Neuanfang nach „Schokobuam“-Aus

von Redaktion

Es war Liebe auf den ersten Blick, als vor zwei Jahren die süßen Schokoküsse Bad Aibling und in der Folge auch Rosenheim eroberten. Mittlerweile hat die Erfolgsgeschichte allerdings ein jähes Ende genommen.

Bad Aibling/Rosenheim – Was war das für ein Hype, als Anfang 2023 ein Schild mit der Aufschrift „Schaumkuss to go“ in der Innenstadt aufgetaucht ist. Damals boten die Räumlichkeiten in der Kirchzeile 16, wo eigentlich das Eiscafé Toscani zu Hause ist, zur großen Überraschung vieler plötzlich eine riesengroße Auswahl an Schokoküssen. Vor gut zwei Jahren hatte dort kurzzeitig ein Geschäft geöffnet, bei dem fast ausschließlich die schaumigen, mit Schokolade überzogenen Süßwaren über die Ladentheke gingen. Eine Erfolgsgeschichte, eine Liebe auf den ersten Blick zwischen den Aiblingern und der klebrigen Süßigkeit, die sich rasch entwickelte und nun ein bittersüßes Ende nahm.

Denn das Geschäftsmodell, das zwei Unternehmer unter dem Namen „Schokobuam“ damals zunächst für wenige Wochen austesteten und später größer aufzogen, gibt es nicht mehr. Die rasch eröffneten eigenen Schokobuam-Filialen in der Aiblinger Färbergasse sowie später zusätzlich in der Kirchzeile, in Rosenheim und am Schliersee haben mittlerweile geschlossen. Am Ende stieß das vielversprechende Konzept dann doch an Grenzen.

Heutzutage hätten es Feinkostläden ohne weitere Standbeine sehr schwer, im Einzelhandel überleben zu können, erklärt Sebastian Buttgereit, einer der beiden Geschäftspartner, die hinter den „Schokobuam“ steckten. Denn auch wenn die Schaumkuss-Ware im Winter große Beliebtheit erfuhr, tat man sich mit dem Produkt in den Sommermonaten umso schwerer, blickt Buttgereit zurück. Nachdem die Schaumkuss-Filiale in Rosenheim im Frühsommer dieses Jahres bereits geschlossen wurde, entschied man sich im Juli auch in Bad Aibling zu diesem schweren Schritt.

„Irgendwann standen wir einfach vor der Frage: Schaffen wir es in den nächsten Winter oder hören wir auf?“, berichtet Buttgereit von den Überlegungen. Hinzu kamen „unterschiedliche Meinungen zur Ausrichtung“, was schließlich zum Schlussstrich geführt habe. Doch Buttgereit betont: „Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen.“ Doch für den 41-Jährigen war schnell klar, dass er in Bad Aibling weitermachen wollte.

Der ehemalige Feinkostladen „Erlesenes & mehr“, der 2023 nach 15 bewegenden Jahren im Herzen der Stadt schließen musste, war vor gut einem Jahr von den „Schokobuam“ übernommen worden. Nachdem auch hier die Ladentüre im Sommer für Monate verschlossen blieb und die Zukunft völlig offen war, reifte in Buttgereit eine Idee: „Ich will den Laden wieder wie früher aufziehen, oldschool auf die große Tee- und Pralinen-Auswahl setzen und den Aiblinger einfach sagen, dass es ihren Feinkostladen wieder gibt.“

Seit Ende Oktober wagt der Geschäftsmann nun einen Neustart in der Kirchzeile, in der das Geschäft dienstags, donnerstags, freitags und samstags geöffnet hat. Die Rückmeldung der Kunden, die das altbewährte Sortiment schätzen, das in der Kurstadt alternativlos sei, sei bislang gut. Und mit seinen drei neuen Mitarbeiterinnen, die etwa durch frühere Beschäftigung im Rosenheimer „Tischlein Deck Dich“ reichlich Erfahrung mitbrächten, während Buttgereit selbst überwiegend hinter den Kulissen agiere, wolle man die neuen Herausforderungen angehen. Dabei ist für Buttgereit auch klar, dass das reine Tagesgeschäft dauerhaft nicht das einzige Standbein bleiben kann. Neben einer Erweiterung des Sortiments, etwa „in die dekorative Richtung“, wolle man online stärker präsent sein und vor allem auch individualisierte Produkte, beispielsweise Firmen-Geschenke, anbieten.

Kleine Auswahl
an Schoko-Küssen

Und, um noch einmal auf die zerrüttete Liebesbeziehung zu sprechen zu kommen: Die „einzigartige Verbindung“, die seit fast zwei Jahren zwischen der Stadt und den besonderen besagten Schaumküssen bestand, hat Buttgereit auch jetzt nach dem Ende der Schokobuam nicht ganz aus den Augen verloren. „Weil viele Kunden danach fragen, bieten wir derzeit auch noch eine Auswahl der Schokoküsse an“, so Buttgereit. Dies werde man nun punktuell machen, je nach Nachfrage. Und bei aller Euphorie inmitten des Neustarts sagt der 41-Jährige mit einer gehörigen Portion Realismus: „Wir schauen jetzt mal bis Silvester, wie es sich entwickelt. Um so mehr Kunden kommen, desto sicherer können wir die Zukunft dieses Standortes planen.“

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