Rosenheim – An der Kreuzung in der Ebersberger Straße erinnert nichts mehr an den Unfall von vor einigen Tagen. Am Donnerstag, 24. Oktober, gegen 15.30 Uhr, wurde genau an dieser Stelle eine Zwölfjährige von einem Auto angefahren und leicht verletzt. „Sie hatte noch Tage nach dem Unfall Schmerzen“, sagt ihre Mutter am Telefon. Sie will weder ihren Namen noch den ihrer Tochter in der Zeitung lesen. Ihre Geschichte erzählt sie trotzdem.
Von der Betreuung auf dem Heimweg
Ihre Tochter sei gerade von der Nachmittagsbetreuung auf dem Weg nach Hause gewesen. Sie sei an der Fußgängerampel stehen geblieben, habe gewartet, bis diese auf Grün springt. Anschließend hat sie – so schildert es die Mutter am Telefon – ihren Weg über die Straße fortgesetzt. Den pinken Rucksack auf dem Rücken, den Blick nach vorne gerichtet. Zeitgleich sei ein Autofahrer aus der Pernauerstraße kommend nach links abgebogen. „Anstatt die Fußgängerin über die Straße gehen zu lassen, erfasste er das Mädchen und es kam zur Kollision“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Das Auto erwischte die Zwölfjährige ihm zufolge am linken Oberschenkel. Statt sich um die Schülerin zu kümmern, schrie der Fahrer des Wagens das Mädchen aus dem geöffneten Fenster an.
„Er hat ihr gesagt, dass die Ampel rot war und ist anschließend einfach weitergefahren“, sagt die Mutter. Ihre Tochter habe dem Mann daraufhin geantwortet, dass er im Unrecht sei und die Fußgängerampel bereits auf Grün umgeschaltet habe. Zwei Frauen, die sich zur gleichen Zeit an der Kreuzung aufhielten, können das ihr zufolge bestätigen. Eine dieser beiden Frauen sei es auch gewesen, die die Zwölfjährige nach Hause begleitet hat. „Anschließend ist die Polizei zu uns gekommen“, sagt die Mutter. Nach einer ersten Befragung sei sie mit ihrer Tochter ins Krankenhaus gefahren. Dort sei sie untersucht und anschließend wieder nach Hause geschickt worden. Körperlich geht es der Zwölfjährigen den Umständen entsprechend gut, doch spurlos ist der Unfall nicht an ihr vorbeigegangen. „Sie konnte nicht schlafen und hatte Albträume“, sagt die Mutter. Besser sei es auch am nächsten Tag nicht geworden. So wollte das Mädchen nicht alleine zur Schule gehen, wollte, dass die Mutter sie begleitet. „Das ging nicht, weil ich auch arbeiten musste“, sagt sie. Sie habe ihrer Tochter gut zugeredet, ihr gesagt, dass sie den Weg zur Schule – wie bereits in der Vergangenheit – alleine meistern kann. Sorgen habe sie sich trotz allem gemacht. „Man kommt schon ins Grübeln. Der Unfall hätte auch ganz anders ausgehen können“, sagt sie. Für Ärger sorgt bei ihr vor allem das Verhalten des Autofahrers. Statt zu helfen, habe er lediglich geschimpft, um dann zu flüchten. Jetzt hat die Rosenheimer Polizei die Ermittlungen aufgenommen.
Polizei sucht weiter nach dem Pkw-Fahrer
Gesucht wird nach einem älteren Mann mit grauem, großen Auto. In diesem Zusammenhang verwiesen die Ermittler darauf, dass es sich bei dem Fahrzeug möglicherweise um einen Jeep handeln könnte. „Bisher haben wir keine konkreten Hinweise“, sagt Robert Maurer. Dass Fälle dieser Art in Rosenheim immer wieder vorkommen, zeigt ein Blick auf die Zahlen. So hat es allein in diesem Jahr 31 Fälle gegeben, in denen Autofahrer und Fußgänger verwickelt waren. Zum Vergleich: 2023 waren es 47. Nicht alle gingen so glimpflich aus wie im Fall der Zwölfjährigen.
„Sie hatte einen Schutzengel“, ist sich die Mutter deshalb sicher.