MVV-Nutzung in der Region wird teurer

von Redaktion

Interview MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch über Gründe und Konsequenzen

Rosenheim – Wer ab Januar 2025 mit Bus oder Bahn fährt, muss tiefer in die Tasche greifen, als bisher. Der Grund: Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) erhöht erneut die Preise. Das haben die Gesellschafter des MVV erst kürzlich beschlossen. Über die Gründe für diesen Schritt spricht der Geschäftsführer des MVV, Bernd Rosenbusch, exklusiv mit den OVB-Heimatzeitungen.

Seit fast neun Monaten ist Rosenheim Teil des Münchener Verkehrs- und Tarifverbunds. Wie fällt eine erste Bilanz aus?

Wir sind ganz gut unterwegs. Es gibt aber immer noch ein paar Themen, die bisher noch nicht umgesetzt wurden. So fehlen auf der Strecke nach Aschau beispielsweise noch Entwerter. An den Bahnhöfen Richtung Kufstein gibt es noch keine Aushänge. An beidem sind wir dran. Ansonsten haben wir die meisten Liniennummern beklebt. Digital ist ja sowieso alles erfasst, auch mit der Echtzeit-Auskunft gibt es kaum Probleme.

Hat es schon Lob gegeben?

Ich war erst kürzlich bei einer Versammlung der Bürgermeister im Landkreis Rosenheim. Einer der Anwesenden hat gesagt, dass der MVV-Beitritt genau richtig gewesen ist, weil sein Bus jetzt nicht nur zur Herbstfest-Zeit voll ist.

Also sind die Fahrgastzahlen durch den Beitritt gestiegen?

Wir sind im Moment dabei, die Zahlen zu erheben. Das dauert immer ein Jahr. Aber wir gehen natürlich davon aus, sonst würde sich der ganze Aufwand nicht lohnen.

In Rosenheim gibt es immer wieder Kritik daran, dass sich seit dem Beitritt weder am Fahrplan noch am Angebot etwas geändert hat.

Das ist auch nicht die Aufgabe des MVV. Aufgabenträger sind weiterhin Stadt und Landkreis Rosenheim. Sie entscheiden darüber, wo und wie ein Bus fährt. Unsere Aufgabe ist es, die jeweiligen Pläne zu unterstützen. Wir stehen beispielsweise in regem Austausch mit Oberbürgermeister Andreas März. Die Gespräche laufen sehr gut. Das Thema ÖPNV ist meines Erachtens definitiv in der Politik angekommen.

Nur das Thema an Sonn- und Feiertagen stößt in Rosenheim nach wie vor auf taube Ohren.

Und im Landkreis Dachau laufen gerade Überlegungen, den Busverkehr – mit Ausnahme der Hauptlinien – am Wochenende einzukürzen, weil das Geld fehlt. In Erding hat man auch nicht so wahnsinnig viel Busverkehr an Sonn- und Feiertagen. Das ist sehr unterschiedlich und variiert von Aufgabenträger zu Aufgabenträger. In Fürstenfeldbruck kommen Bürger beispielsweise rund um die Uhr nach Hause. Aber es stimmt auch, dass man anderswo zurückhaltender ist.

Aber wäre es nicht sinnvoll?

Ich glaube, man muss sich noch einmal ganz generell anschauen, wo die Busverkehre verlaufen. Es gibt im Verbund beispielsweise etliche Linien, die einfach an der Landkreisgrenze enden, obwohl die Leute gerne weiterfahren würden. Und auch die Stadt Rosenheim überlegt, ihren Busverkehr in den kommenden Jahren neu zu überplanen. Es gibt ja bereits jetzt Gewerbegebiete, die nicht gut angebunden sind. Und dann gibt es auch das andere Extrem: Ortsteile, die viel zu gut angebunden sind.

Kommen wir kurz zurück nach Dachau. In der Stadt wurde jetzt flächendeckend der Zehn-Minuten-Takt eingeführt. Wäre das nicht auch etwas für Rosenheim?

Das ist schwer zu sagen und hängt immer auch davon ab, wie eine Stadt aufgebaut ist. Aus diesem Grund haben wir ein Planungsmodell entwickelt. Anhand der gesammelten Datenmengen können wir genau sagen, welche Planung wo sinnvoll wäre. Auch Oberbürgermeister März und Landrat Otto Lederer haben hier bereits großes Interesse gezeigt.

Sie klingen sehr zuversichtlich.

Ich bin davon überzeugt, dass der öffentliche Verkehr in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnt, weil Autofahren immer teurer wird. Aus diesem Grund braucht es eine gute Alternative.

Busfahren wird aber auch teurer. Ab dem kommenden Jahr werden auch die Fahrpreise angehoben.

Es ist immer ärgerlich, wenn die Fahrpreise steigen. Auf der anderen Seite sind die Lohnkosten um bis zu 15 Prozent gestiegen. Und die müssen irgendwie finanziert werden. Die Kommunen und der Freistaat übernehmen hier nur einen Teil. Heißt im Umkehrschluss: Der Fahrgast muss auch tiefer in die Tasche greifen. Wenn man also die 15 Prozent Lohnsteigerung auf alle Busfahrer, Lokführer und Bahnfahrer umlegt, sprechen wir von Mehrkosten in Höhe von 25 bis 30 Millionen Euro. Die Kosten müssen also steigen, damit wir die Mitarbeiter gut bezahlen können. Mit der Preiserhöhung schaffen wir es gerade einmal, die gestiegenen Löhne des Fahrpersonals zu decken.

Was bedeutet das für Rosenheimer?

Die Einzelfahrkarte kostet jetzt 1,90 Euro und wird künftig zwei Euro kosten. Man darf nicht vergessen, dass viele Pendler das Deutschlandticket nutzen, das ab 2025 58 Euro kosten wird. Die Gruppentageskarte steigt von 29,10 auf 30,50 Euro.

Das letzte Wort gehört Ihnen.

Ich glaube, es ist wichtig, dass man nicht erwartet, dass der ÖPNV in der Stadt oder im Landkreis Rosenheim von einem Tag auf den nächsten völlig neu ausgebaut wird. Es braucht Planungen und politische Diskussionen. Zudem muss die Finanzierung geklärt werden. In Starnberg oder Fürstenfeldbruck hat eine entsprechende Umsetzung fast 15 Jahre gedauert. Das Interesse ist da. Aber man muss dem Ganzen Zeit geben.

Interview: Anna Heise

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