Pringal zieht die Reißleine und schließt

von Redaktion

Nach Augenoptik Fegg macht das nächste Traditionsgeschäft in der Münchener Straße dicht: Das Bekleidungsgeschäft „Pringal Fashion“ schließt im Januar 2025 seine Pforten. Jetzt spricht Inhaber Thomas Pringal über die Gründe – und wie es für ihn weitergeht.

Rosenheim – Schwer ist Thomas Pringal (54) die Entscheidung nicht gefallen. Er steht im Untergeschoss des Geschäfts „Pringal Fashion“, das sein Vater vor über 30 Jahren eröffnet hat. „Damals konnte ich mir nicht vorstellen, ebenfalls in die Textilindustrie einzusteigen“, erinnert sich der gelernte Mechaniker.

Doch wie so oft im Leben, kommt es manchmal anders, als man denkt. Einige Jahre später habe ihn sein Vater erneut gefragt, dieses Mal fiel Thomas Pringals Antwort anders aus. Er gab sein Leben in München auf und zog nach Rosenheim. „Das ist jetzt 24 Jahre her“, sagt Pringal.

Italien-Reisender im
Dienst der Kunden

Seitdem hat er sich nach und nach einen Namen in der Stadt gemacht. Während sein Fokus zu Beginn eher auf den jungen Leuten lag, kleidet er jetzt vor allem Frauen und Männer zwischen 30 und 55 Jahren ein. Alle zwei Wochen fährt er nach Italien, um neue Ware einzukaufen. Er steht um 3 Uhr auf, fährt die 1500 Kilometer lange Strecke hin und zurück und ist gegen 21 Uhr wieder zurück in der Stadt. „Es ist anstrengend, aber ich mache es sehr gerne.“

Während er erzählt, begrüßt er die Kunden, fragt, ob er ihnen helfen kann. In seinem Geschäft wird sich geduzt, man kennt sich. „Wir haben viele Stammkunden“, sagt er. Ihnen habe er per E-Mail mitgeteilt, dass er seinen Laden schließen muss. Und das, obwohl sein Mietvertrag eigentlich erst in acht Jahren endet. Trotzdem hat Pringal jetzt die Reißleine gezogen.

Er befürchtet, dass sein Geschäft massiv unter den geplanten Renovierungsarbeiten und Umbaumaßnahmen des ehemaligen Karstadt-Sport-Hauses leiden wird. „Eine zweijährige Baustelle direkt vor unserem Haus würden wir nicht überleben“, sagt Pringal. Er erinnert daran, dass er seit Corona der letzte Mieter im Karstadt-Sports-Haus ist. „Das war für uns nicht immer leicht“, sagt er. Hinzu kommt, dass die Miete ihm zufolge auch noch erhöht worden sei. „Das war ein deutliches Zeichen, dass wir eher stören und nicht für ewig bleiben können“, sagt er.

Zudem hatte er in den vergangenen Jahren immer wieder mit Wasserschäden zu kämpfen. Ein Phänomen, von dem auch ein anderer ehemaliger Mieter berichtet. So musste Max Fegg, Geschäftsführer des gleichnamigen Augenoptikers, seinen Laden direkt daneben dichtmachen – nach 37 Jahren. „Wir hatten kurz vor der Schließung vier Wasserschäden in einem Jahr“, sagt Fegg. Grund hierfür sind ihm zufolge die „vielen komplett maroden Rohrleitungen der Dachentwässerung.“

Unterstützung habe er weder vonseiten des Eigentümers noch der Politik erhalten. So habe er beispielsweise einen Brief an Oberbürgermeister Andreas März geschrieben, der ihm jedoch lediglich mitteilte, dass die Stadt dafür nicht zuständig sei. Bereits im August 2021 entschied Fegg sich deshalb dazu, sein Geschäft dauerhaft zu schließen. „Mein Lebenswerk wurde zerstört“, sagt er. Er hätte sich gewünscht, dass es vonseiten der Politik mehr Unterstützung für mittelständische Unternehmen gibt. Jetzt hofft er darauf, dass es zukünftigen Mietern besser ergeht und das Haus samt der Wasserleitungen saniert wird.

Der neue Eigentümer des Gebäudes äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Entwicklungen und weiteren Plänen.

Auf der Suche nach
einem neuen Geschäft

Froh, dass er sich mit diesen Problemen bald nicht mehr auseinandersetzen muss, ist Thomas Pringal. In der kommenden Woche startet er mit dem Abverkauf, im Januar ist dann endgültig Schluss. Wie es für den 54-Jährigen danach weitergeht, ist im Moment noch offen. „Ich bin auf der Suche nach etwas Neuem“, sagt er. Am liebsten würde er in der Region bleiben, hier einen Laden eröffnen, in dem er wieder Textilien verkaufen kann. Etwas Passendes gefunden hat er bisher noch nicht. Optimistisch bleibt er dennoch.

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