Rosenheim – Die Entscheidung hat sich Josef Zeilinger nicht leicht gemacht. „Ich habe lange hin- und her überlegt“, sagt der Betreiber des Restaurants „Nenas“ in der Heilig-Geist-Straße in Rosenheim. Letztendlich habe kein Weg an der Schließung vorbeigeführt. Aus mehreren Gründen. So habe das Personal an allen Ecken und Enden gefehlt. „Ich brauche Leute, die sich auskennen“.
Hochwertige
Produkte
Zum einen, was den Verkauf der Weine angeht, „die man sonst nirgendwo in Rosenheim findet“, aber auch mit Blick auf die Zubereitung der Speisen. „Wir arbeiten mit hochwertigen Produkten“, sagt der Gastronom. Ein Blick auf die Speisenkarte bestätigt diese Aussage. Neben Feige-Pecorino Raviolo gibt es Calamari Fritti mit Wasabi-Remoulade, Jerk Chicken oder Chicken Satay. Im Jahr 2020 wagte Zeilinger den Schritt und eröffnete ein neues Restaurant. Die Idee: ein Sharing-Food-Konzept. Kleine Teller, mehrere Gänge, alles wird geteilt. „Für Rosenheim war das eine Neuheit“, erinnert sich Zeilinger. Während einige Bürger recht skeptisch gewesen seien, hätten sich andere sofort darauf eingelassen. „Es lief gut“, sagt der Gastronom. Bis zum ersten Corona-Lockdown.
Den nutzten er und seine Kollegen für die Renovierung des Lokals. Es wurde gestrichen, gewerkelt und neu eingerichtet. Es folgten die ersten Lockerungen, Zeilinger sperrte sein Lokal auf, begrüßte neue Gäste.
Nur, um kurze Zeit später aufgrund des zweiten Lockdowns wieder schließen zu müssen. „Es war in dieser Zeit sehr schwer, Werbung für unser neues Lokal zu machen“, sagt er.
Mittlerweile gehören die Corona-Lockdowns der Vergangenheit an. Doch nun gibt es andere Probleme. Neben dem fehlenden Personal spricht Zeilinger auch von den zum Teil massiv gestiegenen Kosten. Gleichzeitig würden die Umsätze aber sinken. „Man merkt einfach, dass die Leute weniger fortgehen und nicht mehr so viel Geld ausgeben“, sagt er. Vor der Corona-Pandemie sei das anders gewesen.
Weil Zeilinger niemand ist, der in Erinnerungen schwelgt, hat er beschlossen, zu handeln und einen Schlussstrich gezogen. Am morgigen Sonntag ist der letzte Tag. Per Rundschreiben informierte er die Stammgäste.
„Nach vielen gemeinsamen Mahlzeiten, herzlichen Gesprächen und unvergesslichen Momenten müssen wir leider Abschied nehmen“, heißt es in dem Schreiben. Er bedankt sich bei den Gästen, die das Restaurant zu einem „Ort zum Wohlfühlen und Genießen“ gemacht haben.
„Viele unserer Gäste waren extrem schockiert über die Nachricht“, sagt Zeilinger. Eben auch deshalb, weil in seinem Restaurant nie „tote Hose“ war. Ständig sei etwas los gewesen. „Verstehen, dass wir schließen müssen, können die meisten nicht.“
Einen ungefähren Plan, wie es für den Gastronomen weitergeht, hat er schon. Zu allererst muss er sich darum kümmern, das Lokal in der Heilig-Geist-Straße auszuräumen. „Ende des Monats muss alles fertig sein“, sagt er. Einen Teil der Einrichtung will er verkaufen, der Rest – Theke, Holzverkleidung und ein Teil der Möbel – gehört dem Verpächter, der Brauerei „Auerbräu“ und bleibt, wo es ist.
Nach einem längeren Urlaub liegt Zeilingers Fokus dann voll und ganz auf seiner Catering-Firma „Rausch und Genuss“. „Wir haben schon jetzt Buchungen für das kommende Jahr“, sagt er. Zudem ist er auch wieder beim Kulturstrand am Innspitz im Einsatz und – wenn sie denn stattfindet – bei der Veranstaltung „Schall und Brauch“ im Salingarten.
Vietnamese
als Nachfolger?
Und irgendwann könnte sich Zeilinger durchaus vorstellen, wieder ein Restaurant zu eröffnen. Kleiner als das „Nenas“ müsste es sein, zudem bezahlbar. Langweilig wird ihm bis dahin aber trotz allem nicht.
Wie es für das Lokal in der Heilig-Geist-Straße weitergeht, scheint im Moment noch nicht festzustehen. Die Brauerei „Auerbräu“ hält sich vorerst noch bedeckt. Gerüchten zufolge könnte jedoch ein vietnamesisches Restaurant in die Heilig-Geist-Straße 12 ziehen. Was an den Gerüchten dran ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.