„Körper war komplett zerstört“

von Redaktion

Wie Fabian Mottl aus Kolbermoor den Ironman auf Hawaii „überlebte“

Rosenheim/Kolbermoor – Jahrelang hat sich Fabian Mottl gequält und auf diesen besonderen Moment vorbereitet. Der Kolbermoorer, der in Rosenheim trainiert, lebte seinen Traum und qualifizierte sich für den weltbekannten Triathlon-Wettkampf, den Ironman auf Hawaii. Schweißtreibend und mit vielen Entbehrungen lief alles nach Plan – bis kurz vorm Start.

Denn noch bevor der 43-Jährige Ende Oktober in den Flieger steigen konnte, warfen ihn plötzlich zwei Rückschläge aus der Bahn. Eine empfindliche Nebenhöhlenentzündung, die letztlich nur mit Antibiotikum in den Griff bekommen wurde und ein verhärteter Rücken, der Leistungssport kaum möglich erscheinen ließ. Doch Mottl biss auf die Zähne, flog auf die größte Insel der hawaiianischen US-Inselgruppe im Zentralpazifik und trat an.

Brutaler Wettkampf
hat alles übertroffen

Doch die Frage, ob er den brutalen Wettkampf so überhaupt durchhalten konnte, erübrigt sich schnell im Gespräch mit dem zweifachen Familienvater. „Es hat alles übertroffen, was ich mir jemals ausgemalt habe“, sagt Mottl gegenüber dem OVB, kurz nachdem er nun wieder in Deutschland gelandet war. Die wichtigste Nachricht: Er hat es tatsächlich geschafft und ist im Ziel angekommen. Doch der Weg dorthin war mehr als beschwerlich.

Im Vorfeld des großen Wettkampfes am 26. Oktober kam Mottl also ein paar Tage zuvor in Begleitung seines Schwagers, „der mich unglaublich supportet hat“, auf Hawaii an. Und abgesehen vom Sport sagt der Marketingmanager über die Eindrücke der Insel: „Das ist wirklich das Paradies auf Erden.“ Als einer von 2500 Gesamtteilnehmern startete Mottl schließlich in seiner Altersklasse mit Schmerzen ins Rennen. Und die erste Disziplin, das Schwimmen, lief trotz Qualle am Knie und starken Pazifikwellen außerordentlich gut. „Ich war super zufrieden, als ich aus dem Wasser stieg und die 180 Kilometer Radstrecke antreten wollte.“

„Wahnsinn“, dachte er sich dann auch auf dem Sattel, nachdem sich die ersten 50 Kilometer „phänomenal gut angefühlt“ hatten, berichtet der 43-Jährige. Doch nach und nach machten sich der starke Gegenwind und die Hitze dann doch bemerkbar und Mottl merkte plötzlich: „Das Ganze hat mich doch mehr Körner gekostet, als erwartet.“ Als es auf die Laufstrecke ging und ein paar Kilometer überstanden waren, dann die erschreckende Erkenntnis: „Mein Körper war komplett zerstört“, erinnert er sich an die brutalen Momente auf Hawaii. Irgendwann sei es ihm körperlich so schlecht gegangen, dass er sich übergeben musste.

Liegepause
auf dem Highway

Dies folgte noch zwei weitere Male, auch weil sein Körper an den Verpflegungsstationen einfach nichts mehr aufnehmen konnte. Aufgrund dieser Vorfälle war klar: „Ich konnte dann leider gar nicht mehr auf meine Zeit achten, sondern wollte einfach nur im Ziel ankommen“, sagt Fabian Mottl. Denn das hatte er seiner Frau Hanni und seinen Töchtern Leni (11) und Nele (8) versprochen. Mit über hundert weiteren Anhängern verfolgten seine Liebsten das Rennen am Bildschirm und über eine große Whatsapp-Gruppe, die Schwager Harald Schäffler live mit den wichtigsten Fotos und Zwischenständen bespielte. Und so war Aufgeben für Fabian Mottl ohnehin keine Option.

Es folgten Passagen, in denen Mottl, der einst in Neuburg an der Donau als Kanurennsportler begonnen hatte, nur noch spazieren konnte. „Ich musste mich zwischenzeitlich sogar mal auf den Highway legen“, erzählt er. Nach insgesamt zehn Stunden und 15 Minuten bog er letztlich auf die Zielgerade und erlebte dort unvergessliche Momente: „Die Menschen und den Support dort zu erleben war einfach nur krass.“ Unterm Strich kam er als 813. von 2500 Teilnehmern im Ziel an, wenngleich es ihm beim Ironman nie um die Platzierung ging. „Klar weiß ich, dass ich mehr kann. Aber in Anbetracht der Umstände bin ich einfach nur froh, angekommen zu sein.“

Von Hawaii zum
Irschenberg

Nun ist Mottl wieder im oberbayerischen Alltag angekommen. Dem herzlichen Empfang der Familie am Münchner Flughafen folgte ein ausgedehntes Mittagessen am Irschenberg, worauf sich Mottl schon vor der Reise gefreut hatte. „Die Rückenprobleme waren mysteriöserweise einen Tag nach dem Wettkampf weg“, sagt der Sportler schmunzelnd. Er sei einfach dankbar, den Mythos Ironman erlebt und sich seinen Kindheitstraum erfüllt zu haben.

Rückkehr
in die Normalität

Wie es für ihn jetzt sportlich weiter geht, ist unklar. „Ich brauche schon weiterhin auch Herausforderungen, aber es werden bestimmt nicht mehr 18 Trainingsstunden in der Woche“, sagt der 43-Jährige, der all das neben einem „normalen“ Beruf und der Familie vereinen musste.

Letztlich müsse er das aber erst mal mit seiner Frau, die ihm jahrelang den Rücken freigeschaufelt hat, besprechen. Und falls sich der ein oder andere Ottonormalbürger, den es schon nach einer gelegentlichen Sporteinheit im Bein oder in der Schulter zwickt, jetzt fragt, wie es jemandem nach dem Ironman ergangen ist – dem entgegnet Fabian Mottl trocken: „Ich hatte direkt danach keinen Muskelkater.“

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