Frischer Wind für die Stadt

von Redaktion

Interview Neue City-Managerin Kathrin Schrubar stellt ihre Ideen für Rosenheim vor

Rosenheim – In Rosenheim weht bald frischer Wind. Ab dem 1. November übernimmt Kathrin Schrubar die Stelle als City-Managerin und tritt die Nachfolge von Axel Klug an, der sich aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat. Die 40-jährige Rosenheimerin, die zusammen mit ihrem Mann und Sohn am Schloßberg wohnt, hat schon Pläne für ihr neues Amt. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen verrät Schrubar, ob es neue Veranstaltungen in der Stadt geben könnte, was gegen den Leerstand gemacht werden muss und ob es weitere verkaufsoffene Sonntage oder Shoppingnächte geben wird.

Sie haben bald ganz schön „Macht“ in der Stadt – muss man sich auf große Veränderungen einstellen?

Schauen wir mal (lacht). Nein im Ernst: Ein besonderes Anliegen ist mir die Zusammenarbeit der verschiedenen Vereine und Verbände, aber auch die stetige Kommunikation mit den Mitgliedern. Ich denke, da ist noch ganz viel ungenutztes Potenzial in Form von Know-how und Ideen. Beides sollten wir nutzen und was Positives für Rosenheim daraus machen. 

Gibt es etwas, das Sie sofort anpacken wollen?

Das kann ich tatsächlich noch gar nicht sagen. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mich erst mal einarbeite. Im Prinzip weiß ich als gebürtige Rosenheimerin natürlich, welche Events und Veranstaltungen es gibt, aber ich werde mir anschauen, wie die genau ablaufen, wer was organisiert. Und dann wird entschieden, wo wir anpacken, wo es am meisten wehtut und was wir kurzfristig, mittelfristig und langfristig machen müssen.

Warum eigentlich
City-Managerin?

Mein Job davor war mit ganz viel reisen verbunden. Das wollte ich nicht mehr, weil ich mehr bei meinem Sohn sein möchte und mal was Neues machen wollte. Und dann bin ich zufällig in der Presse, noch bevor die Stellenausschreibung draußen war, darauf gestoßen, dass mein Vorgänger Axel Klug geht und sich über Bewerbungen freut. Da dachte ich mir: Cool, das probiere ich mal.

Was haben Sie vorher gemacht?

Ich komme aus dem Werbe- und Kommunikationsagentur-Umfeld und habe die vergangenen sieben Jahre eine mittelgroße Agentur in Ottobrunn bei München geleitet.

Sie übernehmen den Posten zu einer Zeit, in der es viele Herausforderungen gibt – Stichwort Leerstand.

Das war ehrlich gesagt einer der Gründe, warum ich das machen wollte. Ich mag Herausforderungen und mir liegt Rosenheim am Herzen. Das ist einfach meine Heimat. Und ich hoffe, dass ich dann auch etwas bewegen und zusammen mit meinem Team vielleicht ein paar der Probleme lösen kann. Oder auch ein bisschen ein neues Denken einbringen kann.

Und was soll in Sachen Leerstand passieren?

Ich glaube, ein wichtiger Punkt ist, die Innenstadt für die potenziellen Kunden so attraktiv zu machen, dass sie gerne in die Stadt gehen. Weil, wenn man ehrlich ist, kaufen die meisten aus einem Impuls heraus. Wenn ich daheim auf der Couch sitze und ein neues Buch möchte, dann gehe ich wahrscheinlich nicht in den Laden, sondern bestelle es mir online. Aber ich möchte ja, dass die Leute in die Stadt gehen, sich da wohlfühlen, bummeln und darüber dann Kaufentscheidungen treffen. Und erst wenn die Städte voll sind, besteht die Chance, dass die Läden, die sich angesiedelt haben, auch bleiben. Stadt-Shopping muss wieder Spaß machen. Da gibt es ja auch seitens des City-Managements schon gute Arbeitsgrundlagen, auf die man aufbauen kann.

Zuletzt haben auch einige Traditionsgeschäfte geschlossen.

Für das Stadtbild sind die Traditionsunternehmen total wichtig. Und denen unter die Arme zu greifen, muss genauso unser Ziel sein, wie zu versuchen, dass sich große Ketten in Rosenheim niederlassen. Das muss immer eine bunte Mischung sein, sonst wäre das ja nicht mehr unser Rosenheim.

Haben Sie schon eine Idee im Kopf, wie Sie da helfen können?

Da gibt es schon ganz gute Ansätze, da müssen wir aber vielleicht auch mal nach rechts und links schauen, wie das andere lösen. Denn das Problem der leeren Innenstädte ist ja nicht nur ein Rosenheimer Thema, dagegen kämpfen alle. Eine Möglichkeit für uns könnte sein, mit den Immobilienmaklern zu reden. Aber wie genau das aussehen kann, da bin ich noch nicht tief genug drin.

Muss in der Rosenheimer Innenstadt auch etwas verändert werden?

Insgesamt müssen wir in der Stadt schauen, dass es ein bisschen schattiger, grüner und gemütlicher ist. Die Gäste sollen sich einfach gern irgendwo hinsetzen und sich wohlfühlen. Auch, wenn die Sonne scheint. Das wird immer wichtiger, vor allem, wenn es heißer wird und die Temperaturen im Sommer weiter steigen. Deshalb muss man schauen, dass die Aufenthaltsplätze dauerhaft entsprechend wiederbelebt werden. Im Riedergarten funktioniert das ja zum Beispiel schon sehr gut. Und auch im Salingarten sieht man mit diesen Bänken und den Liegeflächen, dass es schon deutlich besser geworden ist.

Ein Thema ist auch immer wieder mal die Ausweitung der Fußgängerzone. Wie ist Ihre Meinung?

Das sollte man machen. Und ich weiß, dass das kontrovers ist. Man muss natürlich schauen, dass die Leute trotzdem noch irgendwie bequem mit dem Auto in die Stadt kommen. In meiner Idealwelt ist die Innenstadt aber immer ohne Auto. Das kann man aber nicht von jetzt auf gleich umsetzen. Man muss es immer so machen, dass es für alle passt. Das ist ein riesiger Rattenschwanz, da braucht man ein richtig gutes Konzept. Wie genau das in Rosenheim aussehen könnte, kann ich daher jetzt noch nicht sagen.

Ein Punkt beim City-Management sind die großen Events – wie geht es weiter mit Weinfest, Winterzauber und Co.?

Ich finde die ganzen Veranstaltungen, die wir in Rosenheim haben, wirklich toll. Mir fällt da jetzt gar nichts ein, wo ich sage, das darf man nicht erhalten.

Und wird es mit Ihnen etwas Neues geben?

Ich habe schon ein paar Ideen im Kopf, ja. Aber da möchte ich noch nicht zu viel verraten. Schauen wir mal, was daraus wird.

Inzwischen sind in Bayern mehr Shopping-Nächte möglich – auch in Rosenheim?

Ich persönlich finde so was sehr toll – genauso wie verkaufsoffene Sonntage. Denn sonntags hat man auch mal mehr Zeit. Da kann ich flanieren gehen. Es ist auch nicht sinnvoll, immer sonntags offen zu haben, sondern es soll ja schon ein Event bleiben. Aber ich finde, man kann bei beiden Sachen schon ein bisschen großzügiger sein.

Interview: Julian Baumeister

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