„Man spürt plötzlich die sichere Nähe“

von Redaktion

Interview Sterbeforscher Bernard Jakoby über den Tod und Kontakt zu den Lebenden

Rosenheim – Bernard Jakoby kennt sich aus mit dem Tod. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben, hält immer wieder Vorträge. In diesen beteuert der Mann, der sich selbst als Sterbeforscher bezeichnet, vor allem eins: Es gibt eine Existenz nach dem Tod. Jetzt kommt Jakoby nach Rosenheim.

Haben Sie Angst vorm Sterben?

Nein. Ich beschäftige mich seit 40 Jahren mit dem Thema und habe auch meine Eltern und viele andere Menschen beim Sterben begleitet. Irgendwann weiß man, was da auf einen zukommt.

Und das wäre?

Man geht über in eine andere Form des Seins und wird von anderen Verstorbenen empfangen. Man hat ein Lichterlebnis und erhält die Möglichkeit, auf sein Leben zurückzuschauen.

Warum sind die Themen „Tod“ und „Sterben“ für Sie so interessant?

Als Jugendlicher ist mir das Buch ‚Leben nach dem Tod‘ von Raymond A. Moody in die Hände gefallen. Er war Mitte der 70er-Jahre der Erste, der sich damals intensiv mit Nahtoderfahrungen auseinandergesetzt hat. Das hat mich fasziniert.

Und aus der Faszination ist dann der Wunsch gewachsen, Sterbeforscher zu werden?

Das kann ich so nicht sagen. All das, was ich heute mache, hat mit dem Tod meiner Mutter zu tun. Im Augenblick ihres Todes hat sie sich von mir verabschiedet. Ich war auf dem Weg ins Krankenhaus und musste an einer Ampel anhalten. Plötzlich ist ihre Seele durch mein Herz gegangen. Das war so ein intensives Liebesgefühl, das werde ich nie vergessen. Über dieses Phänomen wollte ich mehr wissen und lernen. Also habe ich diverse Zeitungsanzeigen geschaltet, um Menschen zu finden, die etwas Ähnliches erlebt haben. Daraufhin habe ich etliche Rückmeldungen erhalten.

Für Außenstehende hört sich das alles ein bisschen merkwürdig an.

Das mag sein. Fest steht, dass dieses Gefühl, wenn sich ein Verstorbener verabschiedet, zahlreiche Menschen genauso erlebt haben. Das habe ich während meiner Vorträge und Seminare immer wieder berichtet bekommen.

Verabschiedet sich jeder Verstorbene?

Nein. Einige erleben es, andere nicht. Das liegt unter anderem daran, dass viele Menschen nicht offen für diese Erfahrung sind. Viele würden es gar nicht merken, selbst wenn der Verstorbene versuchen würde, Kontakt aufzunehmen. Gleiches gilt übrigens für die Nachtod-Erfahrung.

Die was?

Dann, wenn Verstorbene versuchen, Kontakt mit den Lebenden aufzunehmen. Man spürt plötzlich die sichere Nähe eines Verstorbenen.

Man weiß einfach, um welche Person es sich handelt. Es ist eine Art Energieübertragung.

Wie schafft man es, Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen?

Man sucht sich einen Ort, an dem es ruhig ist und versucht sich, auf die Person, die gestorben ist, zu konzentrieren. Ob man dann ein Zeichen bekommt, kann ich nicht sicher sagen. Das geht immer vom Verstorbenen aus. Sollte es nicht klappen, gibt es immer noch die Möglichkeit, über ein Medium Kontakt aufzunehmen. Also eine Person, die beispielsweise hellsichtig ist und Kontakt zur geistigen Welt aufnehmen kann.

Bei vielen Lesern werden spätestens beim Wort Hellseher die Alarmglocken schrillen.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er daran glaubt. Ich weiß aus meiner Arbeit, dass viele Menschen froh waren, mit den Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Aber nicht jeder macht gute Erfahrungen oder kann damit etwas anfangen.

Vielen Menschen fällt es schwer, über den Tod eines geliebten Menschen hinwegzukommen. Gibt es Ratschläge ihrerseits?

Es geht in erster Linie darum, die Situation anzunehmen. Erst, wenn man akzeptiert, dass ein geliebter Mensch gestorben ist, entwickelt sich ein Trauerprozess. Solange man es aber nicht wahrhaben will, wird es schwierig. Man muss sich mit der Situation auseinandersetzen, manchmal hilft es auch, entsprechende Bücher zu dem Thema zu lesen.

Wie sieht eigentlich der Alltag eines Sterbeforschers aus?

Ich führe viele Gespräche und berate am Telefon. Zudem setze ich mich mit der neusten Fachliteratur auseinander. Außerdem halte ich Vorträge, gebe Seminare.

Wird man nicht traurig, wenn man sich den ganzen Tag nur mit dem Thema Tod beschäftigt?

Nein, auch, weil ich jegliche Angst vor dem Sterben verloren habe. Es gibt so viele Informationen darüber, was mit uns geschieht, wenn wir sterben. Trotzdem sind genau diese Informationen nicht in der breiten Öffentlichkeit.

Das wiederum führt dazu, dass die Angst vor dem Sterben und dem Tod bleibt.

Korrekt. Hinzu kommt, dass Menschen, die beispielsweise Nachtod-Kontakte haben, nicht darüber sprechen. Viele trauen sich nicht, weil diese Themen in der Öffentlichkeit nicht präsent sind.

Vergleichbar mit dem Thema Sterbehilfe – Wie stehen Sie dazu?

Ich bin absolut dafür. Es bringt in meinen Augen nichts, Menschen wiederzubeleben, die bereits 100 Jahre alt sind und bereit sind für den Tod. Genau aus diesem Grund gibt es ja auch Patientenverfügungen.

Am Donnerstag, 7. November, sind Sie zu Gast im Kultur- und Kongresszentrum. Wer sollte sich Ihren Vortrag anhören?

Jeder (lacht). Das Thema geht uns alle an. Die Öffentlichkeit sollte darüber informiert werden, was passiert, wenn wir sterben.

Ich werde beispielsweise über die Sterbebett-Vision reden. So sprechen viele Sterbende davon, dass sie am Ende des Lebens in Empfang genommen werden, beispielsweise von der verstorbenen Mutter oder Oma. Das wird auch durch die Hospizarbeit belegt.

Interview: Anna Heise

Mehr Infos zum Vortrag

Artikel 6 von 11