Ärger um wichtigen Posten im Rathaus

von Redaktion

In der städtischen Verwaltung wird ein Spitzenposten frei. Auf diesen bewarb sich auch CSU-Stadtrat Florian Ludwig – und sorgte damit hinter den Kulissen für viel Diskussionsstoff. Jetzt hat er sich aus dem Rennen zurückgezogen. Was dahinter steckt.

Rosenheim – Seit 16 Jahren sitzt Florian Ludwig für die CSU im Stadtrat. Er ist im Förderverein der Stadtbibliothek, arbeitet als Mathematik- und Physiklehrer und ist seit über zehn Jahren Teil der Schulleitung am Karolinen-Gymnasium. Seit einigen Monaten spielt der Politiker mit dem Gedanken, Teil der Stadtverwaltung zu werden. Denn dort wird zeitnah eine Stelle frei. Konkret handelt es sich dabei um den Posten des Wirtschaftsdezernenten – also den Dezernenten für Grundsatzfragen, Wirtschaftsförderung und Kultur, Personal und IT in der Verwaltung. Eine Nachbesetzung ist notwendig, da Thomas Bugl aus Altersgründen nicht mehr antritt.

März schlägt
Bewerbung vor

„Im August hat mich Oberbürgermeister Andreas März angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mich auf die Stelle zu bewerben“, sagt Florian Ludwig am Telefon.

Im Gespräch soll es unter anderem darum gegangen sein, dass sich März eine Alternative zu den zu erwartenden Bewerbungen aus der Verwaltungsebene wünscht.

Ludwig reichte daraufhin seine Bewerbung ein und informierte die Fraktionsvorsitzenden per E-Mail über seine Entscheidung. Dass er nicht jede Anforderung aus der Stellenausschreibung erfülle, sei ihm klar gewesen, sagt der CSU-Politiker. So verlangt die Stadt unter anderem einen Studienabschluss in Jura, Wirtschafts- oder Verwaltungswissenschaften und eine „mehrjährige erfolgreiche Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung, vorzugsweise in kommunalen beziehungsweise staatlichen Führungspositionen“ sowie „idealerweise Praxiserfahrung im Bereich Personalwirtschaft“.

Vonseiten der Verwaltung soll daraufhin, so schildert es Florian Ludwig am Telefon, geprüft worden sein, ob er trotz der fehlenden Qualifikationen für die Stelle infrage kommt. Mit dem Ergebnis, dass dem durchaus so sei – auch aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit als Stadtrat und Mitglied in der Schulleitung. Die Sache scheint geklärt. Ludwig übersteht die ersten Runden, gilt sogar als einer der Favoriten für die Stelle. Doch im Hintergrund rumort es. Schnell wird Ludwigs Bewerbung zum Gesprächsstoff. Überregionale Medien berichten, Stadträte kritisieren seine Entscheidung und äußern Befürchtungen, dass er, sollte er die Stelle bekommen, keine parteiunabhängigen Entscheidungen treffen kann.

Am Donnerstag (16. Oktober) zieht Ludwig schließlich die Reißleine und nimmt seine Bewerbung zurück. In einer Stellungnahme heißt es: „Einerseits habe ich mich auf die Aussagen der Verwaltung hinsichtlich Erfüllung der Bewerbungsvoraussetzungen und andererseits auf den üblichen Schutz persönlicher Daten durch Nichtöffentlichkeit verlassen“, sagt er. Nun habe er feststellen müssen, dass letzteres „bewusst missachtet“ worden sei.

„Da diese Missachtung nur auf meine Person abzielt, allen anderen Bewerbern aber weiterhin gewährt wird, sehe ich eine Chancengleichheit meiner Bewerbung nicht mehr gegeben“, fährt Ludwig fort. In der Verwaltung kennt man die Stellungnahme. Viel sagen will man nicht. „Wir legen großen Wert auf die Nichtöffentlichkeit zum Schutz unserer Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Pressesprecher Christian Baab.

Es sei bedauerlich, dass die Nichtöffentlichkeit in diesem Fall nicht gewahrt wurde.

Entscheidung in der
kommenden Woche

Für Florian Ludwig dürfte das ein schwacher Trost sein. Er wird seine Tätigkeit im Stadtrat fortsetzen – schon bald in Zusammenarbeit mit dem neuen Wirtschaftsdezernenten. Eine Entscheidung fällt am Mittwoch, 23. Oktober, in der Sitzung des Stadtrats. Beginn ist um 17 Uhr im großen Sitzungssaal im Rosenheimer Rathaus.

Wie wichtig wäre ein Stadtrat in der Verwaltung?

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