Rosenheim – Tage nach der Wahl kann Patricia Rebmann ihr Glück kaum fassen. „Es ist schön, wenn Träume wahr werden“, sagt sie am Telefon. Sie ist die neue Wirtschaftsdezernentin der Stadt Rosenheim. Von den insgesamt 45 Stadträten setzten 24 ihr Kreuz hinter den Namen der 46-Jährigen. Rebmann ist parteilos und arbeitet aktuell als Bürgermeisterin der Stadt Eppelheim in Baden-Württemberg.
25 Jahre in der
Verwaltung
Schon immer habe sie davon geträumt, irgendwann einmal nach Bayern zu ziehen. Als sie die Stellenanzeige gesehen hat, habe sie sich kurzerhand auf den Posten beworben. „Die Stelle passt gut zu meinem Profil. Auch weil ich über 25 Jahre in der öffentlichen Verwaltung gearbeitet habe“, sagt Rebmann. Läuft alles nach Plan, wird sie ihre neue Stelle Anfang des kommenden Jahres beginnen. Bis dahin muss sich die dreifache Mutter um ihren Nachfolger in Eppelheim kümmern und eine Wohnung in Rosenheim finden.
Patricia Rebmann war eine von insgesamt 37 Bewerbern – 24 Männer und 13 Frauen – die Interesse an der Stelle hatten. Vier davon blieben nach mehreren Vorstellungs- und Bewerbungsrunden am Ende übrig. Kurz vor der Entscheidung zog dann CSU-Stadtrat Florian Ludwig seine Bewerbung überraschend zurück. Denn anders als in solchen Fällen üblich, gelangte sein Name – im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten – an die Öffentlichkeit. „Eine Chancengleichheit meiner Bewerbung ist damit nicht mehr gegeben“, begründete der Politiker seine Entscheidung. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Informationen aus einer nichtöffentlichen Sitzung nach außen sickern. So wurde kurz vor der Sitzung des Personalausschusses am vergangenen Mittwochnachmittag bekannt, dass die CSU einen Eilantrag gestellt hat.
In diesem sollen sie sich dafür starkgemacht haben, dass der Rosenheimer Markus Kamper wieder ins Rennen geschickt wird. Der Referatsleiter beim Bayerischen Landesamt für Steuern bewarb sich ebenfalls auf die Stelle. „Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht“, sagt er am Telefon. Zudem wollte er seine Heimatstadt mitgestalten.
Obwohl Kamper zahlreiche Kriterien der Stellenausschreibung erfüllt, überstand er die ersten Runden nicht. Umso überraschender muss es für viele Stadträte gewesen sein, als sein Name kurz vor der finalen Entscheidung doch wieder auftauchte. Im Personalausschuss, der vor dem Stadtrat tagte, wurde also darüber diskutiert, ob man den Bewerber wieder auf die Liste setzen sollte – oder eben nicht. Nach einem langen Hin und Her schaffte es der Name von Markus Kamper schließlich doch noch auf den Abstimmungszettel.
„Ein Teil der Stadtratsmitglieder wollte die Bewerberliste nicht erweitern“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU im Nachgang der Sitzung. Er erinnerte daran, dass man im Personalausschuss am 9. Oktober davon ausging, dass vier Kandidaten zur Wahl stehen würden. Genau das sei nach dem Ausscheiden von Florian Ludwig aber eben nicht mehr der Fall gewesen. Daraufhin beschloss man in den Reihen der CSU, den frei gewordenen Platz mit Markus Kamper neu zu besetzen. Auch, wie Herbert Borrmann betont, unter dem Aspekt der Kandidatenvielfalt und der breiten Liste geeigneter Kandidaten.
„Die große Mehrheit sah Markus Kamper in einer ersten Gesprächsrunde als geeignet an. Er hat in den Vorauswahlgesprächen einen sehr guten und positiven Eindruck hinterlassen“, fährt Borrmann fort. Dass er es nicht im ersten Anlauf in die Endrunde schaffte, sei lediglich der Tatsache geschuldet, dass man sich im Personalausschuss darauf geeinigt hatte, dem Stadtrat maximal vier Bewerber zu präsentieren. Letztendlich erhielt Kamper nur 21 Stimmen. Frust über die Niederlage gibt es bei ihm nicht. „Es ist ein demokratischer Vorgang. Die letzte Entscheidung liegt beim Stadtrat“, sagt er auf OVB-Anfrage.
Bleibt die Frage, wie die Stadträte die Tatsache bewerten, dass die CSU kurz vor der Entscheidung einen Kandidaten vermeintlich aus dem Hut gezaubert hat. „Weshalb man über einen Eilantrag einen im Auswahlprozess bereits ausgeschlossenen Kandidaten aktivieren wollte, hat mich verwundert“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Trotz allem sei er mit der Wahl von Patricia Rebmann sehr zufrieden. „Frau Rebmann ist auch das Ergebnis eines zwischen den Fraktionen mit der Verwaltungsspitze vereinbarten Auswahlprozesses“, fügt er hinzu.
Freude darüber, dass erstmals eine Frau in die Runde der Dezernenten der Stadt Rosenheim gewählt wurde, äußert Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Der Ausgang der Wahl sei das Ergebnis einer geheimen Abstimmung, in dem dafür vorgesehenen Verfahren. Mehr will er dazu nicht sagen. Auch zu Personalangelegenheiten schweigt er und verweist auf die Nichtöffentlichkeit. Er sagt nur so viel: „Grundsätzlich ist es sicher möglich, Anträge im Vorauswahlverfahren zu stellen, wenn dies auch üblicherweise nicht geschieht.“
Etwas deutlicher äußert sich Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD: „Den Eilantrag der CSU haben wir unterstützt“, sagt er. Die Wahl sei demokratisch abgelaufen, allerdings habe er seine Zweifel an der Entscheidung.
Freude über
Frau im Dezernat I
An die Nichtöffentlichkeit erinnern auch Peter Rutz und Sonja Gintenreiter. Fragen zum Inhalt des Eilantrags können und wollen die beiden Fraktionsvorsitzenden deshalb nicht beantworten. „Es ist nicht unüblich, dass Anträge von Fraktionen zu nichtöffentlichen Sitzungen gestellt werden“, ergänzen sie.
Auch sie freuen sich darüber, dass der Stadtrat sich mehrheitlich für eine Frau als Leiterin des Dezernats I entschieden hat.