Rosenheim – Eigentlich hätte es schöner Abend werden sollen. Freitag, ein ausverkauftes Rofa-Stadion und die „Mutter aller Derbys“ im Eishockey zwischen den Starbulls und dem EV Landshut. Bei diesem Spiel dabei sei zu sein, darauf hatte sich Karl Stieglbauer schon lange gefreut. Da der Traunsteiner früher in Rosenheim gelebt hat, wusste er, dass die Parkplatzsuche um das Stadion schwierig werden könnte. Umso glücklicher war er, als er auf dem Norma-Parkplatz an der Gießenbachstraße noch einen ergattern konnte, erzählt Stieglbauer. Zwei Wochen nach dem Spiel gab es allerdings eine „böse Überraschung“.
Der Traunsteiner hat Post bekommen – und zwar aus München von einem Unternehmen, das sich für andere Firmen um deren Parkraum kümmert. „Darin wurde ich aufgefordert, eine Vertragsstrafe von 50 Euro zu bezahlen“, sagt Stieglbauer. Der Grund: Er habe zwischen 18.15 und 22.15 Uhr unrechtmäßig auf dem Parkplatz des Supermarktes geparkt. Das kann Stieglbauer nicht nachvollziehen.
Schließlich sei der Parkplatz, der zu diesem Zeitpunkt zu rund einem Viertel belegt war, nicht mit einer Schranke abgesperrt gewesen. Genauso wenig stand an der Einfahrt jemand, der kontrolliert oder Parktickets ausgegeben hat. Auch sonst sei ihm kein deutlicher Hinweis aufgefallen, der das Parken an diesem Abend ausdrücklich verboten hätte. Doch ein Besuch vor Ort zeigt: So ganz stimmt das nicht. Auf dem Parkplatz in der Gießenbachstraße weisen sowohl an der Einfahrt als auch auf der Parkfläche sowie an den Wänden des Supermarkts mehrere blaue Schilder in unterschiedlichen Größen darauf hin, dass es sich um einen Privatparkplatz handelt. Darauf steht auch, dass die „kostenfreie Höchstparkdauer“ bei 60 Minuten liegt. Weiter ist dort zu lesen, dass bei Überschreitung mindestens 30 Euro fällig werden. Die genauen Parkbedingungen sind in kleiner Schrift auf einem extra Schild an der Einfahrt zu finden.
Allerdings war das Geschäft aufgrund des Allerheiligen-Feiertags sowieso nicht geöffnet, entgegnet Stieglbauer. Daher sei niemanden ein Parkplatz weggenommen worden. Und wenn, hätte man genauer kenntlich machen müssen, dass das Parken auch am Feiertag verboten ist. So habe es vielmehr bewusst den Eindruck erwecken sollen, als wäre es in Ordnung, wenn man dort parkt, kritisiert der Traunsteiner. Nur um danach das Geld einzufordern. Daher ist für ihn klar: „Das ist Abzocke von Eishockey-Fans.“ Norma wollte sich auf OVB-Anfrage zu den Vorwürfen nicht äußern. Auch vom Münchener Unternehmen für die Parkraumüberwachung kam keine Antwort.
Wie das System genau funktioniert, wird jedoch auf der Internetseite des Parkplatz-Unternehmens erklärt. Dort wird ein „schranken- und ticketloses Parkerlebnis“ versprochen. Der Parkplatz wird dabei mit einem Kamerasystem videoüberwacht. Über Scanner werden die Kennzeichen bei der Ein- und Ausfahrt erfasst. Dadurch werde „automatisch die exakte Parkdauer“ ermittelt. Dazu sollen über die Kameras „unverhältnismäßige Parkvorgänge identifiziert und Nichtkunden herausgefiltert werden“. Daher brauche es auch weder eine Parkscheibe noch einen Kontrolleur.
Wie die Autos derjenigen, die nur zum Einkaufen gehen, von anderen Parkern unterschieden werden, auch dazu wollte das Unternehmen nichts sagen. Genauso wenig dazu, welche Vorgaben es an die Beschilderung und die Hinweise auf dem Parkplatz gibt und wie es um das Parken außerhalb der Öffnungszeiten steht.
Karl Stieglbauer hat die 50 Euro inzwischen bezahlt. Vor ein paar Tagen hat er allerdings noch einmal Post bekommen – diesmal als E-Mail. Darin versichert ihm Norma „aus Kulanz einen Einkaufsgutschein in Höhe von 50 Euro“ zuzusenden. Dies sei eine Einzelfallentscheidung, schreibt das Unternehmen.
Der Traunsteiner wünscht sich trotzdem, dass die Unternehmen mit den großen Supermarkt-Parkplätzen rund um das Eisstadion an den Spieltagen den Fans entgegenkommen. „Man sollte dort gegen einen kleinen Obolus wie fünf Euro parken dürfen. Niemand verlangt, dass das kostenfrei sein muss, obwohl es natürlich schön wäre und ein kleiner Beitrag für begeisterte Eishockey-Fans und Norma-Kunden wäre“, sagt er. Auf diesem Wege sei es möglich, die Parksituation um das Stadion herum während der Spiele zu entschärfen.