Rosenheim – Eine „Frechheit“ ist das für Herbert Borrmann. „Was uns da vorgelegt wird, ist wirklich nicht schön“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CSU. Der Grund für seine Enttäuschung: Die Pläne für das Gebäude an der Münchener Straße 25 – dort, wo jahrelang das Kaufhaus „Karstadt Sport“ seinen Sitz hatte.
Das Gebäude steht seit rund vier Jahren zu einem großen Teil leer. Nun wurde den Mitgliedern des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses in der Oktober-Sitzung vorgestellt, wie es weitergehen soll. Wirklich zufrieden ist aber kaum jemand.
Drogerieangebot
und Loft-Wohnungen
Und das, obwohl der Leerstand im Unter- und Erdgeschoss, wo früher das Sportgeschäft war, bald der Vergangenheit angehören soll. Wie die Verwaltung mitteilte, soll dort ein Drogeriemarkt einziehen. Das sei allerdings eine unbefriedigende Lösung, kritisierte Borrmann. Er erinnerte daran, dass diese Drogerie im Moment nur einige wenige Meter weiter schon andere Räume hat. „Es ist gut, dass der Leerstand angegriffen wird, aber damit wechselt der nur eins weiter“, sagte der CSU-Chef.
Was mit Optiker und Bekleidungsgeschäft auf der anderen Seite des Hauses passiert, sei hingegen noch nicht klar. „Die Flächen sollen wieder an Einzelhändler vermietet werden“, sagt Dr. Andreas Bienert auf OVB-Anfrage. Er hat mit seinem Immobilienunternehmen Pronesta das Gebäude in der Münchener Straße vor einigen Jahren gekauft. Nachdem sich dessen Pläne für das Haus in den vergangenen drei Jahren – auch aus wirtschaftlichen Gründen – immer wieder geändert haben, soll es nun 2025 mit dem Umbau losgehen. Im ersten und zweiten Stock wollen Bienert und sein Team die bisherigen Praxis- und Büroflächen zu neuen Wohnungen umbauen. „Es entstehen große Loft-Wohnungen“, sagt der Pronesta-Geschäftsführer. Das sei ein offenes Raumkonzept, bei dem sich die Eigentümer aussuchen könnten, ob sie ihre Wohnung in Zukunft mit nur einem, drei oder vier Zimmern wollen. „Es ist auch möglich, dass die Interessenten sich das selbst ausbauen oder wir das übernehmen“, betont Bienert.
Die bestehenden Wohnungen im dritten und vierten Obergeschoss werden ihm zufolge renoviert und bleiben erhalten.
Großes Vordach über
dem Eingangsbereich
Auf diese Weise sollen insgesamt 22 Wohneinheiten entstehen – vorerst zumindest. Denn ursprünglich sollte das Gebäude auch um zwei gestaffelte Geschosse und damit um 6,50 Meter aufgestockt werden. Daraus wird allerdings erst mal nichts – des Geldes wegen. „Wir behalten uns das aber vor“, sagt Bienert.
Für das Dach des Gebäudes hat der Geschäftsführer dennoch schon eine Idee. „Dort entsteht für alle Bewohner eine 200 Quadratmeter große Dachterrasse mit einem kleinen Fitnesshaus“, erklärt Bienert. So werde das Gebäude nach dem Umbau einen „sehr innovativen Charakter“ haben. Eine Gastronomie im Erdgeschoss wie zum Beispiel ein Café mit Tischen im Außenbereich soll es entgegen den ersten Entwürfen von vor drei Jahren allerdings nicht geben.
Auch ansonsten soll sich an der äußeren Gestalt des Gebäudes nicht viel ändern – außer einem 2,50 Meter tiefen Vordach an der Nordseite in Richtung der Münchener Straße. Dieser galerieartige Durchgang vor dem Eingangsbereich der Geschäfte wird von oben begrünt, sagt Bienert. Daher ist er überzeugt: „Wenn das Gebäude 2026 fertiggestellt ist, wird das eine schöne Sache.“ Das sahen die Ausschussmitglieder etwas anders. „Es ist bisschen schade, dass aus dem Gebäude nicht mehr gemacht worden ist“, sagte Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. Allerdings könne man die Pläne des Eigentümers auch nicht verurteilen. Es sei verständlich, dass dieser mit dem Gebäude auch Geld verdienen wolle, wenn er das Haus schon „anfasst“. Zudem könne der Investor aufgrund seines Eigentumsrechts mit dem Haus machen, was er wolle – sofern die baurechtlichen Vorschriften eingehalten werden.
Kein großer Einfluss
auf das Vorhaben
Wie die Verwaltung mitteilt, gibt es für den Bereich des Gebäudes keinen Bebauungsplan. Damit ist das Bauvorhaben zulässig, wenn es nach „Art der Nutzung“ in die Umgebung passt und das Maß der baulichen Nutzung gegenüber dem Bestand nicht verändert wird. Das sei auch der Fall. Daher gebe es für die Stadt keine Einspruchmöglichkeiten und das Vorhaben habe so einen Anspruch auf die Baugenehmigung. Trotz der ganzen Diskussionen gibt es an dem Umbau des Gebäudes aber auch etwas Gutes, befand Franz Lukas, Stadtrat der Grünen. „So kommt zumindest wieder Leben in die Riesen-Bude.“