Rosenheim – Walter Leicht war vieles. Er war Historiker, Büchermensch und Sportler. Er war Vater und Opa. Ehemann und Politiker. Er war Gewerkschafter, ein Mann mit Modebewusstsein und jemand, der wusste, was richtig und falsch ist. Er war fürsorglich und humorvoll. Er war ein Mann, der für seine Arbeit gelebt hat. „Diese Aufgabe war für mich eine wahre Herzensangelegenheit“, antwortete er erst im vergangenen Jahr auf die Frage, wie sehr ihm das Städtische Museum in den vergangenen 22 Jahren ans Herz gewachsen sei.
2023 Abschied
in den Ruhestand
2023 verabschiedete er sich schließlich in den Ruhestand. Er nutzte die Zeit zum Lesen, verbrachte Zeit mit seiner Familie – seiner Frau Gabriele, den beiden Töchtern und seiner Enkelin Charlotte. „Es war ein gutes Jahr“, sagt Gabriele Leicht. Sie erzählt von gemeinsamen Berg- und Skitouren und Ausflügen auf dem Rennrad. Von den schönen gemeinsamen Stunden zu zweit, den Straßenfesten am Fuchsweg und den stundenlangen Gesprächen über Geschichte und Politik.
„Er hat mich bei allem unterstützt und mir immer den Rücken freigehalten“, sagt Gabriele Leicht. Jetzt ist Walter Leicht nach langer Krankheit gestorben. Er wurde nur 67 Jahre alt. „Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke in unserem Leben“, sagt Andreas Lakowski, der lange Zeit für die SPD im Stadtrat saß. Die beiden Männer kannten sich seit 50 Jahren, liebten es, über Geschichte zu fachsimpeln und gemeinsam in den Bergen unterwegs zu sein. „Er hat sich in den Westalpen sehr gut ausgekannt“, sagt Lakowski.
Immer ehrlich
und humorvoll
Er beschreibt Walter Leicht als zuverlässigen Mann, als jemanden, der immer ehrlich gewesen sei. „Er war zudem sehr humorvoll. Wir haben oft miteinander rumgealbert. Man konnte mit Walter sehr viel Spaß haben.“ Es war seine Art, die Walter für die Stadt so unentbehrlich machte. „Mit Walter Leicht verliert die Stadt einen engagierten Bürger und passionierten Historiker“, sagt Oberbürgermeister Andreas März.
Leicht wurde in Rosenheim geboren und besuchte das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Nach seinem Abitur zog es ihn zum Studieren nach München und Passau. Anschließend suchte er nach einer anderen Herausforderung – die er im Städtischen Museum fand. Zunächst als freier Mitarbeiter, seit 2001 als Leiter des Städtischen Museums.
„Er hat für uns die Stadtgeschichte, Heimat und die Entwicklung Rosenheims erlebbar gemacht“, sagt Oberbürgermeister März. Neben der Geschichte gehörte seine Leidenschaft dem Basketball. Er stand lange Zeit selbst auf dem Spielfeld, war später als Trainer und Abteilungsleiter beim TSV 1860 Rosenheim aktiv. „Er war sehr gut darin, sein Wissen, seine Leidenschaften und seine Interessen weiterzugeben“, sagt seine Tochter Nicole. Und das nicht nur als Basketballtrainer oder beim Alpenverein, wie seine Tochter Isabel bestätigt: „Papa hat uns alle immer mit Büchern versorgt und war bestens über alle Neuerscheinungen informiert – in den vergangenen Jahren dann auch über die des ‚Bussi Bärs‘ für seine Enkelin Charlie.“
Im Städtischen Museum organisierte er 53 Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten kulturgeschichtlichen Themen. Wichtig war ihm dabei immer, dass der Fokus auf der Stadt Rosenheim und ihren Bewohnern liegt. Eine der wohl wichtigsten Ausstellungen zeigte er im Jahr 1989. Sie trug den Namen „Rosenheim im Dritten Reich“ und beschäftigte sich intensiv mit dem dunklen Kapitel der Rosenheimer Geschichte. „Das war eine sehr innovative Ausstellung und zur damaligen Zeit alles andere als üblich“, sagt Andreas Lakowski.
Neben den Ausstellungen kümmerte sich Leicht auch um die Erweiterung des Städtischen Museums. So wurde das Gebäude zwischen 1996 und 1998 um den zweiten Stock des benachbarten Gietlhauses erweitert. Leichts Aufgabe war es damals, die neuen Räume mit Leben zu füllen. Eine Herausforderung, die er mit Bravour meisterte. Wie sehr er nicht nur den Besuchern, sondern auch seinen Mitarbeitern am Herzen lag, wurde bei seiner Verabschiedung im Jahr 2023 deutlich. Zur Eröffnung der Sonderausstellung „Sammelsurium“ kamen seine Weggefährten und Bekannten der vergangenen Jahrzehnte zusammen – und verdrückten die ein oder andere Träne.
In dieser Zeit arbeitete Walter Leicht auch mit Franz Weiland zusammen, dem Vorsitzenden des Fördervereins Städtisches Museum. Eng und vertrauensvoll sei es gewesen. „Das Interesse an der Rosenheimer Geschichte hat uns beide verbunden“, sagt Weiland. Er schätzte an Walter Leicht besonders dessen große Kompetenz und seine „ruhige und dennoch leidenschaftliche Art, mit der er sich stets für die Belange des Museums starkgemacht hat“.
Krawatten und
knallbunte Strümpfe
Dem schließt sich auch Karl-Heinz Brauner, Vorsitzender des Historischen Vereins, an. „Walter wurde für mich der wichtigste Bezugspunkt, wenn es um Rosenheimer Lokalgeschichte ging“, sagt Brauner und fügt hinzu: „Man konnte ihn immer wieder ‚anzapfen‘, wenn es um lokale Bezüge zur großen Geschichte ging.“ Zudem habe ihn seine enorme Belesenheit zu einem „interessanten und unterhaltsamen Gesprächs- und Sparringspartner“ gemacht. Geflachst hätten die beiden Männer immer darüber, wie modisch das Outfit vom Walter gewesen sei. „Ganz egal, ob es um seine exzellente Auswahl an hochwertigen Krawatten oder seine besondere Vorliebe für knallbunte Strümpfe ging“, sagt Brauner.
Loyal, klug und
bodenständig
„Er war ein sehr loyaler, kluger und bodenständiger Weggefährte“, bestätigt auch Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. Mit Walter Leicht verliere die Fraktion einen treuen Sozialdemokraten, der „über ein großes Herz verfügte und sich immer ehrenamtlich für seine Mitmenschen engagierte, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen“. In der SPD arbeitete Leicht bis kurz vor seinem Tod als Vorsitzender der Schiedskommission. „Es handelt sich um eine Position, die sehr gut zu Walter Leicht gepasst hat: Sie vermittelt und eint, wenn es Konflikte gibt, die es zu lösen gilt“, ergänzt Erdogan.
Dass er niemand war, der Konflikte gescheut hat, bestätigt auch seine Frau Gabriele. Sie macht aber auch kein Geheimnis daraus, dass er es zu Hause nicht immer einfach hatte. „Mit drei Frauen ist er nur schwer zu Wort gekommen“, sagt sie und lacht. Es sind Erinnerungen wie diese, die sie für immer im Herzen behalten wird. Die Beerdigung findet am Freitag, 8. November, statt. Um 12.30 Uhr ist der Gottesdienst in der Klosterkirche St. Sebastian, um 13.45 Uhr die Beisetzung auf dem Städtischen Friedhof.