Rosenheim – „Servus Welt, war schön auf dir“, so lautet der letzte Eintrag in Walter Leichts persönlichem „Buch der Sprüche, aufgeschrieben im September. Einen Monat später, am 28. Oktober, verstarb er nach langer Krankheit. Jetzt fand in der Klosterkirche St. Sebastian der Trauer- und Auferstehungsgottesdienst statt. Zahlreiche Menschen kamen, um sich von Walter ‚Easy‘ Leicht zu verabschieden. Darunter seine Frau Gabriele, die beiden Töchter Isa und Nicole, Enkeltochter Charlie, Oberbürgermeister Andreas März, Zweiter Bürgermeister Daniel Artmann, Landrat Otto Lederer, seine Mitarbeiterinnen aus dem städtischen Museum, zahlreiche Stadträte sowie Vertreter der einzelnen Kultureinrichtungen. „Die Stadt Rosenheim trauert um einen engagierten Bürger und einen inspirierenden Enthusiasten“, sagte Oberbürgermeister Andreas März. Walter Leicht hinterlässt eine Lücke, die „nie geschlossen werden kann“. Er war mehr als nur der langjährige Leiter des städtischen Museums. Er sorgte dafür, dass das „Ungesehene sichtbar“ und „Verborgenes sichtbar“ wurde. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, Stadtgeschichte erlebbar zu machen. Als Leiter des städtischen Museums organisierte er 53 Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten kulturgeschichtlichen Themen. „Er war ein sehr politischer Mensch, der die Meinung von anderen stets respektierte“, ergänzte März.
Er erinnerte daran, wie sportlich Leicht gewesen sei. Er war Mitglied im Alpenverein, liebte den Basketballsport. Lange Zeit stand er selbst auf dem Spielfeld, war später Trainer und Abteilungsleiter beim TSV 1860 Rosenheim. „Er war nicht nur selbst aktiv, ihm war es auch ein Anliegen, junge Leute anzuspornen und bei ihnen die Begeisterung für den Sport zu wecken“, sagte März.
Das unterstrich auch Seelsorgerin Hannelore Maurer. So habe Walter Leicht seine Begeisterung an seine beiden Töchter weitergegeben, die beide Geschichte studierten – und auch auf dem Basketballfeld eine gute Figur machten. Er war das historische Gewissen der Stadt Rosenheim, liebte es, auf dem Rennrad und in den Bergen unterwegs zu sein.
Während Maurer an den Verstorbenen erinnerte, richtete sie ihren Blick auf das Sterbebild, das seine Familie ausgewählt hat. Verschmitzt lächelt Walter Leicht in die Kamera, stützt sein Kinn auf die linke Hand. An den Bilderrahmen haben seine Töchter eine rote Krawatte gehängt. Darunter liegt ein Buch des Schriftstellers Lion Feuchtwanger. Walter Leicht war nicht nur ein Büchermensch, der bestens über alle Neuerscheinungen informiert war, er war auch sehr modebewusst und sorgte mit farbigen Krawatten und knallbunten Strümpfen immer für einen Hingucker. „Die passte er auch gerne an die jeweilige Farbe des Ausstellungsplakats an“, sagte Maurer.
Ein „ganz besonderer
Mensch“ – stets da für seine Frau und Kinder
Er war ein Familienmensch, jemand, der seine eigene Karriere zurückstellte, um sich um die Kinder zu kümmern und seiner Frau Gabi den Rücken freizuhalten. Nachdem er sich im Jahr 2023 in den Ruhestand verabschiedet hatte, nutzte er die Zeit für seine Familie. Dann kam der Krebs zurück. Seinen Lebensmut verlor Walter Leicht nie. Auch bemitleidete er sich nie selbst, versuchte, auch in noch so dunklen Stunden, das Positive zu sehen.
„Er war ein ganz besonderer Mensch“, sagte Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD. 1982 trat Walter Leicht in die Fraktion ein, war bis kurz vor seinem Tod als Vorsitzender der Schiedskommission tätig. „Es handelt sich um eine Position, die sehr gut zu Walter Leicht gepasst hat: Sie vermittelt und eint, wenn es Konflikte gibt, die es zu lösen gilt“, ergänzt Erdogan. Leicht habe sich selbst nie zu wichtig genommen, sei immer bescheiden und zurückhaltend gewesen. Er drängte sich nie in den Vordergrund und „schuf so Raum für andere“.
Für einige Lacher während des Gottesdienstes sorgten Erzählungen seiner Schul- und Studentenfreunde. Marianne Weber-Keller besuchte gemeinsam mit „Easy“ die 13a auf dem Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Sie sei Teil seines „Fanclubs“ gewesen, auch weil er in seiner Funktion als Klassenbuchführer dafür sorgte, dass die ein oder andere unentschuldigte Fehlstunde seiner Klassenkameraden unter den Tisch fiel. Walter Leicht sei zwar während der Schulzeit ein Hallodri gewesen, ließ aber damals schon durchblicken, dass er „irgendwann seriös werden will“.
Es sind Anekdoten wie diese, die dem Trauergottesdienst die Schwere nahmen, wenn auch nur für einige Minuten. „Er war sehr klug. In seiner Gegenwart wollte man vor allem eines nicht: blöd und belanglos daherreden“, sagte eine seiner Freundinnen aus dem Studium. Ihr Ziel sei es immer gewesen, ihm mit dem Gesagten ein „kleines anerkennendes Lächeln zu entlocken“.
Dieses Lächeln hatte er automatisch auf den Lippen, immer wenn er über seine Frau Gabi sprach, über die beiden Töchter und seine Enkelin Charlie. In ihrem Leben hinterlässt er die wohl größte Lücke.