Ein Fotoschatz im Stadtarchiv

von Redaktion

Im Mai erhielt das Stadtarchiv Rosenheim den Nachlass des Rosenheimer Journalisten und Pressefotografen Werner Krämer zur dauerhaften Aufbewahrung. Dort wird die Sammlung gerade ausgewertet. Wie umfangreich das ist und was mit den Unterlagen passieren soll.

Rosenheim – Und dann war da der Lutscher: „Bei einer Veranstaltung der Stadt wurden wohl einmal Lutscher verteilt. Den hat dann Werner Krämer prompt mitsamt den anderen Unterlagen dazu katalogisiert und er fand sich dann zwischen all den anderen Fotos und Dokumenten fein säuberlich aufbewahrt. Das war schon kurios“, erinnert sich Nicola Zmavc sichtlich amüsiert.

Lustiges
Kuriosum

Sie arbeitet sich im Stadtarchiv bereits seit Monaten durch den Nachlass des 2021 verstorbenen Rosenheimers. Dieser hatte seine Arbeit akribisch dokumentiert, was in diesem Fall zu diesem lustigen Kuriosum führte. Krämers Tochter, Brigitta König, brachte dem Stadtarchiv im Mai 2024 prall gefüllte Umzugskisten, die nicht nur das Fotoarchiv ihres Vaters, sondern auch einen Restbestand an Aufnahmen des Bildjournalisten Hans Dietrich (1900 bis 1974) enthielten. Einen Großteil der Aufnahmen Dietrichs hatte Krämer bereits Anfang der 90er-Jahre dem Stadtarchiv überlassen. Der Nachlass enthält zudem zahlreiche Zeitungsartikel und andere Schriftstücke zur lokalen und regionalen Geschichte, die Werner Krämer über Jahre gesammelt hatte.

Er hatte über Jahrzehnte hinweg einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der Rosenheimer Zeitgeschichte geleistet. „Unter anderem tat er das in Form der Veranstaltungsreihe ‚Plaudereien im Stadtarchiv‘“, betont Dr. Christian Höschler, der Leiter des Stadtarchivs. „Auch darüber hinaus gab es schon über Jahre hinweg eine enge Zusammenarbeit, unter anderem mit Blick auf die Nutzung von Fotos.“ So sei es dann schließlich dazu gekommen, dass die zwei Dutzend Kartons ins Stadtarchiv wanderten. „Es kommt nicht selten vor, dass wir Nachlässe erhalten, aber für unsere Verhältnisse war das schon eine Hausnummer“, sagt Höschler.

„Ich bin hier erst seit Februar tätig und konnte den Umfang dieser Aufgabe nicht gleich einschätzen“, meint Nicola Zmavc.

Eine erfahrenere Kollegin habe zu ihr gemeint, dass sie das auf Jahre beschäftigen wird. Aktuell sei sie beim neunten von 24 Kartons angelangt. Dabei muss man bedenken, dass die Archivmitarbeiterin sich nicht ausschließlich mit diesem Projekt befasst.

„Ich bin auch noch im ganz regulären Betrieb hier mit eingebunden, der beispielsweise das Erteilen von Auskünften, die Betreuung von Besuchern und so weiter umfasst.“ Vor allem aber sei die Aufgabe, eine solche umfangreiche und wertvolle Sammlung auszuwerten, zu sichern und dokumentieren, durchaus anspruchsvoll.

Aktuell könne man sich das ein wenig wie die Triage eines Arztes in einer Notaufnahme vorstellen: So wie dieser entscheiden muss, welcher Patient zuerst versorgt wird, gilt es, die empfindlichsten Dokumente und Fotos zu sichern.

„Konkret heißt das: Quasi alle Fremdstoffe müssen weg! Büroklammern, Plastikfolien und so weiter müssen, damit sie auf die Dauer keine Schäden anrichten, in der Regel entfernt werden.“

Dann wandert alles erst einmal in für eine dauerhafte Archivlagerung geeignetere Verpackungen. Gleichzeitig gelte es, eine erste, grobe Übersicht darüber zu verfassen, was in jedem der Kartons zu finden war. „Aber eine genaue Auswertung muss noch warten, bis erst einmal alles für eine dauerhafte Aufbewahrung behandelt wurde.“

Es würde darüber hinaus auch noch die eine oder andere Herausforderung warten: „Beispielsweise haben wir hier Dokumente, die auf Thermopapier geschrieben wurden, da gilt es noch herauszufinden ob und wie sie gesichert werden.“ „Und das sind nur die Dokumente und Fotos“, sagt wiederum Archivleiter Dr. Christian Höschler, „Daneben haben wir noch eine Reihe von Datenträgern, wie Floppy Discs, Disketten und CDs, bei denen wir teils passende Abspielgeräte gar nicht haben und deren Auswertung voraussichtlich von einem Spezialunternehmen übernommen werden muss. Da wissen wir auch noch gar nicht, was darauf ist. Und dann sind da noch eine Reihe von Videokassetten, bei denen es auch spannend wird, ob sie die Jahre im Karton gut überstanden haben.“

Was mit der
Sammlung geschieht

Was wird langfristig mit der Sammlung geschehen? „Wie wir schon unmittelbar nach Erhalt der Bilder gesagt haben, enthält sie Fotos, die sich für eine relativ baldige Veröffentlichung eignen, beispielsweise als Abdruck im Kalender ‚Bilder aus Alt-Rosenheim‘“, so Höschler abschließend,

„Langfristig wäre auch eine Ausstellung mit den schönsten Bildern vorstellbar. Wir werden sehen und sind auch schon gespannt, was wir noch alles finden werden.“

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