Rosenheim – Es war die letzte von insgesamt fünf Bürgerversammlungen in der Stadt Rosenheim: Zahlreiche Menschen kamen im Gasthof Alt-Fürstätt zusammen, um über die Mangfallkanalbrücke, die Endorfer Au sowie das Deutschland-Ticket zu diskutieren. Warum es auch Kritik hagelte.
Eingangs frönte Andreas März seinem Lieblingsthema: Er bat um, nein er forderte seine Rosenheimer Bürger auf, mehr Gelassenheit zu zeigen. Jede Beschwernis würde heute zur Katastrophe hochstilisiert und unterschiedliche Meinungen feindschaftlich wahrgenommen.
Mehr Gelassenheit,
weniger Feindschaft
Regelungen – auch wenn sie im Einzelfall unliebsam seien – brächten in der Summe Sicherheiten, die den Bürgern möglicherweise inzwischen allzu selbstverständlich seien. Wohl gestand er manche Überregulierung und zuweilen Mangel an Flexibilität zu. Insgesamt stellte er jedoch die Frage: „Wo ist es vergleichbar – und dennoch besser?“
In das Ungemütliche eintauchend, stellte er die Notwendigkeit der missliebigen Baustellen in der Stadt vor. Verwies auf den Nachholbedarf, der durch den Pandemie-Stau entstanden sei. Diesen nicht umgehend zu beheben würde weit größere Schäden, weit größere Kosten mit sich bringen. Er beschrieb die Notwendigkeit der Erneuerung und des Ausbaus der Kanalbrücke am Aicherpark, die 1895 erbaut wurde und bis 2026 fertiggestellt sein soll. Er berichtete von der Planung im Ortsteil Endorfer Au, die gründlich saniert und bei Erhaltung der Grünräume nachverdichtet werden soll.
Eine Anfrage in Sachen „Lärmschutzwand“ zu der neuen B15 konnte der Oberbürgermeister nicht beantworten, weil dies eine Bundesstraße ist und damit in die Zuständigkeit des Staatlichen Bauamtes fällt. „Wir haben selbstverständlich dort nachgefragt“, so der Oberbürgermeister: „Uns wurde mitgeteilt, dass weder jetzt noch in absehbarer Zukunft eine derart hohe Lärmbelastung entstünde, dass dies notwendig sei. Weil wir weder ausführend noch weisungsbefugt sind, können wir hier nur immer wieder Anregungen geben.“
Das große Thema war die Bebauung in Oberwöhr, die Grundwasser-Problematik und die Staunässe aus Auwald und Augraben. Bewohner, die mit nassen Kellern und dem Druck des Wassers gegen ihre Grundmauern zu kämpfen haben, befürchten, dass mit der Verwirklichung von fünf neuen Baufeldern in Oberwöhr der Grundwasserspiegel zusätzlich steigt. Berechnungen von Gutachtern, wonach eine solche Gefährdung nicht gegeben sei, erteilten sie eine heftige Absage: „Was nützt eine Durchschnittsbelastung übers Jahr, wenn es während des Sommers fünfmal Starkregenereignisse gibt.“ Eine Teilnahme des hier federführenden Wasserwirtschaftsamtes an diesem Gespräch war, auch zum Bedauern des Oberbürgermeisters, kurzfristig abgesagt worden. So konnte er lediglich auf die entsprechenden Gutachten verweisen, auf die er sich verlassen müsse. Ein anderer betroffener Bewohner verwies auf die zunehmende Klimaerwärmung, deretwegen mit zunehmenden Starkregensituationen gerechnet werden müsse. „Was nützt uns eine Berechnung aus der Vergangenheit!“
Probleme an B15 und
mit Grundwasser
Beschwerden bei den oberen zuständigen Behörden des Wasserwesens hatten zur Folge, dass ebenfalls keine ursächlichen Zusammenhänge zwischen Bebauung und der Grundwasser-Problematik erkannt wurden. Die derzeitigen Probleme der Bewohner lägen im Wesentlichen an der alten Bausubstanz.
Andreas März wies darauf hin, dass sich die städtische Weisungsbefugnis wassertechnisch einzig auf die korrekte Ver- und Entsorgung beziehe. Alle anderen Auseinandersetzungen könnten einzig mit den Verursachern von diesen Problemen betrieben werden. Die Klage, dass Zuständigkeiten nach Belieben hin- und hergeschoben würden, konnte er lediglich unkommentiert hinnehmen.
Zu der Anfrage nach vermehrtem Lärmschutz an der Äußeren Münchener Straße zwischen Mangfall- und Kanalbrücke verwies er auf entsprechende Dezibel-Messungen. „Wenn jemand mit überhöhter Geschwindigkeit nachts dort durchrast, kann das alleine kein Kriterium für eine Schallschutzwand sein.“
Die Frage nach Fernwärme in Unterfürstätt konnte der OB nicht positiv bescheiden. „Auch bei anderen Ortsteilen wie die Kastenau, die durch eine Bahnlinie abgetrennt sind, ergibt sich dasselbe Problem. Hier zwingen die Umstände und die Kosten zu einer Priorisierung.“ Für die nächsten 20 Jahre vermochte er keine Zusage zu machen.
In der Frage nach dem Deutschland-Ticket stellte er klar, dass der Stadtverkehr keinesfalls aussteigen werde. Er erläuterte die Kostenproblematik, bei der Landkreise und Städte an dem „unteren Ende der Nahrungskette“ mit den gestiegenen Kosten zurechtkommen müssten. Machte an anderer Stelle klar, dass Kindergeschrei kein Lärm im Sinne von Lärmschutz sei und sagte zu, dass die Reparatur der südlichen Mangfallstraße anstehe und im Blickfeld sei.