geht es um rätselhafte Inschriften auf dem Dachboden und alte Artefakte.

Rosenheim – Es ist ein Nachmittag im Spätsommer, als das Team rund um den 16-jährigen Rosenheimer Produzenten und Regisseur Lorenz Stecher mit den Probeaufnahmen zu seinem neuen Film beginnt. Drehort ist das Ignaz-Günther-Gymnasium (IGG) – das älteste der drei Gymnasien in Rosenheim.

In dem Streifen wird es um verborgene, düstere Geheimnisse, mysteriöse Artefakte und zwei Schüler gehen, die versuchen, diese Rätsel aufzuklären. Die Handlung basiert teils auf wahren Begebenheiten.

Lorenz Stecher schrieb die Geschichte, die dem Film zugrunde liegt, selbst – und auch das Drehbuch stammt aus seiner Feder. Zudem führt er Regie. Ende 2025 soll „Arcanum“ am IGG Premiere feiern, danach wird der Streifen auf verschiedenen Filmfestivals gezeigt. Wie er auf die Geschichte gekommen ist, für wen der Film geeignet ist und welche Ziele er weiter verfolgt, erzählt Stecher im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Was bedeutet „Arcanum“? Und wie lange hast du an der Geschichte geschrieben?

Man kann „Arcanum“ mit Geheimnis übersetzen. Denn darum geht es in dem Film. Es muss ein großes Geheimnis gelüftet werden. Ich habe mit den ganzen Entwürfen sicher mehr als ein Jahr daran gearbeitet.

Wie bist du auf die Idee zum Film gekommen?

Das knarzende Geräusch, das die Treppe zum Dachboden der Schule beim Hinaufsteigen macht, hat mich zuerst zu der Geschichte inspiriert. Es ist schon creepy (beängstigend), wenn ich mir vorstelle, da oben alleine zu sein. Dadurch, dass die Architektur so alt ist, hat das Gebäude etwas zu erzählen. Es waren eben schon sehr viele Seelen in diesem Haus. Und so kam mir die Idee, daraus etwas zu machen.

Ist der Drehort ausschließlich das Ignaz-Günther-Gymnasium?

Im ersten Teil ja, da ist nur eine kleine Sequenz etwas außerhalb der Stadt auf einem Feld gedreht. Im zweiten Teil werden wir mehr Außenaufnahmen in und um Rosenheim haben. Diese Aufnahmen starten wir aber erst im Sommer 2025. Im ersten Teil des Films findet fast alles im Schulgebäude statt, denn es geht um die zwei Nächte, in denen die beiden Hauptcharaktere in die Schule einbrechen und dann auf dem Dachboden geheimnisvolle, düstere Entdeckungen machen. Es ist nichts Kulisse, alles sind Originalschauplätze. Für den zweiten Teil – in ihm sind die Charaktere in einer anderen Dimension – haben wir in unserem Partnerstudio gedreht. Das wird dann eher spezialeffektelastig. Und trotzdem hat der Film eine weise, aber traurige und dramatische Botschaft – aber ich möchte nicht zu viel verraten.

Klingt sehr unheimlich und düster, ist der Film überhaupt für Schüler geeignet?

Wir werden den Film auf jeden Fall von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) prüfen lassen. Auch für den Fall, dass wir den Film verkaufen würden. Aber ja, der Film wird düster, mystisch und dramatisch. Es könnten auch Tränen fließen. Ich hoffe zumindest, dass wir das vermitteln können. Die Charaktere haben auch alle ihre eigenen Konflikte, die sie austragen müssen. Sonst berührt es nicht, sonst kann ich mich als Zuschauer nicht selbst damit in Verbindung bringen. Ich habe das Drehbuch mittlerweile dreimal umgeschrieben, weil ich immer wieder Dinge oder Szenen fand, die einfach zu leer waren. Aber zum Glück bin ich mit der jetzigen Fassung zufrieden.

In welcher Zeit spielt der Film?

In der Gegenwart. Im zweiten Teil gibt es noch einen Rückblick in die Zeit von Ignaz Günther. Es werden Erscheinungen aus dieser Zeit, also von anno 1700, auftauchen. Personen, ob gut oder böse, – man weiß es nicht.

Wie hat die Schulleitung reagiert, als du ihnen von deiner Idee erzählt hast?

Von Anfang an waren alle begeistert. Schließlich ist der Film ja auch ein bisschen Werbung für unsere Schule. Als ich unseren Schulfilm fertig produziert hatte, war mir klar: Es ist schon großartig, in der Schule zu filmen, diese wunderbare Kulisse zu nutzen. Und da entstand der Gedanke, etwas Großes daraus zu machen. Ich bin ein Fan von Horrorfilmen. Vielleicht könnte ich da ja ein paar Elemente mit einbringen, dachte ich. Ich wollte die lange Geschichte des Gebäudes mit meinem Faible verbinden und ich überlegte, ob dieses Gebäude vielleicht auch ein Geheimnis haben könnte. Natürlich kommt im Film auch heraus, welch wunderbare Schule wir hier haben, welch tolle Lehrer und fantastische Schulleitung.

Ist es schwer, wenn man aus seinem eigens geschriebenen Buch ein Drehbuch formuliert? Musstest du vieles für das Drehbuch wieder streichen?

In der Tat. Ich hatte immer genau dieses Problem. Ich weiß nicht, wie es geworden wäre, hätte ich unendliche Ressourcen gehabt. Dann wäre wahrscheinlich etwas richtig Wahnsinniges daraus geworden.

Wie soll es für dich nach dem Film weitergehen?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich würde gerne mein eigenes Filmstudio eröffnen. Das ist nicht ungewöhnlich, man kann durchaus Regisseur und Produzent gleichzeitig sein – wie Peter Jackson zum Beispiel. Und ich würde gerne nach Hollywood zur Oscar-Verleihung. Mein Bruder ist Schauspieler und möchte einmal einen gewinnen. Er hat schon versprochen, mich mitzunehmen.

Was sagen deine Eltern zu diesen Träumen?

Meine Eltern bestehen beharrlich darauf, dass ich zuerst an die Schule denke und mein Abitur mache. Sie glauben, ich sei an der Schule nur die ganze Zeit am Filmen. Aber sie wissen auch, dass diese Arbeit meine Berufung ist. Und ich möchte an die Hochschule für Fernsehen und Film – das geht nur mit Abitur.

Woher kommt deine Leidenschaft für Filme?

In meiner Familie gibt es Schauspieler und Musiker, Opernsänger und Produzenten. Wahrscheinlich habe ich dieses Gen vererbt bekommen. Als Kind wollte ich Schausteller auf dem Rosenheimer Herbstfest werden. Doch dann sah ich „Herr der Ringe“ und von da an änderte sich alles. Da war mir klar, ich will Filme machen.Interview: Susanne Grun

Filmprojekte von Lorenz Stecher

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