Rosenheim – Das rote Blitzlicht verheißt nichts Gutes. Wer es sieht, erhält meist ein paar Wochen später Post – und dann kann es teuer werden. Während sich der ein oder andere Autofahrer vermutlich schon mal über einen Blitzer geärgert hat, sollen diese den Verkehr für alle Teilnehmer sicherer machen. In Rosenheim wird für die Verkehrssicherheit, insbesondere von Schulkindern, älteren Menschen oder Radfahrern, allerdings noch zu wenig getan – zumindest, wenn es nach den Rosenheimer Grünen geht. Daher haben sie eine Idee, die nicht jedem gefallen wird: Es soll mehr geblitzt werden.
Alarmierende
Auffälligkeiten
In einem Antrag fordert die Stadtratsfraktion Oberbürgermeister Andreas März auf, die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung durch zusätzliche Kontrollen zu erhöhen. Dabei verweisen sie auf die Zahlen des Zweckverbands „Kommunale Dienste Oberland“. Dieser überwacht neben der Polizei, ob sich Autofahrer in Rosenheim an die zulässige Höchstgeschwindigkeit halten. Bei den Blitzer-Ergebnissen von 2023 gibt es allerdings eine Auffälligkeit – und die sei alarmierend.
Bei insgesamt 282698 kontrollierten Fahrzeugen waren 4845 Fahrer zu schnell unterwegs. Im Jahr davor wurden noch 600 Autos weniger geblitzt. „Das ist eine Zunahme von 15 Prozent bei den Geschwindigkeitsüberschreitungen“, betont Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Und das, obwohl im vergangenen Jahr von der Anzahl der Stunden weniger kontrolliert wurde als 2022.
Für Thorsten Preßler, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands, ist das kein Grund zur Sorge. Ein solcher Anstieg sei immer mal möglich. „Vor allem dann, wenn wir neue Messstellen in der Stadt aufmachen“, sagt er. Diese hätten die Autofahrer noch nicht auf dem Schirm. Auch dafür, warum im vergangenen Jahr nicht so oft geblitzt wurde, hat Preßler eine Erklärung.
„Es kommt vor, dass wir witterungs- oder krankheitsbedingt in einem Monat bisschen weniger kontrollieren können“, sagt Preßler. Man erfülle aber immer mindestens 95 Prozent der von der Verwaltung gebuchten Überwachungszeit.
In Rosenheim sind das 80 Stunden – bei bis zu 100 möglichen Messstellen, teilt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt auf OVB-Anfrage mit. Er berichtet, dass es bereits 2010 einen Antrag für eine Erhöhung auf 100 Stunden gab. Dieser wurde aber mehrheitlich abgelehnt. Ob es inzwischen mehr Kontrollen braucht, will Thorsten Preßler nicht beurteilen.
„Die Entscheidung liegt immer bei der Kommune“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Zweckverbandes. Mit den 80 Stunden im Monat liege Rosenheim im Durchschnitt der betreuten Städte – in Garmisch-Partenkirchen sind es 100, in Starnberg 30.
Auch die Beanstandungsquote – Anzahl der Verstöße im Verhältnis zu den kontrollierten Fahrzeugen – befinde sich in der Stadt in einem „unauffälligen Bereich“. Meist zwischen acht und zwölf Prozent, sagt Preßler.
Genauso hoch sei die Quote in den anderen Städten, in denen der Verband kontrolliert. Dennoch gibt es in Rosenheim drei Stellen, an denen im Schnitt deutlich mehr Autofahrer in die Radarfalle tappen.
„Spitzenreiter“
Asamstraße
„Spitzenreiter“ ist die Asamstraße in Aising. „Dort hatten wir zu Beginn der Kontrollen im Jahr 2013 eine Beanstandungsquote von 45 Prozent“, berichtet Preßler. Heißt: Fast die Hälfte aller vorbeifahrenden Autos war zu schnell. Inzwischen werden noch 13 Prozent der Fahrzeuge geblitzt. Wie viele Autos an den Messtagen jeweils durchgefahren sind, konnte Preßler auf die Schnelle nicht beantworten.
Auf Platz zwei liegt die Römerstraße in Westerndorf. Auch dort wurde zum Start der Messstelle vor elf Jahren fast die Hälfe aller vorbeifahrenden Autos geblitzt – jetzt sind es noch 14 Prozent. Auf Platz drei liegt die Severinstraße in der Aisingerwies mit 37 Prozent, bei der letzten Kontrolle 2024 waren es elf Prozent. „Daran, dass die Zahlen in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken sind, erkennt man einen positiven Effekt durch unsere Überwachung“, sagt Preßler.
Dass trotzdem öfter geblitzt wird, sei dennoch jederzeit möglich, bestätigt der stellvertretende Geschäftsführer. Genauso könnten auf Wunsch der Stadt weitere Messstellen dazukommen.
Zum Beispiel wurde erst vor wenigen Tagen in der Schlößlstraße seit langer Zeit wieder geblitzt. Dort seien aber „nur“ 35 von rund 1100 kontrollierten Fahrzeugen zu schnell unterwegs gewesen. „Für eine reaktivierte Stelle waren das vergleichsweise wenig Verstöße“, sagt Preßler.
Bei neuen Messpunkten müsse davor immer geprüft werden, ob dort das Blitzen technisch möglich ist. So dürfte die Stelle aufgrund einer Richtlinie unter anderem nicht zu nah an dem Verkehrsschild stehen, das die Geschwindigkeit vorgibt.
Dazu stelle sich auch die Frage, welche Messtechnik an dem Ort verwendet werden kann. Besonders in Kurvenbereichen funktioniere nicht jede Technik. Wenn die Blitzer in einem Fahrzeug sind, braucht es zudem einen geeigneten Stellplatz, manchmal auch auf einem Privatgrundstück. Falls das nicht geht, wird der Blitzer auf ein Stativ am Straßenrand gestellt. „Das ist die gleiche Messtechnik und in beide Fahrtrichtungen möglich“, erklärt Preßler.
Für Sonja Gintenreiter ist auch ein stationärer Geschwindigkeitsmesser vorstellbar, an Punkten mit erhöhter Unfallgefahr oder vor Schulen.
Das hätte nicht nur einen Effekt für den Verkehr, sondern könnte auch zusätzliche Einnahmen generieren. Ansonsten seien auch mobile Blitzer in der Aisinger Straße auf Höhe der Einmündung zur Schule, in der Prinzregentenstraße, der Kufsteiner Straße sowie in der Äußeren Münchener Straße und der Traberhofstraße sinnvoll. Dass es allerdings so weit kommt, dazu müssten die Mitglieder des Verkehrsausschusses dem Antrag erst noch zustimmen.