Rosenheim – Der Einkaufsstandort Rosenheim stand in den vergangenen Jahren immer wieder mal in der Kritik. Zu wenig Auswahl, zu viel Leerstand, keine einladende Innenstadt – das waren nur ein paar der Kritikpunkte. Eine Kundenbefragung des Hengersberger Marktforschungsinstituts MF Consulting will nun allerdings herausgefunden haben, dass die Menschen doch nicht so unzufrieden mit dem Einkaufen in der Stadt sind. Denn das Ergebnis der Befragung ist das beste Resultat für Rosenheim seit fast 30 Jahren.
Positive Entwicklung
beim Kundenspiegel
Im Rahmen des zehnten Rosenheimer Kundenspiegels wurden im August 2024 rund 900 repräsentativ ausgewählte Personen vom Marktforschungsinstitut befragt. Dabei mussten diese beantworten, in welchen der 95 aufgeführten Geschäften aus zehn Branchen sie in den vergangenen zwölf Monaten etwas gekauft haben, sich beraten ließen oder sonstige Leistungen in Anspruch genommen haben, teilt das Marktforschungsinstitut in einer Pressemitteilung mit.
Zudem mussten die Befragten angeben, wie zufrieden sie mit der Freundlichkeit, der Beratungsqualität und dem wahrgenommenen Preis-Leistungs-Verhältnis in den Geschäften sind. Das Ergebnis: „Durchschnittlich 86 Prozent der 906 nach Geschlecht und Alter ausgewählten Personen, die in Rosenheim öfter einkaufen, gaben an, dass sie mit der Freundlichkeit in den ausgesuchten Geschäften (sehr) zufrieden sind.“ Dies bedeutet im Vergleich zu 130 anderen deutschen Städten den 70. Platz.
Die ist „in stürmischen Zeiten für den stationären Einzelhandel im Vergleich zu anderen Städten eine positive Nachricht für die Einkaufsstadt Rosenheim und ist im Rahmen unserer bisher zehn durchgeführten Untersuchungen das bisher beste Resultat“, teilt das Marktforschungsinstitut mit. Man könne in den vergangenen 26 Jahren von einer fast durchgängig positiven Entwicklung beim Kundenspiegel sprechen.
Das erste Ergebnis 1998 lag noch im unterdurchschnittlichen Bereich. 2003 wurde die 80-Prozent-Marke geknackt. Die Werte entwickelten sich von da an fast immer nach oben. Nur in den Jahren 2006 und 2009 gab es jeweils einen Rückschlag, heißt es in der Pressemitteilung weiter. 2024 sei besonders auffällig, dass im Vergleich zur letzten Studie 2021 ein „starker Anstieg der Kundenzufriedenheit beim Merkmal Freundlichkeit“ vorliegt.
Fokus auf
dem Thema Service
Für Andreas Bensegger, Vorsitzender des Regionalausschusses Rosenheim der Industrie- und Handelskammer (IHK), kommt diese Entwicklung nicht überraschend. „Die Händler schauen schon sehr darauf, dass qualifiziertes Personal eingestellt wird, das auch gut geschult ist, und der Fokus auf das Thema Service, Kundenfreundlichkeit und Zuvorkommen gelegt wird“, sagt er. Immer wichtiger sei es, den Kunden das Gefühl zu geben, dass sie willkommen sind. Denn die Freundlichkeit habe ganz wesentliche Auswirkungen auf das Kaufverhalten, betont Andreas Bensegger. „Da geht es viel um Wertschätzung des Kunden. Allein ein höfliches ‚Grüß Gott‘ oder unaufdringlicher Augenkontakt verändern schon etwas“, glaubt er.
Umso persönlicher das Einkaufen für die Menschen ist, umso mehr sei es ein „Einkaufserlebnis“. Und auf diese Weise könne sich der Einzel-Handel vom Online-Handel differenzieren, betont der IHK-Vorsitzende. Er berichtet auch, dass der Trend derzeit wieder ein wenig dahingeht, dass die Kunden die Produkte vor dem Kauf „mal testen, anfassen und fühlen“ wollen.
Dennoch gibt es auch Unterschiede bei der Bewertung der Freundlichkeit in den Geschäften in Rosenheim, berichtet das Marktforschungsinstitut. Es gebe in jeder Branche einige – wenn auch sehr wenige – Geschäfte mit extrem positiven Werten, aber auch einige Läden, die von den Verbrauchern stark kritisiert werden. Folglich gebe es bei dem aktuellen Gesamtergebnis in den Einzelbewertungen der Geschäfte Besonderheiten zu beachten.
Inhabergeführte
Läden punkten
Betrachtet man die firmenspezifischen Resultate genauer, dann ist zu erkennen, dass einzelne Geschäfte, die schon vor drei und mehr Jahren gut beurteilt wurden, sich zum großen Teil weiter verbessern konnten. Einige sehr kritisch eingeschätzte Händler verloren jedoch in der Kundenmeinung „schwer“ an Boden, heißt es in der Pressemitteilung des Marktforschungsinstituts. Auffällig sei, dass gerade viele der übrig gebliebenen inhabergeführten Geschäfte weitestgehend überdurchschnittlich gute Werte aufweisen.
Den besten Wert bei der Freundlichkeit weist der Studie zufolge in diesem Jahr ein Fahrradgeschäft mit einem Zufriedenheitsgrad von 97,1 Prozent bei den befragten Kunden auf. Es folgt knapp dahinter eine Bäckerei mit 96,7 Prozent, ein Augenoptiker mit 95,4 Prozent, ein Bekleidungsgeschäft mit 95,2 Prozent, ein Geldinstitut mit 94 Prozent, eine Kfz-Vertragswerkstatt mit 93,9 Prozent, ein Möbelhaus mit 93,8 Prozent, ein Sanitätshaus mit 93,7 Prozent und ein Bau-/Gartenmarkt mit 93,6 Prozent Zufriedenheitsgrad beim Merkmal Freundlichkeit. Namen der Geschäfte nannte MF Consulting nicht.
Das schlechteste Ergebnis erhielten zwei Modegeschäfte mit nur 59,9 Prozent und 62,1 Prozent Zufriedenheitsgrad. Betrachtet man die Konsumentengruppen nach ihrem Alter, so urteilen die Verbraucher im Alter zwischen 18 und 25 Jahren oft kritischer als die Käufer über 45 Jahren, teilt MF Consulting mit. Am zufriedensten mit der Freundlichkeit des Personals in den Geschäften seien im Schnitt die Rentner.
Einkaufsstadt mit
Luft nach oben
Obwohl das Ergebnis der Befragung so gut wie noch nie ausfällt, bleiben für die Einkaufsstadt Rosenheim auch Herausforderungen, sagt Bensegger. Er sieht vor allem die Punkte Erreichbarkeit und die Parkplatzsituation in der Innenstadt als entscheidende Faktoren. In dieser Hinsicht habe das Image des Einkaufsstandortes in den vergangenen Jahren gelitten. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Rosenheim nur im Mittelfeld der Befragung landete, vermutet er.
Für die Stadt, die Händler, die Gastronomen und die Dienstleister gebe es da „immer noch Luft nach oben“. „Aber ich glaube auch, dass wir in der Stadt eine gute Mischung für einen angenehmen Aufenthalt und zum Wohlfühlen haben“, sagt Bensegger.