Kolbermoor/Rosenheim – „Achtung! In Kolbermoor, Nähe Lohholz, treiben sich Betrüger rum.“ So beginnt eine Facebook-Nachricht, die sich in den vergangenen Tagen schnell verbreitet hat.
Laut einer vermeintlich Betroffenen, die im Internet sogar ein Foto eines Mannes zeigt, den sie für einen Einbrecher hält, seien derzeit in Kolbermoor und Rosenheim Täter unterwegs. Diese würden an Wohnungstüren klingeln und anschließend versuchen – sollte niemand aufmachen – in Gärten und Häuser einzudringen.
„Das wird
immer schlimmer“
„Das wird immer schlimmer“, schreibt eine andere Facebook-Nutzerin dazu. Ihr zufolge müsse man sich mittlerweile überlegen, ob man sich überhaupt noch aus dem Haus traut, um zur Arbeit oder zum Einkaufen zu gehen. Eine weitere Nutzerin will den auf dem geposteten Foto abgebildeten Mann gar erkannt haben. „Genau dieser Typ stand vorgestern bei mir vor der Tür in Mitterhart.“ Sie sei froh, nichts unterschrieben zu haben.
Doch was steckt hinter diesen merkwürdigen Vorfällen? Treiben hier wirklich Betrüger ihr Unwesen oder lässt sich das Thema doch ganz anders aufklären? Auch weil die im Internet kursierende Warnung inzwischen von vielen Bürgern gelesen wurde, gingen bei der Polizei in den vergangenen Tagen zahlreiche Meldungen ein.
Einem Sprecher der Polizeiinspektion Bad Aibling ist das Thema deshalb sehr wohl bekannt, wie er auf OVB-Nachfrage bestätigt. „Ich kann sagen, dass wir in der gesamten vergangenen Woche diesbezüglich mehrere Einsätze hatten.“
Allerdings sei im Bereich Kolbermoor und Umgebung lediglich ein tatsächlicher Diebstahl aufgeschlagen. „Dabei handelte es sich jedoch um einen Diebstahl von einer Baustelleneinrichtung“, sagt der Sprecher. Hier habe man die jugendlichen Täter bereits aufgreifen können. Darüber hinaus handele es sich dort in diesem Zeitraum aber um eine „Null-Lage“, was die Einbruchskriminalität angeht, erklärt der Sprecher und gibt bezogen auf die Sorgen der Bürger Entwarnung.
Polizei rät zu gesundem
Menschenverstand
Zwar hätte es die Vorfälle tatsächlich gegeben, bei denen Bürger Betrüger oder Einbrecher vermutet hatten. Jedoch gibt es seitens der Polizei hierfür eine einfache Erklärung. „Derzeit sind mehrere Spendensammler unterwegs“, sagt der Sprecher. Diese habe man jeweils kontrolliert. „Die entsprechenden Institutionen haben die Erlaubnis und es ist alles in Ordnung.“ Und auch wenn die Tatsache, dass nun ausgerechnet verschiedene Spendensammler zeitgleich unterwegs sind, nicht besonders glücklich sei und für den ein oder anderen Bürger auffällig erscheine, so kämen diese Sammelaktionen nun mal häufiger in dieser Jahreszeit vor. Auch wenn die Fälle rund um Kolbermoor aufgeklärt werden konnten, rät die Polizeiinspektion Bad Aibling (PI) dazu, den „gesunden Menschenverstand“ stets einzuschalten. „Lassen Sie keine Fremden einfach in Ihr Haus“, sagt der Polizeisprecher. Auch der Wunsch nach einer ausgestellten Spendenbescheinigung könne falsche Vermutungen beseitigen. Dass die Polizei entsprechende Anrufe von besorgten Bürgern jedoch sehr ernst nimmt, zeigen die zahlreichen Einsätze. „Wir waren beispielsweise am vergangenen Wochenende noch mal vor Ort und haben ein verdächtigtes Pärchen kontrolliert.“ Auch hier sei jedoch alles mit rechten Dingen zugegangen. „Uns ist es trotzdem wichtig, zu sagen, dass die Menschen lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig bei der Polizei anrufen können“, betont der Polizeisprecher.
Die Einschätzung der Aiblinger Polizei, wonach die Situation „unproblematisch“ ist, deckt sich auch mit der des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Ein Pressesprecher teilt auf Nachfrage mit, dass vermutete Delikte im beschriebenen Zusammenhang derzeit in der Region keine besondere Rolle spielten. „Momentan ist uns dazu nichts bekannt.“
Wenngleich ein solches Vorgehen beispielsweise von Bettlern oder vermeintlichen Hochwasser-Opfern, die sich an private Haushalte wenden, immer wieder vorkomme.