Weltrekord am Rosenheimer Himmel

von Redaktion

Friedi Kühne und Lukas Irmler balancieren zwischen zwei Heißluftballons in 2500 Metern Höhe

Rosenheim/Bad Aibling – Auf eine solch waghalsige Idee muss man erstmal kommen. Als am vergangenen Samstagnachmittag ein spektakuläres Manöver am Himmel über Rosenheim die Blicke auf sich gezogen hatte, staunten zahlreiche Schaulustige nicht schlecht. Sind dort zwei Heißluftballons, während sie hoch über dem Happinger See schwebten, kollidiert? Oder steckte eine geplante Aktion dahinter? Auch ein Hubschrauber, der um die scheinbar aneinanderklebenden Ballons kreiste, sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit. Nun ist klar, dass das Luftspektakel Schauplatz eines Weltrekordes war, hinter dem auch ein bekanntes Gesicht aus der Region steckt.

So haben in schwindelerregender Höhe die Top-Athleten Lukas Irmler aus Miesbach und sein Kumpel Friedi Kühne aus Bad Aibling einen neuen Weltrekord aufgestellt. Die Profis überquerten dafür in 2500 Metern über dem Boden eine zwischen beiden Heißluftballons gespannte, rund 19 Meter lange, Slackline. In Kooperation mit dem Erlebnisanbieter Jochen Schweizer haben die beiden Sportler durch den atemberaubenden Stunt Geschichte geschrieben und einen brasilianischen Rekord gebrochen.

Die Idee für den unglaublichen Stunt, den es laut Friedi Kühne nur eine „Handvoll Male auf der Welt“ bereits gegeben hat, entstand bereits vor über einem Jahr. Im Januar erklärte er im OVB-Interview, dass „etwas ganz Großes“ in Planung sei. Nun, nach monatelanger Vorbereitung, hat alles geklappt und Kühne darf sich neuer Weltrekordhalter nennen. „Wir haben immer wieder überlegt, was wir Cooles machen können“, sagt der 35-Jährige nun gegenüber dem OVB. Als sich eine Kooperation mit Jochen Schweizer anbahnte, packten Kühne und sein Kumpel die einmalige Chance am Schopfe.

„Wir wollten damit einen neuen Höhen-Weltrekord aufstellen“, sagt der Profislackliner, der in Kolbermoor aufwuchs, für seine Rekorde bereits auf der ganzen Welt unterwegs war und beispielsweise tiefe Schluchten auf einem schmalen Seil, hunderte Meter über dem Abgrund, überquerte. „So viel Luft hatte ich allerdings noch nie unter mir“, sagt Kühne, der zuvor noch nicht einmal zu einer „normalen“ Fahrt in einem Heißluftballon Platz genommen hatte.

Und so ließ sich das Luftspektakel freilich auch nur bedingt vorbereiten. „Ich stehe seit 14 Jahren auf der Slackline, bin seit zehn Jahren Profislackliner – von daher war Training quasi immer da“, sagt er. Eine spezielle Vorbereitung auf den Balanceakt zwischen zwei fahrenden Heißluftballons war jedoch kaum möglich. Über eine Schlucht trainierten Kühne und Irmler im Vorfeld immerhin auf einem Seil mit ähnlicher Länge. „Während einer auf der Line stand, hat der andere immer gewackelt, um die Bewegungen der Ballons zumindest etwas zu simulieren“, erklärt der Bad Aiblinger.

Doch als er in 2500 Metern Höhe dann schließlich auf das Seil stieg, war dann doch alles anders. Die ersten Schritte seien sehr schwer gewesen, „in der Mitte der Slackline konnte ich sogar kurz genießen, danach war wieder jeder Schritt ein Kampf“, berichtet Kühne vom Samstagnachmittag.

Am Ende wäre er sogar fast gestürzt, sagt Kühne, der zunächst gesichert balancierte, später noch einmal mit Fallschirm auf das Seil stieg.

Besonderer Moment: „Als wir es beide geschafft hatten, die Slackline zu überqueren, sind sogar noch unsere beiden Freundinnen kurz auf das Seil gestiegen“, sagt Kühne. Die spontane Aktion, die freilich mit reichlich Adrenalin einherging, habe das Erlebnis für alle Beteiligten unvergesslich gemacht. Doch bevor der Weltrekord in trockenen Tüchern war, mussten einige Hürden genommen werden.

Denn nach dem Start in Riedering stellten die geänderten Wetterbedingungen das 30-köpfige Team vor „eine unvorhersehbare Situation“, wie die Pressestelle von Jochen Schweizer erklärt. Zu hartnäckig der Nebel und die Wolkendecke, zu ungewiss die Windsituation über den Wolken. Ein Start unter diesen Bedingungen sei extrem riskant. „Doch das Team war sich einig, wir starten und wir holen den Weltrekord“, heißt es in einer Mitteilung. Doch ein plötzlich aufkommender Wind kurz über der Wolkendecke habe die beiden Ballons in eine Rotation katapultiert, wodurch die Chancen für den Weltrekordversuch schwanden. Beide Ballons konnten erst nach Minuten der Ungewissheit stabilisiert werden, die richtige Spannung der Slackline konnte jedoch nicht konstant gehalten werden. Doch allen Umständen zum Trotz klappte letztlich alles: Erst Lukas Irmler mit einem Sturz im ersten Versuch und der erfolgreichen Rekordaufstellung auf dem Rückweg. Dann Friedi Kühne, der im ersten Durchlauf den Rekord der höchsten Slackline-Überquerung der Welt knackte.

Als Friedi Kühne letztlich mit seinem Fallschirm am Boden gelandet war, begegnete er gleich zahlreichen Schaulustigen am Boden, die sich über die so nah beieinander fliegenden Ballons und das Seil dazwischen gewundert hatten. „Sie haben aber dann schon vermutet, dass wir dort drübergelaufen sind“, erzählt Kühne.

Doch ist der Profislackliner nach diesem Luftmanöver nun gesättigt? „Naja“, sagt der 35-Jährige nachdenklich. „Jetzt im Moment schon, aber die Erfahrung zeigt: Nach dem Weltrekord ist vor dem Weltrekord.“

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