Rosenheim – Das Ringen um jede einzelne Stimme hat begonnen. Und die CSU Rosenheim scheint bereit zu sein für diesen „Kampf“. Zumindest will der Kreisverband das an diesem Abend in der Auerbräu-Festhalle demonstrieren. Eigentlich sind die Delegierten der CSU für Stadt und Landkreis Rosenheim zusammengekommen, um einen neuen Direktkandidaten für den Wahlkreis zu bestimmen. Dennoch ist zu spüren: Es geht um mehr. Der Wahlkampf für die Neuwahlen im Februar läuft bereits auf Hochtouren.
CSU Rosenheim will
geschlossen in den
Wahlkampf gehen
Schließlich dauert es nach Beginn der Veranstaltung nur wenige Minuten, bis das Scheitern der Ampel und die „quälend lange Hängepartie“ bis dahin angesprochen wird – und der erste Angriff auf die Regierungsparteien erfolgt. „Wir brauchen eine grundlegende Wende in ganz verschiedenen Bereichen der Politik“, sagt Landrat Otto Lederer. Die Regierung sei „unwürdig gescheitert“, es müsse jetzt dringend ein Neuanfang her. Damit dieser gelingt, brauche es allerdings Geschlossenheit – in Deutschland, aber auch in der Union, betont Lederer.
Für die angriffslustigen Worte des Landrates gibt es gleich mal Applaus von den rund 150 Delegierten. Nur wenige Tische in der Festhalle, von der an diesem Abend nur der hintere Teil gebraucht wird, sind freigeblieben. Das mit der Geschlossenheit scheint schon mal zu funktionieren. Kurz darauf übergibt Lederer das Wort an Daniela Ludwig, Rosenheims Bundestagsabgeordnete der CSU. Im Ton ändert sich allerdings wenig.
Gleich zu Beginn ihrer Rede wird ausgeteilt: „Die Sozialdemokratie hat unserem Land noch nie gutgetan“, sagt Ludwig. Sie spricht laut, macht immer wieder kurze Pausen und wiederholt entscheidende Absätze und Wörter. Auch gegen den Bundeskanzler geht es. „Olaf Scholz hat das Land nie richtig geführt“, kritisiert Ludwig. Die Bundestagsabgeordnete betont, dass es in diesen Zeiten mit den vielen zeitgleichen Krisen aber wichtig sei, „Verantwortung für die Menschen in unserem Land zu übernehmen“. Ganz nach dem Motto: „Näher am Menschen“, wie auf einem Banner am Rednerpult steht. Denn die Ampel habe nie einen gemeinsamen, guten Weg gefunden und es nicht geschafft, das Land zu stabilisieren. „Wir müssen das jetzt machen“, sagt Ludwig. Danach geht es wahlkampfartig durch alle wichtigen Themen wie Wirtschaft, Migration, Bürgergeld und Verkehr. Ludwig zählt bei allen Bereichen die Herausforderungen auf – und die Versäumnisse sowie die aus ihrer Sicht falschen Entscheidungen der Ampel. Zwischendurch gibt es immer wieder Applaus. Zum Beispiel dann, als Ludwig die nicht gehaltenen Versprechungen an die Landwirte und die daraus folgenden Demonstrationen anspricht. Oder, dass die Union das Bürgergeld abschaffen will.
Ludwig will jedoch nicht nur meckern, sondern auch Vorschläge machen. „Wir werden in unserem Sofortprogramm, sobald wir die Wahl gewinnen, zum Beispiel eine sogenannte Aktiv-Rente einführen, die es Rentnern ermöglicht, auch im Ruhestand bis zu 2000 Euro steuerfrei hinzuzuverdienen“, versprach die Bundestagsabgeordnete. Auch beim Brenner-Nordzulauf wolle sie kein bisschen nachlassen und nicht von den Forderungen abrücken: „Wir brauchen die beste Lösung für die Region, nicht die billigste.“
Zwischen die Versprechungen mischen sich politische Sticheleien – gegen alle anderen Parteien. Von den Grünen über die FDP bis hin zu den Freien Wählern. Eines macht Ludwig immer wieder klar: Der Wahlkampf wird hart. Nach rund 50 Minuten ist sie fertig. Den Delegierten scheint die „Bewerbungsrede“ für das Rosenheimer Direktmandat gefallen zu haben. Es gibt minutenlangen Applaus. Passend dazu wird direkt im Anschluss gewählt. Es geht darum, wer die Rosenheimer CSU künftig als Direktkandidat im Bundestag vertreten soll. Seit 2005 macht das Daniela Ludwig. Auch für die kommende Wahl im Februar wird die Rosenheimerin einstimmig von den CSU-Verbänden aus Stadt und Landkreis vorgeschlagen. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht. Damit geht es nur darum, wie groß der Rückhalt von Ludwig innerhalb ihrer Partei ist.
Daniela Ludwig mit
deutlichem Votum
wiedergewählt
Nach kurzer Wartezeit und ein wenig Blasmusik verkündet Landrat Otto Lederer, der den Wahlausschuss leitete, das Ergebnis. Von 148 möglichen Stimmen erhält Ludwig 133 Stimmen – ein Ergebnis von 97,1 Prozent. Lediglich vier Delegierte stimmten gegen sie, elf Wahlzettel waren ungültig. Die Wahl nahm die Rosenheimerin an und versprach: „Ich werde alles tun, um dieses Vertrauen auch zurückzugeben.“