Familie und Gott als festes Fundament

von Redaktion

EIN JAHR IM LANDTAG (I) Daniel Artmann über Werte, Glauben und Herausforderungen

Drei Neulinge aus der Stadt und dem Landkreis Rosenheim sind im bayerischen Landtag vertreten, der nach der Wahl im Vorjahr am 30. Oktober 2023 seine Arbeit aufgenommen hat. So hat das Mandat den Alltag von Daniel Artmann (CSU) verändert.


Rosenheim – Sein Arbeitstag umfasst in der Regel zwölf bis 15 Stunden, hinzu kommen Abendtermine und Verpflichtungen an Wochenenden. Ein erwartbar hohes Belastungspotenzial, das den 36-jährigen Rosenheimer von der letztlich erfolgreichen Kandidatur um das Direktmandat im Stimmkreis Rosenheim-Ost nicht abschreckte.

„Ich bin nicht mit dem goldenen Löffel in der Hand auf die Welt gekommen“, sagt der CSU-Politiker und ist in der Rückschau auf sein noch junges Leben seinen Eltern sehr dankbar, dass sie ihm Werte vorgelebt haben. Die Verankerung im Glauben, Fleiß und soziales Engagement spielten in dem Kodex, den Artmann und seine beiden Brüder in ihrer Kindheit und den Jugendjahren kennenlernen durften, eine prägende Rolle.

Zeitungsausträger
und Lagerarbeiter

Wer das weiß, der versteht sehr schnell, warum dem Abgeordneten eine Maxime seines politischen Handelns heute so wichtig ist. „Eigenverantwortung und Leistung müssen sich lohnen. Wir dürfen aber auch die sozial Schwächeren nicht aus den Augen verlieren.“ Das sagt ein Mann, der sich bereits als Gymnasiast mit 14 Jahren sein erstes eigenes Geld verdiente. Zeitungsausträger, Barkeeper, Lagerarbeiter – alles Jobs, in denen er sich bewährte, als er noch das Ignaz-Günther-Gymnasium und die FOS/ BOS in Rosenheim besuchte.

Da war es fast schon zwangsläufig, dass er seine beiden abgeschlossenen Studien berufsbegleitend absolvierte. Artmann hat den Bachelor-Studiengang Internationale Wirtschaft und Management an der Fachhochschule in Kufstein abgeschlossen, ein Masterstudiengang Unternehmensrestrukturierung und -sanierung rundete diesen ab.

Es war „der Geist des politischen Wirkens von Edmund Stoiber“, der in dem Landtagsabgeordneten den Entschluss reifen ließ, sich politisch zu engagieren. 2002 trat er in die Junge Union ein, 2004 in die CSU. Heute gehört er unter anderem dem CSU-Parteivorstand an, ist Stadtrat und Zweiter Bürgermeister in seiner Heimatstadt und steht darüber hinaus an der Spitze des CSU-Kreisverbandes Rosenheim Stadt.

Adolf Dinglreiter als besonderes Vorbild

Beruflich fungierte er vor dem Beginn seiner parlamentarischen Tätigkeit unter anderem als Geschäftsführer des „Stellwerk18“ in Rosenheim sowie als Regionalleiter für ein Beratungsunternehmen in Bayern. „Angespannt, aber doch erleichtert.“ So bezeichnet er rückblickend seine Gemütsverfassung, als am 8. Oktober des Vorjahres klar war, dass ihn die Menschen in seinem Wahlkreis mit dem nötigen Vertrauen ausgestattet hatten, um sie künftig im Landtag zu vertreten.

Ein Moment, in dem der Vater von zwei Kindern – Sohn Leopold ist acht Jahre alt, Tochter Charlotte ist drei Jahre alt – auch dankbar an Förderer dachte, die immer an ihn geglaubt hatten. Artmann nennt insbesondere den verstorbenen Landtagsabgeordneten Adolf Dinglreiter, ebenso die ehemalige Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer und seinen Amtsvorgänger Klaus Stöttner.

Traumjob und
Ehre zugleich

Auch wenn es anstrengend ist, Landtagsabgeordneter zu sein, ist das Mandat für ihn ein Traumjob und eine Ehre zugleich. „Bayern hat es auf seinem Weg vom Agrarstaat zum Industriestandort nicht immer leicht gehabt. Heute sind wir das erfolgreichste Bundesland in Europa“, sagt Artmann. Es mache Freude, in diesem Land jetzt mitgestalten zu dürfen. Natürlich kehrt er den großen Anteil, den die CSU nach seiner Überzeugung an dieser Entwicklung hat, nicht unter den Tisch.

Dass mit ihm beileibe kein Hinterbänkler die Interessen der Region im Maximilianeum vertritt, dafür gibt es einen Beleg, der einem sehr frühen Ritterschlag gleichkommt – auch wenn der 36-Jährige das in seiner bescheidenen Art nicht so deutlich formuliert. Er wurde, ungewöhnlich für einen Neuling, gleich in den Haushaltsausschuss des Parlaments berufen. Da hat er nicht nur sehr schnell gemerkt, dass auch im Freistaat Geld nicht im Überfluss vorhanden ist. „Mir ist rasch klar geworden, wie rau der politische Wind weht und dass man auch unangenehme Entscheidungen treffen muss“, sagt er.

In der Fraktion ist er zudem stellvertretender Vorsitzender der sogenannten „Jungen Gruppe“. Knapp zwei Dutzend Abgeordnete, deren Höchstalter bei 45 Jahren liegt. Sie wollen die parlamentarische Arbeit der CSU mit frischem Wind beleben, ohne jede Denkverbote.

Die Gruppe spricht sich unter anderem für Bürokratieabbau und eine Verwaltungsreform aus, „um Unternehmen und Menschen mehr Luft zum Atmen zu geben“, wie es Artmann formuliert.

Besonders erfreut hat ihn die herzliche Aufnahme in der Fraktion, die er vom ersten Tag an verspüren durfte. Dass dort trotz aller politischen Zwänge die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt, das zeigte sich für Artmann besonders deutlich, als er zu Beginn des Jahres offen mit einem schweren Schicksalsschlag umging. Die Ärzte hatten bei ihm Darmkrebs diagnostiziert.

Wichtiger Rückhalt
in schweren Zeiten

Glücklicherweise wurde er in einem frühen Stadium erkannt, heute geht es Artmann wieder gut. Hoffen, Bangen, Ängste, massive körperliche Angeschlagenheit – das alles begleitete ihn jedoch während der Phase, in der er zwei Chemotherapien und insgesamt 30 Bestrahlungen über sich ergehen lassen musste. „Das Mitgefühl und der Rückhalt in der Fraktion haben mir wahnsinnig gutgetan“, bekennt er freimütig und dankbar zugleich.

„Ich wollte nicht auf den Krebs reduziert werden. Deshalb habe ich auch vom Krankenhaus aus gearbeitet, so gut es ging. Das hat mir bei der Genesung geholfen“, sagt der Abgeordnete rückblickend. Wie wichtig die Familie für ihn als Stabilitätsanker ist, das wurde ihm in dieser Leidenszeit in besonderem Maße bewusst.

Der Parlamentarier versucht, sein berufliches Pensum so zu bewältigen, dass genügend Zeit für die Familie bleibt und er auch seiner Frau Annette (34) zu Hause noch unter die Arme greifen kann, die 30 Stunden pro Woche als Bereichsleiterin „Public Affairs“ in der Verbandsarbeit fungiert.

Essen zubereiten, waschen, dem Sohn bei den Hausaufgaben helfen, die Tochter vom Kindergarten abholen und gemeinsam das Mittagessen einnehmen, wenn dies an sitzungsfreien Tagen möglich ist – Aufgaben, die Artmann gerne wahrnimmt. Wenn Zeit zum Kochen und Backen bleibt, freut er sich besonders. „Das mache ich wirklich sehr gerne“, verrät er.

Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, diese Prämisse hat auch nach Artmanns Einzug ins Parlament für das Ehepaar nicht an Bedeutung verloren. Der Abgeordnete achtet darauf, dass er seine Terminplanung möglichst oft so koordinieren kann, dass am Wochenende ein Tag für Freizeitaktivitäten mit Frau und Kindern verbleibt. „Mit ihnen beispielsweise in der freien Natur zu sein, das ist für mich wie das Aufladen eines Akkus ohne Ende“, gesteht er.

Geschickter Bauherr
für Kinderträume

Dass er durchaus auch kreativ ist und über handwerkliches Geschick verfolgt, das bewies Artmann nicht nur beim Bau eines Stelzenhauses für seine Kinder im heimischen Garten. Dass der Papa mit ihnen im diesjährigen Italien-Urlaub ansehnliche Sandburgen am Strand errichtete, das beeindruckte Sohn und Tochter nachhaltig.

Es half ihnen zudem über Phasen hinweg, in denen es dem Rosenheimer nicht gelingt, seine Kinder wenigstens einmal am Tag zu sehen – beim Frühstück oder beim Zubettgehen, wo eine vom Papa vorgelesene Geschichte und ein gemeinsames Gebet vor dem Einschlafen nicht fehlen dürfen. An jenen Tagen, an denen sich Sitzungen bis in die Nacht hineinziehen, kommt Artmann nicht nach Hause, sondern übernachtet in einem angemieteten Appartement in München. An allen anderen fährt er nicht selten bereits um 6.30 Uhr mit dem Zug in Richtung Landeshauptstadt.

Bei all der Belastung, die ihr Mann schultern muss, gewinnt Artmanns Ehefrau seinem Einzug in den Landtag viel Positives ab – nicht ausschließlich mit Blick auf den damit verbundenen Karrieresprung. „Familie und Beruf lassen sich jetzt viel besser vereinbaren als früher. Da musste mein Mann ständig den Spagat zwischen Beruf, seinen zahlreichen Ehrenämtern und der Politik hinbekommen“, sagt sie. Das sei einfacher geworden, seit die Politik sein Beruf sei. Sie habe ihn auch früher schon öfter zu Terminen begleitet, das habe sie gerne beibehalten.

Dennoch: „Ich folge ihm nicht auf Schritt und Tritt, weil mich neben Beruf und Familie auch meine eigenen Ämter fordern“, sagt die 34-Jährige. Sie sitzt unter anderem für die CSU im Rosenheimer Kreistag und ist Fraktionssprecherin ihrer Partei im Priener Gemeinderat.

Insbesondere seine kommunalpolitische Verwurzelung hilft Artmann nach eigenem Bekunden für seine jetzige Tätigkeit sehr. „Ich kann auf diese Weise Politik nicht nur mit dem Wissen aus dem Hörsaal machen“, sagt er. Wichtig ist für ihn, seine politische Arbeit ausschließlich am eigenen Gewissen zu orientieren. „Ich treffe alle Entscheidungen auf der Grundlage meiner Sozialisierung im Glauben“, bekennt er.

Gottvertrauen als
stabile Grundlage

Eine Aussage, die die Bedeutung der Werte besonders deutlich unterstreicht, die seine Eltern ihm vermittelt haben. So sehr er mit manchen Positionen der „Institution Kirche“ auch hadert, sein Glaube ist für den Abgeordneten ein unverrückbares Fundament für sein Leben. „Nicht nur in Stresssituationen oder bei besonders schwierigen Entscheidungen bitte ich Gott um Unterstützung. Bei Dingen, die man selber nicht im Griff hat, da hilft nur Gottvertrauen“, sagt Artmann.

Berufung in „Königsausschuss“ die größte Freude

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