Rosenheim – Blind Date mal anders. Das bietet die Stadtbibliothek derzeit für alle Rosenheimer Bücherwürmer an. Das Projekt haben Alina Stadler und Birgit Graf vom Bibliotheksteam organisiert. Im Gespräch mit dem OVB erklären die beiden, was das Konzept so außergewöhnlich macht – und warum sich ein Blind Date mit einem Buch lohnt.
Blickdicht verpackter Stoff für Leseratten
Seit etwa drei Wochen liegen im Schaufenster der Stadtbibliothek Rosenheim eingepackte Bücher. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich sucht man sich den Lesestoff in der Bibliothek vor allem nach Cover und Titel aus. Das wollen Alina Stadler und Birgit Graf nun ändern. Gemeinsam haben sie das Projekt „Blind Date mit einem Buch“ gestartet. „Ich habe das damals in meiner Ausbildungsbibliothek gesehen”, erinnert sich Stadler. „Ich fand die Idee so gut, dass ich mir dachte, das müsste man eigentlich wiederholen.” Vor etwa zwei Jahren habe es das sogar in der Rosenheimer Bibliothek schon einmal gegeben.
Echte Entdeckungen möglich machen
Auf jedem Buch sind nur der erste Satz, das Genre und Stichwörter zum Inhalt zu lesen. „Unser Ziel ist es, dass auch Bücher, nach denen nicht alle fragen, eine Chance bekommen”, erklärt Birgit Graf, die zweite Organisatorin. Die Entscheidung, ein Buch auszuleihen, hänge viel von Titel und Cover ab. „Dabei gehen manche Bücher einfach unter”, so Graf. Das möchten die beiden verhindern.
„Wir haben sehr lesenswerte Bücher anhand von drei Genres ausgewählt”, erzählt Stadler. Es gebe die Kategorien Wissenswertes, Spannung und Unterhaltung, somit sei ein großes Feld abgedeckt, erläutert es Graf genauer. Unterhaltung könne zum Beispiel auch mal eine Liebesgeschichte oder ein Krimi sein. „Auf jeden Fall sind es Bücher, die uns persönlich ansprechen, und die wir auch gerne empfehlen“, so Graf. Stadler erklärt, wie das Blind Date abläuft: „Man kann einfach hingehen und schauen, was einen anspricht. Als Kunde der Stadtbibliothek kann man das Buch dann ausleihen.“ Das müsse man aber an der Information machen, denn nur so blieben Titel und Cover bis zum Schluss geheim.
„Unser Ziel ist, dass Bücher ausgeliehen werden, nach denen man sonst nicht unbedingt greifen würde“, erklärt Graf. So bekämen auch Titel, die nicht immer gelesen werden, eine Chance. Als Leser könne man so durchaus die ein oder andere Entdeckung machen. „Wenn ein Buch nicht gefällt, kann man es natürlich auch einfach wieder zurückgeben.“
„Erster Satz kann
viel preisgeben“
Das Projekt richte sich allerdings ausschließlich an Erwachsene. „Es sind tatsächlich auch schon Kinder hingegangen und wollten sich ein Buch aussuchen. Denen musste ich dann leider sagen, dass das nur Bücher für Erwachsene sind“, erzählt Stadler. Die Überlegung, das Projekt auf Kinder auszuweiten, sei auf jeden Fall da, so Graf. „Wir wollten aber jetzt mit den Erwachsenen starten, weil es einfacher ist. Kinder gehen deutlich mehr nach dem Cover und wissen meist schon genau, was sie wollen“, weiß Graf.
Bei Erwachsenen sei das hingegen nicht so, viele würden auch nach Leseempfehlungen fragen. „Gerade dann kann man sich einfach vom ersten Satz inspirieren lassen und gespannt sein, was da so drinsteckt“, betont Graf. „So ein erster Satz kann schon viel preisgeben“, fügt Stadler hinzu. So könne man damit bereits einiges über den Schreibstil des Autors und das Thema erfahren.
Die eingepackten Bücher für das „Blind Date“ sollen noch bis Ende Oktober in der Stadtbibliothek ausliegen. Anfang November werden sie dann passend zur Jahreszeit durch die Weihnachtsmedien ausgetauscht. „Ich denke aber, dass wir das schon noch mal machen werden“, so Stadler. „Es kommt aber ganz darauf an, ob die Aktion gut angenommen wird.“ Bisher sei das aber durchaus der Fall.