Rosenheim – Als Lebensretter möchte der 68-jährige Mann aus Rosenheim nicht bezeichnet werden. „Das ist doch ganz selbstverständlich“, sagt er am Telefon. Ihm ist es wichtig, anonym zu bleiben, trotzdem hat er sich bereit erklärt, den vergangenen Sonntag Revue passieren zu lassen.
Leise Hilferufe
in der Austraße
Es war gegen 23 Uhr gewesen, als er und seine Frau ins Bett gegangen sind. Plötzlich hörte er leise jemanden um Hilfe rufen. „Es hat sich angehört, als ob jemand vor dem Haus liegt, oder ein Nachbar Hilfe braucht“, erinnert sich der 68-Jährige. Er und seine Frau hätten sich wieder angezogen, die Wohnung in der Austraße verlassen und seien ums Haus spaziert. Gesehen hätten sie dort niemanden. Vom Erdgeschoss aus konnten sie jedoch einen Blick in die Wohnung der Nachbarin werfen. „Sie ist sehr ordentlich, aber an diesem Tag hingen die Lamellen schief und ich war der Meinung, dass ich eine Hand gesehen habe“, sagt der Rosenheimer. Ohne lange nachzudenken, verständigte er die Polizei.
Kurz nach den Beamten trafen auch Rettungsdienst und Feuerwehr vor Ort ein. Die Einsatzkräfte öffneten die Tür, sofort fiel ihnen die 84-Jährige auf, die leicht bekleidet am Boden lag. „Sie muss beim Waschen ohnmächtig geworden und gestürzt sein“, vermutet ihr Nachbar. Anschließend sei sie vom Badezimmer ins Wohnzimmer gekrochen, versuchte so, auf sich aufmerksam zu machen. Zum Glück mit Erfolg – wenn auch fast 14 Stunden nach ihrem Sturz.
Dass die Situation auch ganz anders hätte ausgehen können, weiß auch Polizeihauptkommissar Robert Maurer. „Sie war stark unterkühlt und dehydriert“, sagt er. Nachdem die Seniorin vor Ort sofort medizinisch versorgt wurde, sei sie anschließend ins Klinikum gebracht worden. Ob sie mittlerweile wieder entlassen wurde, wusste ihr Nachbar nicht. Aber: Seine Frau habe noch am selben Tag mit der 84-Jährigen gesprochen. Es schien ihr – zumindest zu diesem Zeitpunkt – den Umständen entsprechend gut zu gehen.
Lob für die
Rosenheimer Polizei
„Es war wirklich keine besondere Leistung meinerseits“, fügt der 68-Jährige hinzu. Nicht im Traum hätte er sich vorstellen können, die Hilferufe einfach zu ignorieren. Statt sich also selbst zu loben, spricht er lieber den Rettungskräften ein Kompliment aus: „Die haben wirklich einen top Job gemacht.“