Rosenheim – Mit so viel Resonanz hat Kathrin Schrubar nicht gerechnet. Nachdem bekannt wurde, dass die 40-Jährige die Nachfolgerin von Axel Klug wird, gab sie ein erstes OVB-Interview. Zahlreiche Leser reagierten. Warum sie damit nicht gerechnet hat und warum sich nicht jeder Wunsch erfüllen lässt, verrät sie in einem zweiten Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.
Hätten Sie mit so viel Resonanz gerechnet?
Nein, auf keinen Fall. Ich bin schon davon ausgegangen, dass ich aus meinem Bekanntenkreis Feedback bekomme. Überrascht hat mich aber, wie viele Leute aus der Bevölkerung sich zu Wort gemeldet haben. Es freut mich sehr, weil es zeigt, dass die Leute Rosenheim gestalten wollen.
Ein Punkt, der von vielen Lesern angesprochen wurde, war der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten.
Das kann ich durchaus nachvollziehen. Wenn man bis 18 Uhr arbeitet, wird es in Rosenheim schwer, unter der Woche etwas einzukaufen. Aber diese Entscheidung liegt nicht allein in den Händen der Einzelhändler, sie beruht auch auf gesetzlichen Regelungen. Bis 20 Uhr zu öffnen wäre allerdings möglich. Man muss sich in diesem Zusammenhang aber die Frage stellen, ob sich längere Öffnungszeiten überhaupt rentieren würden. Denn die Läden müssten beispielsweise länger geheizt werden, hinzu kommen Mehrkosten für die Mitarbeiter, die bezahlt werden müssten. Das ist ein riesiger Rattenschwanz, der an so einer Entscheidung hängt.
Also keine Option für Rosenheim?
Das kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich bin in dem Thema einfach noch nicht tief genug drin. Ich weiß aber, dass die verkaufsoffenen Sonntage sehr gut angenommen und von unseren heimischen Einzelhändlern gerne angeboten werden. Glaube ich, dass es sinnvoll ist, wenn die Geschäfte jeden Sonntag aufhaben? Nein. Es muss etwas Besonderes bleiben, nur dann kann die Stadt auch davon profitieren.
Zumal viele Rosenheimer aufgrund des fehlenden ÖPNVs an Sonntagen ja sowieso nicht in die Stadt kommen würden.
Der ÖPNV ist natürlich keine Sache des City-Managements. Aber ich glaube, dass auch der Einzelhandel von einem besseren ÖPNV profitieren würde. Wenn man schon von Anfang an darüber nachdenken muss, wie man hin- oder wieder zurückkommt, lässt man es oftmals sein.
Der ÖPNV hat meiner Meinung nach sehr viel damit zu tun, ob eine Stadt voll oder leer ist – auch mit Blick auf den Autoverkehr. Aus diesem Grund hat das City-Management gemeinsam mit seinen Partnern in diesem Jahr wieder einen Adventsbus organisiert.
Bleiben wir beim Thema Verkehr. Viele Bürger würden sich wünschen, dass es in der Stadt mehr Angebote gibt, um kostenlos parken zu können.
Ich verstehe die Leute, die in Rosenheim arbeiten, mit dem Auto kommen und auf einen Parkplatz angewiesen sind. Aber ich verstehe eben auch, warum sich die Stadt dazu entschieden hat, die Loretowiese zu bewirtschaften. Ob das tatsächlich die beste Lösung für alle Beteiligten ist, weiß ich nicht. Vielleicht hätte ein wenig Kreativität nicht geschadet. So hätte ich mir durchaus vorstellen können, dass ein Teil der Loretowiese weiterhin kostenlos bleibt. Zumindest für einige Stunden.
Auch das Thema „Nachtleben“ beschäftigt die Bürger. Ihre Meinung?
Ich bin 40 und Mutter eines Kleinkindes. Ich finde das Angebot ausreichend (lacht). Aber ich glaube, ich bin auch nicht der Maßstab. Wobei ich sagen muss, dass
es schon relativ coole Angebote gibt für die Größe der Stadt.
Reichen Bars und Clubs aus, um eine Stadt für Studenten attraktiv zu machen?
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Da muss und werde ich das Gespräch mit den Studenten suchen. Ich habe nicht in Rosenheim studiert, deshalb habe ich hier keine Erfahrungen. Aber natürlich kann ich mir vorstellen, dass es da für Studenten noch Luft nach oben gibt. Das werden die Gespräche zeigen. Ich würde es aber zum Beispiel total schön finden, wenn die Arbeiten von den Innenarchitekten oder Holzbauern in der Stadt ausgestellt werden könnten. Quasi so eine Art Pop-up-Store.
Also wären Pop-up-Stores eine gute Idee?
Definitiv. Ich kenne das aus ganz vielen anderen Städten. Gerade für Start-ups ist das eine gute Möglichkeit, sich mit relativ geringem Risiko zu präsentieren. Rosenheim hat eine große Szene an Ideengebern und Menschen, die etwas bewegen wollen, denen aber die geeigneten Räumlichkeiten dafür fehlen. Hier könnten Pop-up-Stores die Lösung sein.
Und es wäre sicherlich auch eine gute Lösung im Kampf um die zahlreichen Leerstände.
Sicherlich. Wir haben uns als City-Management ja auf die Fahnen geschrieben, gegen den Leerstand vorzugehen. Und das sehe ich auch als eine meiner Kernaufgaben. Aber: Rosenheim verödet nicht und es ist auch nicht so, dass niemand mehr in der Stadt unterwegs ist. Solche Aussagen finde ich etwas übertrieben.
Bleiben wir also bei den positiven Dingen: Ihre Meinung zum Grünen Markt?
Ich finde den Grünen Markt super und halte mich sehr gerne dort auf. Bisher habe ich ausschließlich positives Feedback gehört. Ziel könnte sicherlich sein, noch den einen oder anderen Stand dazuzugewinnen.
Ein Thema, das immer wieder bei uns in der Redaktion als Anfrage aufschlägt: Viele Bürger wünschen sich, dass
„Zara“ nach Rosenheim kommt. Ist das eine Option?
Darauf haben wir leider wenig Einfluss. Große Modeketten wie „Zara“ haben sogenannte Expansions-Manager, die genaue Vorstellungen davon haben, welche Immobilie sie in welcher Stadt haben möchten, damit man überhaupt in Erwägung gezogen wird. Wir sind eine Stadt mit unter 100000 Einwohnern. Das ist oft eine Hürde.
Aber natürlich können wir Rosenheim trotz allem gut verkaufen, zum einen aufgrund des großen Einzugsgebiets, zum anderen aufgrund der Kaufkraft der Bürger. Es wäre sicherlich einen Versuch wert.
Neben „Zara“ wünschen sich viele auch ein Elektrogeschäft mitten in der Innenstadt.
Ich persönlich würde einen kleinen Baumarkt tatsächlich sehr sinnvoll finden. So etwas gibt es beispielsweise in Berlin, wo ich viele Jahre lang gelebt habe. Natürlich lassen sich Rosenheim und Berlin nur schwer miteinander vergleichen, aber es wäre einen Versuch wert. Gerade, wenn man beispielsweise nur fünf Schrauben oder einen Hammer braucht. Ob in Rosenheim die Zielgruppe vorhanden wäre, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht seriös bewerten.
Wie stehen Sie eigentlich zum Salingarten?
Ich kenne den Salingarten, seitdem ich ein Kind bin, und ich muss sagen, da hat sich schon viel gebessert. Als neue City-Managerin hat dieser Bereich der Stadt aktuell für mich nicht oberste Priorität, zumal im Stadtrat ja bereits einige Verbesserungen beschlossen worden sind und es auch in diesem Jahr wieder den Winterzauber dort geben wird. Dass es an einigen Stellen in der Stadt immer Luft nach oben geben wird, ist klar. Und ich freue mich darauf, daran zu arbeiten und meinen Beitrag zu leisten. Fest steht aber, dass Rosenheim eine tolle Stadt ist, in der viel los ist.
Interview: Anna Heise