Rosenheim – Das Städtische Museum Rosenheim wirbt gerne mit dem Satz „Vom Römergrab zum Nierentisch“. Dabei gab es knapp zehn Jahre gar keine Römer-Abteilung mehr. Doch nun sind die „Römer“ endlich zurück – auch wenn es sich dabei zunächst nur um eine Interims-Ausstellung handelt.
Der Andrang war gewaltig bei der offiziellen Eröffnung der neuen Römerausstellung. Der erste Teil der Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten statt, die sonst den Sonderausstellungen vorbehalten sind – und dort reichten die Sitzplätze bei Weitem nicht aus.
Zur Einstimmung in die Römerzeit hielt Dr. Bernd Steidl, stellvertretender Direktor der Archäologischen Staatssammlung München, einen einstündigen Vortrag über die Römerzeit in unserer Region. Dabei begeisterte er die Gäste mit vielen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu diesem Thema. Diese flossen auch bei der Gestaltung der neuen Römerausstellung im ersten Stock des Städtischen Museums mit ein.
Der Weg hin zur Realisierung war lang. Daran erinnerte Rosenheims Kulturreferent Wolfgang Hauck in seiner Rede. 2014 bat der ehemalige Leiter des Städtischen Museums, Walter Leicht, seine spätere Nachfolgerin, Andrea Kramer, um Unterstützung, weil er sich eine Neuausrichtung der Römerausstellung wünschte. Andrea Kramer kam dieser Bitte gerne nach, immerhin studierte sie in ihrer Schulzeit Provinzialrömische Archäologie an der LMU in München.
Zusammen mit einigen anderen Experten wurden Ideen entwickelt und auch schon einiges auf den Weg gebracht – aber dann kam das abrupte Ende für die Realisierung, als im Jahr 2017 aufgrund statischer Untersuchungen klar wurde, dass das gesamte Gebäude saniert werden muss. Seitdem lag das Vorhaben auf Eis. Der Schauraum stand leer.
Als Andrea Kramer im Oktober 2023 dann neue Museumsleiterin wurde, nahm sie sich fest vor, diesen Zustand so bald wie möglich zu ändern. Sie betrachtet die Eröffnung der neuen Römer-Ausstellung darum auch nicht als Aufbruch in eine neue Ära, sondern vielmehr als Abschluss eines Projekts, das auch ein Herzensprojekt ihres Vorgängers Walter Leicht war. „Als ich sein Büro übernommen habe, fand ich eine CD mit dem Lied „Junge Römer“ von Falco. Ich wusste zuerst nichts damit anzufangen, bis mir Walter Leicht erklärte, dass er vorgehabt hat, dieses Lied zu spielen, wenn die neue Römerabteilung endlich eröffnet wird“, erzählte Andrea Kramer.
Das bekannte Falco-Lied erklang nun nicht, aber dafür zitierte die neue Museumsleiterin einige Zeilen daraus. Für alle, die das Städtische Museum gut kennen, gibt es in der neuen Ausstellung ein Wiedersehen mit einem „alten Bekannten“, dem Römerskelett. Gefunden wurden die menschlichen Überreste Mitte des 20. Jahrhunderts bei Ausgrabungen im Raum Rosenheim.
Viele Besucher rätselten lange Zeit darüber, ob die Knochen von einer Frau oder einem Mann stammen. Vor einigen Jahren kam dann die Ernüchterung: Das Skelett ist ein „Puzzle“ – zusammengesetzt aus den Knochen von drei verschiedenen Menschen. Vermutlich handelte es sich um römische Legionäre. Einer Anthropologin fiel bei einer Untersuchung noch ein anderes interessantes Detail auf: Die Schlüsselbeinknochen wurden falsch herum eingehängt. Die Füße bestehen aus Handknochen.
Neu dagegen ist die Hörstation – die erste im Städtischen Museum überhaupt. Außerdem kann man sich an einer Prägestation ein kleines Blatt Papier mit dem Original-Motiv einer römischen Scherbe, einem kleinen Hund, selbst prägen.
Die neue Römerausstellung setzt sich mit verschiedensten Aspekten aus der Römerzeit in unserer Region auseinander, darunter Bestattungsrituale und das römische „Industriegebiet“ von Pons Aeni, in dem Töpferwaren in Massenproduktion hergestellt wurden. Karin Wunsam