Zwei schwere Radlunfälle in der Stadt

von Redaktion

Wieder ein schlimmer Unfall mit einem Kind in Rosenheim: Nachdem Ende Oktober ein Mädchen (12) angefahren wurde, erwischte es nun einen jungen Radfahrer (11). Nur Tage danach gab es gleich den nächsten schweren Sturz eines Radlers (55).

Rosenheim – Es passiert fast täglich und die Folgen sind oft dramatisch – schwere Fahrradunfälle in der Stadt. Allein in den vergangenen Tagen hat es gleich mehrere davon in Rosenheim gegeben. Am Donnerstagabend (14. November) übersah eine 46-jährige Autofahrerin beim Einbiegen in die Münchener Straße einen E-Bike-Fahrer (55). Der Mann stürzte und zog sich schwere Verletzungen zu. Nur zwei Tage davor spielten sich am Dienstag (12. November) zur Mittagszeit schlimme Szenen in der Hofmillerstraße ab.

Schüler bei Radlunfall
in Rosenheim schwer verletzt

Ein elfjähriger Schüler aus dem Raum Rosenheim wollte gerade mit seinem Fahrrad einen Supermarktparkplatz verlassen. Genau in diesem Moment fuhr eine 64-jährige Rosenheimerin mit ihrem Auto der Straße entlang.

Der junge Radfahrer krachte in die Seite des Fahrzeugs, stürzte und blieb schwer verletzt auf dem Asphalt liegen. Jetzt gibt es in beiden Fällen eine erste, vorsichtige Entwarnung. Der Junge sei mit „entsprechenden Frakturen“ im Krankenhaus, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage. „Wir hoffen, dass er auf dem Weg der Besserung ist“, betont er. Lebensgefahr habe nach ersten medizinischen Erkenntnissen allerdings zu keinem Zeitpunkt bestanden. Genauso wenig wie bei dem 55-Jährigen, der ebenfalls in ein nahegelegenes Klinikum gebracht wurde, sagt Maurer. Wie das genaue Verletzungsbild des Mannes ist, müssten aber noch weitere Ermittlungen zeigen.

Daneben untersuche die Polizei auch weitere Aspekte der Unfälle – unter anderen, um die Schuldfrage zu klären. „Es müssen immer alle Umstände geprüft werden, ob es Ansätze gibt, den Unfallbeteiligten tatbestandsmäßige Vorwürfe zu machen“, erklärt Maurer. Ein Beispiel dafür sei die fahrlässige Körperverletzung. So wurde inzwischen gegen die 46-jährige Autofahrerin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Der Polizist betont aber auch, dass die Anzahl der Fahrradunfälle in Rosenheim – trotz der beiden Vorfälle innerhalb kürzester Zeit – nicht sichtbar angestiegen ist. 2024 habe es bisher 143 Verkehrsunfälle gegeben, in denen ein Fahrrad verwickelt war. Dabei seien die Zahlen von Oktober und November allerdings noch nicht berücksichtigt, sagt Maurer. Dementsprechend könnte die Zahl etwas höher sein. Im Jahr davor haben sich 178 Radunfälle ereignet.

Ein Unfallschwerpunkt in der Stadt, an dem besonders häufig etwas mit Fahrradfahrern passiert, ist der Polizei nicht bekannt. Dazu brauche es mindestens „fünf Unfälle mit Verletzten in einem Jahr an einer Örtlichkeit“, sagt Maurer. Auch welche Verletzungen die Radler dabei genau erleiden, sei nicht statistisch erfasst. Die Einteilung erfolge meist nur anhand von drei Kategorien: leichte, schwere und tödliche Verletzungen.

In Rosenheim hat es in den vergangenen beiden Jahren einen Fahrradunfall gegeben, der tödlich endete. Bayernweit steige die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Radler allerdings, sagt Laura Ganswindt, Pressesprecherin des Landesverbandes Bayern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). So seien 2023 85 Radfahrer bei oder nach Unfällen gestorben – vor vier Jahren waren es noch 68. Auf der anderen Seite ist die Zahl der Radunfälle und Verletzten hingegen leicht gesunken, betont Ganswindt.

Über die Gründe dafür kann auch die ADFC-Pressesprecherin nur Vermutungen anstellen. „Radfahren ist an sich nicht besonders gefährlich“, sagt sie. Das Gefährliche seien die „schlechten Rahmenbedingungen“. „Die Instandhaltung und der dringend nötige Ausbau des Radwegnetzes werden nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit verfolgt“, kritisiert sie. Zudem nehme der Autoverkehr weiter zu und die Fahrzeuge seien immer größer und schwerer. „Auch das Parken auf Radwegen und zu enges Überholen wird kaum geahndet“, sagt Ganswindt. Allerdings – auch das sagt die ADFC-Sprecherin – fahren immer mehr Menschen mit einem E-Bike. Speziell bei diesen Fahrrädern sei die Zahl der Unfälle in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Ein weiterer Punkt: „In den Herbst- und Wintermonaten werden Radfahrer von Autofahrern in der Regel deutlich schlechter gesehen“, sagt Frederik Sperber vom ADAC. Außerdem könnten Regen, Nebel und feuchtes Laub auf der Straße zu unfreiwilligen Rutschpartien führen und den Bremsweg erheblich verlängern.

Um Unfälle zu vermeiden – vor allem in der dunklen Jahreszeit – könne Ganswindt daher nur an die Radfahrer appellieren, auf einige Dinge zu achten. „Eine gute Beleuchtung ist entscheidend“, sagt sie. Wer kein fest installiertes Licht hat oder eine dynamobetriebene Beleuchtung verwendet, solle darauf achten, dass das Fahrradlicht immer ausreichend aufgeladen ist. Besonders zu beachten: „Blinkende Lichter sind am Fahrrad grundsätzlich verboten“, betont die Pressesprecherin.

Helle Kleidung
und Reflektoren empfohlen

Dazu sei es vorgeschrieben, dass das Fahrrad mit den sogenannten Katzenaugen ausgestattet ist, sagt Robert Maurer. Jedoch sei auch die Kleidung und damit die Wahrnehmbarkeit für andere Verkehrsteilnehmer wichtig. „Eine Warnweste hat seine Vorteile“, sagt der Polizist. Wem das zu viel ist, der könne genauso auf reflektierende Klettbänder zurückgreifen, die am Körper oder am Rucksack befestigt werden, ergänzt Laura Ganswindt.

Im Winter sei es auch ratsam, etwas Luft aus den Reifen zu lassen, damit die Auflagefläche größer ist. „Das senkt die Rutschgefahr“, sagt die ADFC-Sprecherin. Beim Radeln selbst sollte man ihr zufolge immer vorausschauend fahren und einen „großzügigen Abstand“ zu anderen Verkehrsteilnehmern einhalten. Das gelte genauso für Autofahrer, betont Frederik Sperber. Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte insbesondere in Kreuzungsbereichen oder an Einmündungen noch aufmerksamer sein.

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