Rosenheim – Wirklich fassen kann es Helmut Danek noch nicht. Immer wieder sucht er nach den richtigen Worten, während er von den dramatischen Szenen erzählt, die sich am Sonntag in seinem Haus abgespielt haben. In dem Gebäude in der Heilig-Geist-Straße brach gegen 15 Uhr im zweiten Stock Feuer aus. „Wir haben zunächst gar nichts mitbekommen“, sagt Danek am Telefon. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin direkt unter der Wohnung, die durch den Brand völlig zerstört wurde.
Bewohner flüchten
vor Hitze und Rauch
Zunächst sei es ein ganz normaler Sonntagnachmittag gewesen, sagt Danek. Er war gerade dabei, seine Haustiere zu füttern und habe ferngesehen. „Irgendwann lag ein leichter Rauch in der Luft“, sagt er.
Plötzlich habe es an seiner Tür geklingelt und die Nachbarn aus dem dritten Stock seien davor gestanden. „Sie haben dann nur noch ‚Alarm, Alarm‘ gerufen“, sagt der Rosenheimer. Im ersten Moment habe er die Warnung gar nicht ernst genommen. Trotzdem lief Danek mit seiner Lebensgefährtin den anderen nach und über das Treppenhaus nach draußen – barfuß und im Sonntagsgewand.
„Erst als wir dort standen, haben wir gesehen, dass aus den Fenstern im zweiten Stock schon schwarzer Rauch kommt“, erzählt Danek. Wenige Augenblicke später seien bereits Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei mit einem Großaufgebot um die Ecke gebogen. Wie Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, auf OVB-Anfrage mitteilt, waren 35 Einsatzkräfte der städtischen Feuerwehr vor Ort, die sofort mit den Löscharbeiten begannen. Diese konzentrierten sich auf das zweite Obergeschoss: „In der Wohnung brannten zwei Räume, die sich an der Hinterseite des Gebäudes befanden“, sagt Baab.
Währenddessen wurden alle Bewohner des Hauses evakuiert. „Dabei schaut man sich an, wie viele Personen in dem Gebäude gemeldet sind und geht dann von Tür zu Tür“, sagt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Schließlich wisse man nie, wie viele Menschen sich tatsächlich in einem Gebäude befinden. Allerdings hätten sich neben Helmut Danek und seiner Freundin die sieben Bewohner der Brandwohnung sowie eine weitere Person bereits ohne fremde Hilfe ins Freie retten können.
Vier Bewohner des dritten Stocks mussten hingegen von der Feuerwehr aus dem Haus geholt werden, da ihnen der Weg aufgrund des Brandes versperrt war. „Die standen an der Vorderseite des Gebäudes am Fenster und wurden über die Drehleiter gerettet“, sagt Baab. Diese werde immer dann eingesetzt, wenn der „primäre Rettungsweg“ – meist das Treppenhaus – nicht mehr benutzbar ist und die Bewohner „unmittelbar einer Gefahr ausgesetzt sind“. Auf diesem Weg konnten alle Bewohner des Hauses in der Heilig-Geist-Straße in Sicherheit gebracht werden.
Fünf von ihnen wurden aufgrund des Brandes leicht verletzt, sagt Stefan Sonntag. Sie wurden mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht. „Nach der ambulanten Behandlung konnten alle wieder nach Hause“, betont der Polizeisprecher. In ihre Wohnung konnten die Bewohner des zweiten Stocks aber nicht zurück. Neben einem Schaden von rund 250000 Euro sei der gesamte Bereich unbewohnbar. Die Wohnung, in der das Feuer ausbrach, sei sogar komplett ausgebrannt, sagt der Polizeisprecher. Wo die Betroffenen inzwischen untergekommen sind, konnte Sonntag nicht beantworten.
Auch Helmut Danek weiß nicht, wo seine Nachbarn eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. Bis auf ein paar Begegnungen in der Früh im Treppenhaus sei der Kontakt nicht so eng gewesen.
Er selbst konnte nach ein paar Stunden im Regen vor dem Haus wieder zurück in seine Wohnung. „Zum Glück, weil mir ohne Schuhe so kalt an den Füßen war“, sagt er und lacht. Obwohl ihm der Schreck immer noch in den Knochen stecke, sei er froh, dass es einigermaßen glimpflich ausgegangen ist. „Wir hatten schon Angst, auch weil wir unsere Tiere zurücklassen mussten und nicht wussten, wie es weitergeht“, sagt Danek.
Es hätte schlimmer
enden können
Dass es schlimmer ausgehen hätte können, bestätigt auch die Feuerwehr. Ein Ausbreiten der Flammen auf andere Bereiche des Hauses sei „aufgrund der Bauweise mit Holzbalkendecken möglich gewesen“, sagt Christian Baab. Durch das schnelle Eingreifen der Einsatzkräfte habe das allerdings verhindert werden können. Ein Einsatz wie dieser gehöre dennoch auch bei der Feuerwehr nicht zur Tagesordnung.
Warum das Feuer aber überhaupt ausgebrochen ist, ist der Polizei zufolge noch unklar. Das sei Gegenstand der Ermittlungen der Kriminalpolizei unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein. „Und diese dauern noch an“, sagt Sonntag. Am gestrigen Montag seien die Brandfahnder vor Ort gewesen und hätten sich die Wohnung genauer angeschaut.