„Wir lieben Geschichten“

von Redaktion

Interview Schauspieler Manuel Rubey und Simon Schwarz über Kabarett im Ballhaus

Rosenheim – Podcast, Kabarett, Schauspiel – drei ganz unterschiedliche Arten der Kunst. In allen dreien sind sie sehr erfolgreich. Warum in Wirklichkeit alles miteinander verwoben ist, warum Schauspieler die besseren Regisseure sind, was sie in Rosenheim auf die Bühne bringen und wofür sie tatsächlich brennen. Zwei Österreicher, wie sie sympathischer nicht sein könnten: Die Schauspieler Simon Schwarz, unter anderem bekannt aus den Eberhofer-Filmen sowie dem Tatort, und Manuel Rubey, der zum Beispiel im Film Falco und der Serie Braunschlag spielte, im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen.

Sie kommen mit Ihrem aktuellen Kabarett-Programm „Das Restaurant“ nach Rosenheim. Was können Sie über dieses Programm verraten?

Schwarz: Mit diesem Programm wagen wir uns zum ersten Mal gemeinsam auf die Bühne. Das Besondere hier ist, dass wir zwar einen roten Faden haben, aber meistens dann doch improvisieren, wenn das Publikum gut ist. Wie dann in Rosenheim vielleicht.

Rubey: Wir haben gemeinsam einfach vier linke Hände, wollen aber ein Restaurant eröffnen. Wir halten das für eine großartige Idee, hat doch Simon schon einmal in einem Film einen Koch gespielt und ich trinke gerne Wein.

Sie touren damit gerade durch ganz Österreich und auch große deutsche Städte. Wie kommt es, dass Sie in Rosenheim spielen?

Schwarz: Wir haben von der Weltstadt Rosenheim schon viel gehört: Die Rosenheim Cops, das Bier – wobei wir eher Weintrinker sind …

Rubey: Und wir glauben, dass das Rosenheimer Publikum einfach interessant ist für uns.

Ihr gemeinsamer Podcast „Schwarz & Rubey“ ist sehr erfolgreich. Wiener Schmäh und erfrischend unkorrekter österreichischer Humor. Wie kam es zu dem Podcast?

Schwarz: Manuel und ich kennen uns schon viele Jahre aus der gemeinsamen Schauspielarbeit und sind auch gut befreundet. Aber da wir am Set arbeiten und selten die Zeit hatten, uns gut zu unterhalten, kamen wir einfach auf die Idee, einen Podcast zu machen – und zeitgleich ist auch unser Kabarett-Programm entstanden.

Rubey: Ich wollte mit Simon unbedingt ein gemeinsames Kabarett auf die Beine stellen. Da hat er darauf bestanden, dann auch mit mir einen Podcast zu machen.

Schwarz: Es war auch so gedacht, falls das eine nicht funktioniert, haben wir noch das andere. Also irgendwo auch ein Experiment. Und jetzt läuft beides so gut und das macht mich glücklich. Denn es sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Das Kabarett ist das eine, aber der Podcast ist schon mehr. Man lernt uns kennen, man gewinnt Einblicke in unser privates Denken. Er ist unterhaltsam, aber nicht nur. Sehr greifbar.

Sie beide sind nicht nur Kabarettisten, sondern auch sehr erfolgreiche Schauspieler. Manuel, Sie sind auch Musiker und Simon, Sie haben sogar eine klassische Ballettausbildung. Woran hängt Ihr Herz am meisten?

Schwarz: Die Ballettausbildung ist schon lange her, ich denke nicht, dass ich noch so beweglich wäre, daraus etwas zu zeigen. Ich könnte tatsächlich auch gar nicht sagen, woran mein Herz am meisten hängt. Ich bin einfach, wie ich bin.

Rubey: Ich würde mich nicht als Musiker bezeichnen. Ich kenne echte Musiker, da kann ich nicht mithalten. Ja, ich bin Schauspieler und auch Kabarettist, wobei ich mich genau wie Simon nicht als das eine oder das andere bezeichne. Ich bin Manuel Rubey.

Was ist Ihre Leidenschaft? Wofür brennen Sie?

Rubey: Ich brenne eindeutig für Geschichten, es gibt nichts Faszinierenderes am Menschsein. Geschichten werden erzählt, seit es Menschen gibt, es ist älter als alles. Die Evolution beginnt mit dem Erzählen von Geschichten. Das ist so tief in uns drinnen, und es gibt nichts, was mich mehr antreibt. Das ist auch der Bogen zu den verschiedenen Genres. Also ich würde meine Arbeit eher als das permanente Suchen nach guten Geschichten bezeichnen. Dann macht man daraus entweder einen Film oder ein Kabarett oder spricht darüber in einem Podcast.

Schwarz: Da stimme ich zu. Und ich würde sagen, ich brenne für das Erlebnis und für die Begegnung. Das gehört bei einer Geschichte auch dazu, die Begegnung. Man muss das direkte Verlangen nach Menschen haben, die Neugier dafür haben und da sein. Und da haben Manuel und ich etwas gemeinsam. Uns wird nicht schnell langweilig, wir finden schnell Dinge, wo wir sagen: Komm, das ist etwas Gutes. Und das hat nicht einmal nur etwas mit dem Beruf zu tun. Ich brenne zum Beispiel auch für eine gute Gesellschaft und eine bessere Welt.

Herr Schwarz, Sie sind unter anderem bekannt für Filme wie „Die Wannseekonferenz“ (2022) oder auch „Der Traum von Olympia“ (2016). Düstere Filme mit einer schweren Botschaft und basierend auf wahren Begebenheiten. Wie bereitet man sich auf solche Rollen vor? Anders als für die Eberhofer-Filmreihe, die Komödien, für die Sie ganze 10 Jahre als Rudi Birkenberger vor der Kamera standen?

Schwarz: Wenn ich biografische Rollen spiele, ist mir wichtig, mich mit der Geschichte dieses Menschen auseinanderzusetzen. Doch gab es zum Beispiel über Martin Luther (Wannseekonferenz, Anm. d. Red.) nicht wirklich viel herauszufinden für mich. Das war relativ leicht.

Schwieriger war da die Rolle des Wolfgang Fürstner (Der Traum von Olympia, Anm. d. Red.), der ja zu einem Viertel Jude war, aber ein extremer Nazi und sich am Ende umgebracht hat. Da bereitet man sich schon intensiver darauf vor. Ganz anders, aber nicht weniger als zum Beispiel bei den Eberhofer-Filmen. Wichtig ist, dass wir eine emotionale Haltung zu einer Szene oder Situation haben, die wir in den meisten Fällen mit eigenen Erlebnissen verbinden können.

Spielen Sie lieber den Bösewicht oder den Helden?

Schwarz: Das ist wie beim Essen: Die Abwechslung macht’s. Tatsächlich wird die Komödie immer stark unterschätzt. Und da spreche ich auch für Manuel. Komödie ist wahnsinnig schwer, glaubhaft zu machen. Komödie muss auch als Tragödie funktionieren, sonst ist sie keine gute Komödie. Wir beide mögen auch nicht den Humor, der auf Kosten von anderen geht, das wäre relativ simpel. Humor muss zum Nachdenken anregen können, er muss komplex sein.

Manuel, Sie wirken – obwohl Sie ein wenig Berührungsängste damit haben – bald in einer Operette mit. Welche ist das?

Rubey: Richtig, das ist „My Fair Lady“ an der Volksoper in Wien. Die haben mich so oft gefragt und jetzt hab ich einfach zugesagt. Mit Orchester singen, das macht sicher Spaß, wenn ich auch keine klassische Gesangsausbildung habe. Trotzdem muss schon auch eine Ernsthaftigkeit dabei sein. Und es gibt mir wieder die Möglichkeit, zu scheitern.

Sie beide sagen, „Schauspieler sind die besseren Regisseure“. Gibt es da konkrete Planungen? Einen gemeinsamen Film, bei dem Sie Regie führen?

Schwarz: Ja, wir haben da gemeinsame Planungen und sind gerade am Entwickeln, können aber an dieser Stelle noch nichts verraten.

Rubey: Als Schauspieler ist man ja doch immer wie ein Handwerker, der die Vision eines anderen ausführt. Wir würden da schon gerne unsere eigene Handschrift zu Projekten für Film und Fernsehen miteinbringen wollen. Allerdings eher durch das Miteinbringen von Geschichten, das klassische Regieführen interessiert uns beide eher weniger. Das kann man ja auch noch später, wenn man sich selbst nicht mehr vor die Kamera traut. (lacht)

Wenn Sie die Macht hätten, noch heute etwas in dieser Welt zu verändern, was wäre es?

Schwarz: Wenn ich da einen Wunsch an die Fee äußern könnte, würde ich mir tatsächlich klare Beschränkungen in Social Media für die Verbreitung von Fake News wünschen und dass die Gesellschaft langfristig wieder zu einem gemeinsamen Narrativ zurückfindet.

Rubey: Ich würde eine Gehaltsobergrenze einführen. Menschen dürften nicht mehr als 100 Millionen Euro besitzen, was ja schon extrem viel ist, finde ich. Also keine Milliardäre. Dann wäre vieles gerechter – und es würde vielleicht auch Geld dorthin gelangen, wo es dringend gebraucht wird.

Interview: Susanne Grun

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