Rosenheim – Wirklich fassen kann es die junge Mutter aus Rosenheim noch immer nicht. Bei einem Spaziergang sei sie durch Zufall bei dem Spielplatz am Hermann-Gröber-Weg vorbeigekommen, der sich in der Nähe des Eisstadions befindet. Schon von Weitem seien ihr die Schmierereien aufgefallen. Auf dem Bordstein haben bislang unbekannte Täter die Worte „Sieg Heil“ geschrieben, einige Meter weiter steht „Heil Hitler“, direkt daneben findet sich ein Hakenkreuz.
Antisemitische Parole
an der WC-Tür
Doch damit nicht genug. An der Tür einer Toilette stößt die junge Frau auf ein weiteres Hakenkreuz. Darunter stehen die Worte „Wer hier pisst, ist Jude“. „Ich bin absolut entsetzt über die extremistischen Botschaften“, sagt sie. Die Schmierereien würden sie nicht nur traurig, sondern auch wütend machen. „Diese Hassbotschaften sind großflächig und bewusst platziert. Das darf nicht unkommentiert bleiben“, sagt die junge Frau. Sie macht Fotos, wendet sich an die Presse. Mittlerweile ist auch die Rosenheimer Polizei informiert. „Wir haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet“, bestätigt Hauptkommissar Robert Maurer. Seine Kollegen werden jetzt mit dem Eigentümer des Spielplatzes Kontakt aufnehmen und darum bitten, dass die Schriften und Symbole entfernt werden.
„Es kommt immer mal wieder vor, dass wir Graffiti feststellen. Konkrete Hassbotschaften, wie in diesem Fall, sind aber eher die Ausnahme“, sagt Maurer. Eine Übersicht über die jüngsten Fälle liefert ein Sprecher der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern, kurz: Rias Bayern.
So wurde Anfang Oktober 2023 die Tür einer Herrentoilette in einem Rosenheimer Parkhaus aus den Angeln gerissen. In der Toilette wurde anschließend eine antisemitische Parole mit einem weißen wasserfesten Stift hinterlassen. Eine weitere Schmiererei gab es im Juni 2023. „Außerdem tauchten im Dezember 2019 in der Stadt immer wieder neonazistische und antisemitische Schmierereien und Parolen auf“, teilt der Sprecher mit. Am Mangfalldamm seien die Parolen „Fuck Jews“ beziehungsweise „Durch die Shoah ins Paradies“ aufgetaucht. Zudem Doppel-Sigrunen sowie die Zahlenkombination „1488“ und die Abkürzung für „Heil Hitler“. Die Zahlenkombination „1488“ steht dem Sprecher zufolge für eine Kombination der „14 Words“, ein rassistischer Glaubenssatz, der auf den US-amerikanischen Neonazi David Eden Lane zurückgeht.
Fälle dieser Art werden dem Verfassungsschutz gemeldet. Das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Sollte sich im Rahmen der Ermittlungen herausstellen, dass es sich um einen „Schülerstreich“ handelt, sei die Sache für den Verfassungsschutz erledigt. In allen anderen Fällen werde weiter ermittelt.
Tätern droht bis zu
fünf Jahren Haft
Eine Strafe droht den Tätern jedoch in jedem Fall. „Das kann in die Deliktbereiche Volksverhetzung oder das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen beziehungsweise Sachbeschädigung gehen“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Volksverhetzung kann mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe bestraft werden, die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen mit bis zu drei Jahren.