Gemeinsame Gedanken zur Zukunft

von Redaktion

Ungewöhnliche Szenen am Karo-Gymnasium: Anstatt über MatheAufgaben zu sitzen oder Vokabeln zu büffeln, wurde über die Zukunft des Landes diskutiert – mit politischer Prominenz und Überraschungen. Dabei wurde deutlich, was sich die jungen Leute wünschen – und ein „Geheimnis“ von Ilse Aigner bekannt.

Rosenheim – Am Ende waren alle doch etwas überrascht. Von den Politikern über die Lehrer bis hin zu den Schülern selbst. „Dass so viele Fragen gestellt werden, hätte ich nicht gedacht“, sagte Lisa Höhensteiger, Schülersprecherin des Karolinen-Gymnasiums.

Für das Projekt „Landtag trifft Schule“ besuchte die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner das Rosenheimer Gymnasium – um mit den Schülern aus der 11. Jahrgangsstufe über Demokratie zu sprechen. Und obwohl den Jugendlichen immer wieder nachgesagt wird, sich nicht für politische Themen zu interessieren, musste Aigner eine Doppelstunde lang Rede und Antwort stehen.

Schüler mit
vielfältigen Fragen
an Ilse Aigner

So wollte ein Schüler wissen, wen er denn bei seiner ersten Bundestagswahl im Februar wählen soll. Bisher habe er nichts gefunden, was ihn überzeugt. „Vor allem bei den Kanzlerkandidaten“, sagte er. Daher wisse er nicht, ob er überhaupt wählen soll. „Das ist das Schlechteste, was man machen kann“, entgegnete Aigner. Sie betonte, dass es fast nicht möglich ist, den einen perfekten Kandidaten für sich zu finden. Man müsse mehr nach der „größtmöglichen Schnittmenge“ der eigenen Vorstellungen und den Ideen der Kandidaten gehen. „Oder selbst kandidieren“, sagte Aigner und lachte.

Das sei auch unabhängig von der anstehenden Wahl ihr Tipp für die Jugendlichen. Wer etwas bewegen und sich für mehr Demokratie einsetzen möchte, könne sich auch in seiner Heimatgemeinde politisch engagieren. „Ich bin um jeden froh, der sich einbringt, mitmacht, den Mund aufmacht und sich nicht fürchtet“, sagte Aigner auf die Frage einer Schülerin, was die Politik von den Jugendlichen erwartet. Auf diesem Weg sei sie selbst in die Politik gekommen.

„Mich hat damals gestört, dass auf der ‚Rennstrecke‘ zwischen Feldkirchen und Rosenheim zu viele Menschen verunglückt sind“, verriet die Landtagspräsidentin den Schülern. Deswegen setzte sie sich mit einigen Mitstreitern in der Gemeinde für einen Bus als Nachtexpress ein.

Mehr Einsatz wünschte sich ein anderer Schüler auch beim Brenner-Nordzulauf. „Tirol ist ein gutes Stück weiter und bei uns passiert nichts, obwohl wir aufgrund des Klimawandels eine Verkehrswende brauchen“, kritisierte er. Manchmal dauert es eben ein bisschen länger, erklärte Aigner, auch das gehöre zur Demokratie. „Vor allem, wenn viele Menschen betroffen sind und die beste Lösung auf den Weg gebracht werden muss“, sagte die Politikerin.

Lösungen wollten die Schüler auch für die Wohnungsnot in den Städten hören. Oder was die Auswirkungen der US-Wahl auf die Region sind oder ob ein Verbot der AfD umzusetzen ist. Eine Schülerin fragte, ob die Neuwahlen nun eine Gefahr oder eine Chance für die Demokratie sind. Diese sei „unter Feuer“ geraten, sagte Aigner. „Deshalb ist es wichtig, heute hier zu sein, zuzuhören und die Sorgen und Nöte ernst zu nehmen. Es ist Aufgabe der Politik, Lösungen zu suchen“, betonte die Landtagspräsidentin.

Da allerdings bei den vergangenen Wahlen viele junge Leute ihre Stimme rechten Parteien gaben, sei es auch wichtig, die Vorzüge der Demokratie immer wieder zu erklären und darüber ins Gespräch zu kommen. Vor allem mit Jugendlichen, da diese auch sehr von den sozialen Medien beeinflusst werden, sagte Aigner. Dort werden ihr zufolge bewusst Fake News verbreitet und Inhalte verkürzt dargestellt, um „Empörung zu schüren.“

Gleichbehandlung
ist der Jugend
besonders wichtig

Das bestätigte auch Timo Heunisch, Vertreter des Leistungsfachs Politik und Gesellschaft. „Social Media beeinflusst uns“, sagte der Schüler. Ihm seien selbst schon ohne großes Zutun fragwürdige Inhalte auf Instagram angezeigt worden. „Da wirst du schon sehr in eine Richtung geleitet“, zeigte sich Heunisch besorgt. Dagegen könne ihm zufolge auch eine demokratische Partei wenig ausrichten.

Eines der „besten Gegenmittel dagegen ist schlicht und ergreifend Bildung“, betonte Aigner. Daher sei sie froh und stolz, dass das Interesse der Schüler am Karolinen-Gymnasium an der Demokratie groß ist. Das hätten auch die Karten gezeigt, welche die Jugendlichen vorab gestaltet und vorgetragen haben.

Darauf sollten sie schreiben, was Demokratie für sie ist und was sie sich von ihr wünschen. Und dabei stach eines heraus: Sie erhoffen sich, dass es jederzeit Gleichberechtigung für alle gibt und jeder das Recht hat mitzureden.

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